​Sorgenkind 12-V-Batterie: Wie Sie Pannen vorbeugen können

Seite 2: Elektroautos könnten sich selbst retten, tun es aber oft nicht

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Der dritte häufige Fall ist eine Tiefentladung, entweder durch versehentlich zu lange auf Batterie laufende Verbraucher (Parklicht) oder durch extrem lange Standzeiten und die Selbstentladung. Batterien können so tief entladen sein, dass Ladegeräte sie als defekt anzeigen und sogar so tief, dass selbst kräftige Starterblocks von Kfz-Werkstätten oder Starthilfe per zweitem PKW das Fahrzeug nicht mehr starten. Wenn es die erste Tiefentladung war, würde ich die Batterie noch nicht wegwerfen, sondern mit einem alten Ladegerät ohne Mikroprozessor laden, bis auch die geregelten Ladegeräte wieder mit ihr arbeiten. Das kann ein, zwei Tage dauern. Obwohl jede Tiefentladung Autobatterien schädigt, kann eine einmalig tiefentladene Batterie meistens noch Jahre gute Dienste leisten. Bei häufigeren Tiefentladungen kann man Batterien natürlich auch noch nutzen, wenn sie die Leistung bringen, sich aber nicht mehr auf sie verlassen. Dann stellt sich die Frage nach Vorsorge.

Altes Ladegerät ohne Mikroprozessorsteuerung an einer von einem neuen Ladegerät als "defekt" verschmähten Batterie. Sie lief dann wieder.

(Bild: Clemens Gleich)

Im Wissen darum, dass die 12-V-Batterie eine häufige Pannenquelle ist, kann man sich frühzeitig um ihr Wohlbefinden kümmern. Ich bin ein Freund der regelmäßigen Wartung und Vorbeugung. Das schließt die Batterie ein. Fahrzeuge, die sehr lang stehen, müssen mit Strom versorgt werden. Das betrifft vor allem Oldtimer, Wohnmobile, Sportwagen, Motorräder und andere Unterhaltungsgefährte. Die Stromversorgung geschieht am besten über ein sogenanntes "Erhaltungsladegerät", das nur wenig Ladestrom liefert und eine Spannung, die zum Erhalt der Ladung reicht. Bei Blei-Säure-Batterien sind es meistens 13,6 V. Erhaltungsladegeräte kosten ab 10 Euro aus Shanghai oder ab 25 Euro mit allen technischen Schikanen.

Die dünnen Kabel dieser Geräte lassen sich meistens gut durch Dichtungen legen, z. B. am Kofferraum, sodass dieser geschlossen bleiben kann. "Batteriejogging" bieten viele solche Geräte an, es gibt aber meines Wissens keine eindeutigen Studienergebnisse dazu, dass das mehr brächte als die reine Erhaltungsspannung. Geht also genauso ohne. Viele Kombi-Ladegeräte bieten eine Erhaltungsfunktion an, dann müssen Sie gar nichts neu kaufen. Um sich Fummelei zu ersparen, verlege ich von der Batterie gern einen Stecker, an den ich das Ladegerät über die Standzeit anschließen kann.

12-V: Stecker verlegen (2 Bilder)

Als ich die unter dem Sitz eher schlecht zugängliche Batterie der Ninja meiner Frau tauschte, führte ich einen Stecker bis unter den Werkzeugraum im Heck, sodass Spannung messen und aufladen künftig komfortabel werden.
(Bild: Clemens Gleich)

Lange herumstehende E-Fahrzeuge könnten die Starterbatterie im Prinzip selbst retten, mit Strom aus der Hochvoltbatterie, weil die sich meistens geringer selbst entlädt und in ihrer Sicherheitstrennung immer vor Standverbrauchern geschützt ist. Das bieten mittlerweile viele Hersteller an, je nach Fahrzeuggeneration. Siehe dazu die Tabelle für Neuwagen:

Marke kann 12 V aus Hochvolt nachladen?
Audi neue Premium-Plattform und e-tron GT ja, ältere Konstruktionen auf MQB nein
BMW ja
Fiat k. A.
Ford k. A.
Jaguar Land Rover k. A.
Kia nein
Mazda nein
Mercedes-Benz ja
Polestar/Volvo ja
Porsche reine E-Fahrzeuge ja
PSA nein
Renault ja
VW MEB ja, MQB nein

Beachten Sie, dass ältere Fahrzeuge desselben Herstellers das oft noch nicht konnten. Manche Hersteller gehen weiterhin davon aus, dass ihre Autos nicht monatelang herumstehen. Mazda etwa kann zwar 12 V aus Hochvolt nachladen, aber nur, wenn man gelegentlich die Tür öffnet und damit das 12-V-System weckt. Von alleine passiert es bei den in der Tabelle mit "ja" markierten Herstellern. Bei diesen wacht das BMS periodisch von selbst auf und misst die Spannung der 12-V-Batterie. Bei Bedarf lädt das BMS die Starterbatterie über das Hochvoltsystem nach. Das Fahrzeug kann dann stehen, bis die Traktionsbatterie so leer ist, dass das BMS keinen weiteren Strom für 12 V hergibt oder alternativ per Typ-2-Stecker mit Strom versorgt beliebig lange.

Varianten 12-V-Zugang (4 Bilder)

Elektroautos mit Plastikverkleidung vorne wie bei Tesla, Polestar/Volvo oder hier Ford haben meistens Markierungen mit "+" und "-" auf den Plastikdeckeln. Darunter liegt dann die 12-V-Batterie, meistens ohne Werkzeug zugänglich.
(Bild: Clemens Gleich)

Achtung: An der Wallbox eingesteckt heißt nicht, dass jedes Auto beliebig lange stehen kann. Teslas Model S etwa konnte durch zu lange Standzeiten unbedienbar werden, weil sich die 12-V-Batterie dabei selbst entlud. Das Fahrzeug hatte überdies eine ohne Strom schwer zugängliche Batterie. PSAs E-Plattform lädt einmal voll, schaltet dann alles dauerhaft ab inklusive BMS und kann folglich nach langer Standzeit in beiden Batterien entsprechend selbstentladen sein (12 V wird nie aus Hochvolt geladen).

Solche Eigenheiten finden sich im Handbuch Ihres Fahrzeugs. Nissans erster Leaf konnte die 12-V-Batterie über das optionale Solarpanel am Leben halten – funktionierte natürlich nur draußen. Bei länger stehenden Elektroautos können Sie im Zweifel gelegentlich einige Minuten auf fahrbereit schalten, dann wird 12 V versorgt. Beim Verbrenner empfiehlt sich das Starten und Laufenlassen nur zum Batterie laden aus einer ganzen Reihe von Gründen nicht, das dürfte mittlerweile aber ausreichend bekannt sein. Hier ist die eben beschriebene Erhaltungsladung das richtige Mittel.

12 V bleibt eine Pannenquelle. Deshalb lohnt es sich, dieser Batterie besondere Aufmerksamkeit zu widmen – unabhängig vom Antrieb. Ein Voltmeter und ein Erhaltungsladegerät sind günstige Werkzeuge, die auch Laien einsetzen können. Eine schwächelnde Batterie ist dann lange herausgezögert und früh bemerkt. Nach dem Merken sollten Sie bald tauschen. Sonst haben Sie von Ihrer ganzen Vorsorge am Ende dasselbe Ergebnis wie die Nichtsnachgucker: eine 12-V-Panne zum dümmstmöglichen Zeitpunkt.

(cgl)