Mit Begeisterung: Die Motorradbestseller des Rekordjahrs 2020

Seite 2: Platz 7 bis 11

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Suzuki kann zwar in Deutschland für 2020 ein deutliches Absatzplus von 23,2 Prozent vermelden, aber für den Giganten aus Japan sind 7153 Neuzulassungen und Rang sieben demütigend. 2002 war Suzuki noch Marktführer mit 29.437 Neuzulassungen. Seit Jahren herrscht bei Suzuki ein Mangel an innovativen Modellen. Die Suzuki-Händler haben im Dezember viele Motorräder mit Rabattaktionen und Tageszulassungen auf den Markt gedrückt, ganz besonders die ohnehin schon günstige GSX-S 750: Im November lag sie bei den Neuzulassungen noch bei 1515 Stück, Ende Dezember waren es 2178 und damit Rang 9.

Rang acht: Die GSX-S 750 war 2020 die meistverkaufte Suzuki.

(Bild: Suzuki)

Auf Platz 12 lag die SV 650, die zwar immer noch gut, aber in ihren Grundzügen schon über zwei Jahrzehnte alt ist. Das V2-Naked Bike brachte es 2020 auf 1626 Neuzulassungen. Auf Rang 33 befand sich die DL 650 V-Strom, auch die Mittelklasse-Reiseenduro hat bereits viele Jahre auf dem Buckel und wird für wenig Geld angeboten. Als vierte Suzuki schaffte es die GSX-S 1000 mit 740 Stück auf Platz 48 noch so gerade unter die Top 50. Für die amtierende MotoGP-Weltmeistermarke ist es unverständlich, dass sie nicht endlich mit ein paar überzeugenden, modernen Modellen auf den Markt kommt. Suzuki stolpert den Trends hinterher und verpasst fast überall den Anschluss.

Triumph auf Rang acht konnte 2020 in Deutschland exakt 1144 Motorräder mehr absetzen, was einen deutlichen Anstieg um 23,3 Prozent bedeutete. 6068 der englischen Bikes wurden letztes Jahr hierzulande neu zugelassen, das entspricht einem Marktanteil von 4,6 Prozent. Ausgerechnet das teuerste Modell entpuppte sich als der Bestseller im Programm: Die Rocket 3 (Test) ist mit 2,5 Litern das hubraumstärkste Serienmotorrad auf dem Markt und übertrifft mit sagenhaften 221 Nm Drehmoment alle Konkurrenten.

Der größte reine Serien-Motorradmotor sorgt für ein Erlebnis, das sich schwer in Worte fassen lässt. Das bringt die Rocket 3 weit nach vorn.

(Bild: Triumph)

Mit 791 Neuzulassungen belegte die Rocket 3 Platz 44. Überraschend hatte es die neue Tiger 900 nicht unter die Top 50 geschafft, dabei ist sie eine hervorragende Reiseenduro. Auch sonst fanden sich weder die Street Triple, noch eines der Retro-Bikes aus der Bonneville-Baureihe unter den ersten 50 der deutschen Neuzulassungen. Obwohl es ein gutes Jahr für die britische Marke war, fehlte einfach ein günstiges Einsteigerbike. Das soll 2021 die brandneue Trident 660 ändern und die Stückzahlen deutlich nach oben pushen.

Für Ducati kam die beste Nachricht aus Deutschland zum Ende des Jahres: Volkswagen will den italienischen Motorradhersteller doch behalten. Ansonsten konnte die Marke aus Bologna bei den Neuzulassungen in Germania zwar leicht um 6,3 Prozent auf 5465 zulegen, das sind aber nur 322 mehr als im Vorjahr. Es bleibt für Ducati bei Platz neun mit einem Marktanteil von 4,1 Prozent. Wohl aufgrund ihrer hohen Preise kamen weder die wunderschöne Sportlerin Panigale V4 (Test), noch die mächtige Reiseenduro Multistrada 1260 oder das Muscle-Bike Diavel 1260 auf hohe Stückzahlen.

Eine neu konstruierte Ducati Monster soll künftig die Kunden begeistern.

