Mit Begeisterung: Die Motorradbestseller des Rekordjahrs 2020

Seite 3: Platz 12 bis 15

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Indian Motorcycle konnte 2020 seinen Absatz um satte 59,3 Prozent steigern. Klingt erst einmal beeindruckend, beim Betrachten der nackten Zahlen kommt dann aber schnell Ernüchterung auf: 1966 Stück wurden neu zugelassen. Die US-Marke hat drei Baureihen – zwei Cruiser und ein Naked Bike – und variiert die Basis durch andere Räder, Lenker oder sonstige Anbauteile, was aber auf Dauer zu wenig Modellvielfalt ist. Auch die Preispolitik war nicht gerade verkaufsfördernd, denn selbst die günstigste Scout mit einem Ein-Liter-V2 lag letztes Jahr bei über 12.000 Euro, einige der riesigen Chiefs knackten sogar die 30.000-Euro-Grenze.

Indian FTR 1200. Unser Kollege Clemens findet, "sie haben das Designthema 'American Flat Track Racing' recht stimmig in die straßenlegale Serie gebracht".

(Bild: Indian)

2018 führte Indian mit der FTR 1200 zwar ein hübsches Naked Bike ein, das an die erfolgreichen Dirt-Track-Renner angelehnt ist, aber im Verkauf aufgrund seines ambitionierten Preises nicht so recht zünden wollte. Alleine der legendäre Name reichte nicht für hohe Verkaufszahlen, Indian fehlte ein günstiges Einsteigerbike, etwa eine kleine FTR für eine vierstellige Summe. So aber fand sich keine Indian unter den Top 50 der Neuzulassungen in Deutschland.

Moto Guzzi konnte 2020 exakt 1712 Motorräder neu zulassen, das entspricht einer Steigerung von 19,2 Prozent und damit Platz 13 bei den Neuzulassungen. Die traditionsreiche Marke aus Mandello del Lario hatte 2018 endlich den mutigen Schritt gewagt und mit der V 85 TT ein völlig neues Modell präsentiert. Die Reiseenduro im 80er-Jahre-Look traf einen Nerv und wurde auf Anhieb die meistverkaufte Moto Guzzi. Dazu wurde der obligatorische, luftgekühlte 90-Grad-V2 auf 80 PS gebracht und das Fahrwerk bekam lange Federwege.

Die Moto Guzzi V7 soll mit mehr Leistung begeistern. Dazu bekam sie den Motor aus der Enduro V 85 TT.

(Bild: iga)

So verwundert es nicht, dass die V 85 TT (Test) auch 2020 der Bestseller im Programm blieb mit 982 Stück auf dem 37. Rang. Die altehrwürdige V7 III schaffte es trotz halbwegs günstiger Preise nicht unter die besten 50 bei den Neuzulassungen. Das authentische Retro-Bike bekommt 2021 zu seinem 50. Geburtstag den größeren 853-cm3-Motor der V 85 TT und erstarkt auf 65 PS. Gleichzeitig hebt Moto Guzzi aber auch deutlich die Preise für die V7 an. Dennoch könnte das einen Verkaufsschub für das legendäre Bike bedeuten.

Im Gegensatz zu allen bisher aufgelisteten Marken, hat Aprilia 2020 in Deutschland an Boden verloren. Ein Minus von 2,4 Prozent bei den Neuzulassungen zeugte von einer nicht mehr zeitgemäßen Produktpalette. Die Verkaufszahlen bei Aprilia sanken auf 1415 Stück, da halfen auch das 217 PS starke Superbike RSV4 1100 und das brachiale Naked Bike Tuono V4 1100 nicht. Die V2-Mittelklasse-Modelle Shiver 900 und die Dorsoduro 900 waren ganz sicher keine schlechten Bikes, aber noch nie Verkaufsrenner.

Für ein Superbike ist die Aprilia RSV4 RF sehr kompakt, fast schon zierlich. Ihr V4 gehört zu den stärksten Motoren auf dem Markt.

(Bild: Aprilia)

Hier zeigt sich die alte Krux von Aprilia: Die Marke hat mehr WM-Titel geholt als Ducati, fristet aber ein Nischendasein. Vielleicht wird das der neue 660-cm3-Reihenzweizylinder ändern, der Ende 202 in der RS 660 seine Premiere feierte. Da Sportmotorräder kaum noch gefragt sind, wird die RS 660 wohl kein Bestseller werden, aber das Naked Bike Tuono 660 und die wohl frühestens Ende 2021 folgende Reiseenduro könnten den Motorradverkauf bei Aprilia wieder ankurbeln. Solange zehrt die italienische Marke noch von ihren Verkaufserfolgen bei den 125ern und Rollern, wo sie 3993 Stück in Deutschland losschlagen konnte.

Beta legte 2020 ganz leicht um 1,3 Prozent auf 1061 Stück in Deutschland zu. Wenn man berücksichtigt, dass die italienische Marke aus Florenz in der Klasse über 125 Kubikzentimeter nur Sportenduros und Trialmaschinen verkauft, ist die Zahl durchaus beachtlich. Die Beta RR-Sportenduros gibt es als Zweitakter zwischen 125 und 300 Kubikzentimeter und als Viertakter, die den Hubraum von 350 bis 480 Kubikzentimeter abdecken.

Damit gehört Beta zu den wenigen Marken, die bei den Sportenduros dem übermächtigen KTM-Konzern – zu dem auch Husqvarna und Gasgas gehören – und den japanischen Marken die Stirn bieten. Interessanterweise liegt der Zweitaktanteil bei den RR-Modellen im Verkauf bei 65 Prozent. Längst eine feste Größe ist Beta im Trialsport. Die leichten Zweitaktmodelle gibt es als 125er, 250er und 300er, mit der Evo 300 4T befindet sich sogar ein nur geringfügig schwerer Viertakter im Programm. Es ist nicht verwunderlich, dass der Nischen-Hersteller Beta kein Modell unter den Top 50 bei den Neuzulassungen in Deutschland lancieren konnte.

(fpi)