(Bild: Ducati)

Die einzige Ducati, die in Deutschland unter den ersten 50 Neuzulassungen auftauchte, war die aggessiv gestylte und 208 PS starke Streetfighter V4 auf Rang 36. Mit dem Reiz des Neuen lockte die Streetfighter V4 im ersten Modelljahr 1007 Kunden an, trotz eines Preises ab 20.000 Euro aufwärts. Früher konnte sich Ducati auf seine Monster und ab 2014 dann eine Weile auf die Retro-Modelle der Scrambler-Baureihe verlassen, jetzt stehen sie wie Blei in den Läden. 2021 will Ducati mit einer neuen Monster angreifen, die sich aber optisch weit von der Ur-Monster entfernt hat.

Husqvarna kommt auf einen erstaunlichen 10. Platz bei den Neuzulassungen in Deutschland. Die ursprünglich schwedische Marke gehört seit 2013 zum KTM-Konzern und teilt sich mit den orangen Schwestermodellen die Motoren, Rahmen und diverse andere Komponenten. Husqvarna steht eigentlich für Geländesport und deshalb sind 3889 Neuzulassungen und ein Plus von 34,5 Prozent eindrucksvoll, die wahre Verkaufszahl lag sogar noch höher, denn die Motocross-Modelle flossen in die Statistik nicht mit ein, da sie keine Straßenzulassung besitzen.

Zu viel Design? Die Husqvarna-Modelle Vitpilen und Swartpilen (im Bild als Prototypen) wurden mangels Erfolg aus dem Programm genommen.

(Bild: Husqvarna)

Bestseller blieb mit 1163 Neuzulassungen und damit Platz 26 die 701 Supermoto, die nur wenige Unterschiede zur KTM 690 SMC R aufweist. Die 701 Enduro mit längeren Federwegen und anderen Rädern spielte im Verkauf hingegen kaum eine Rolle. Obwohl die beiden Husqvarna-Modelle Svartpilen 401 und Vitpilen 401 technisch identisch mit dem Bestseller KTM 390 Duke und auch nicht teurer sind, wollte sie kaum jemand haben, was mit der eigenwilligen Optik zusammenhängen dürfte. Ob als Vitpilen oder Svartpilen 701 - mit dem 74 PS starken Einzylinder fanden sie kaum Käufer und wurden Ende 2020 abverkauft, weil sie für 2021 aus dem Programm gestrichen wurden.

Royal Enfield kommt mit 2512 Neuzulassungen auf den elften Platz in Deutschland, eine Steigerung von 57,8 Prozent. Die Inder möchten gerne den europäischen Markt erobern, dafür haben sie 2017 zunächst die kleine Reiseenduro Himalayan (Test) ins Rennen geschickt und 2019 dann die beiden Zweizylinder-Modelle Continental GT 650 und Interceptor 650. Doch die deutschen Motorradfahrer lassen sich nur zögerlich von den Retro-Bikes überzeugen, aber immerhin schaffte es der 48 PS starke Café Racer Continental GT 650 mit beachtlichen 1081 Neuzulassungen auf Platz 32.

Ein persönliches Projekt des motorradreisebegeisterten Royal-Enfield-Chefs Siddhartha Lal ist die Royal Enfield Himalayan. In Deutschland immerhin ein Achtungserfolg.

(Bild: Royal Enfield)

Die indische Marke mit den englischen Wurzeln kann von sich behaupten, der älteste immer noch existierende Motorradhersteller zu sein, da verwundert es nicht, dass sie mit der Bullet 500 auch das dienstälteste Modell im Programm hatten, sie wurde seit 1932 fast unverändert gebaut. Doch die Euro-5-Norm schaffte der betagte, luftgekühlte Einzylinder nicht mehr und wurde Ende 2020 eingestellt, was aber hierzulande einen Run auf die letzten Bullet 500 ausgelöst hatte: Sie landete auf Platz 39 mit 935 Stück. Weltweit verkaufte Royal Enfield im letzten Geschäftsjahr über 900.000 Motorräder, die allermeisten davon auf dem riesigen indischen Markt, dagegen nehmen sich die Verkaufszahlen in Deutschland lächerlich aus.