Vorbildfunktion: Toyota Proace Electric mit Batterie-Garantie

Der Toyota Proace Electric kommt mit einer Garantie über eine Million Kilometer oder 15 Jahre auf die Traktionsbatterie nach Europa. Nachahmung ist zu erwarten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 286 Kommentare lesen
Vorbildfunktion: Toyota Proace Electric
Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Toyotas Marketing funktioniert: Eine 1-Million-Kilometer-15-Jahre-Garantie auf die Traktionsbatterie des Toyota Proace Electric findet lauten Widerhall in Online-Magazinen für Elektromobilität und entsprechenden Foren. Ein Scoop, wie ihn sich wohl nur die großen Hersteller leisten können. Aber einer mit Vorbildwirkung.

Toyota Proace Electric (7 Bilder)

Zunächst kommt er als Kastenwagen nach Europa, später auch als Pritschenwagen und Fahrgestell. Die Leistung wird wie bei den verwandten Modellen mit 100 kW, das Drehmoment mit 260 Nm angegeben, die Höchstgeschwindigkeit mit 130 km/h. Die Fahrzeuggarantie beträgt fünf Jahre oder 200.000 Kilometer. (Bild: Toyota)

Offenbar war bereits die Garantie über zehn Jahre und eine Million Kilometer für den Lexus UX 300e erfolgreich genug, um etwas Ähnliches nun auch für das Nutzfahrzeug anzubieten. Da sich an der Batterietechnik seither nicht viel geändert haben dürfte, wird man die großzügig wirkende Ausdehnung um 50 Prozent als kalkuliertes, aber kleines Risiko sehen dürfen. Die kalendarische Alterung einer Lithium-Batterie ist jedenfalls deutlich geringer als die durch die Nutzung.

Das Geld für die paar Batterien, die Toyota nun eventuell mehr tauschen muss, sind im Hinblick auf den Werbeeffekt offenbar gut angelegt. Bei dem vorsichtigen Konservativismus, für den Toyota seit Jahrzehnten bekannt und beliebt ist, darf man unterstellen, dass sich die Firma damit ohnehin nicht weit aus dem Fenster lehnt.

Elektroautos an Fans und Gläubige zu verkaufen ist einfach. Toyota will an die Unentschlossenen. Die Garantie zunächst auf dem Nutzfahrzeugsektor zu lancieren ist insofern genial. Hier sitzen die Kunden mit den allerspitzesten Bleistiften. Wenn sich nüchterne Geschäftsleute vollkommen unberührt von Sorge um die lokalen Emissionen oder durch das prickelnde Fahrgefühl bei einer Probefahrt für ein Elektroauto entscheiden, dann gibt es insgesamt praktisch kein Argument mehr, nicht auf seinen Bauch zu hören. Privatkäufer, die sich für einen Kompakten interessieren, hören die Signale.

Einmal etwas spekulativ gerechnet darf man unterstellen, dass ein Unternehmen mit einem Batterie-Proace spätestens mit dieser Garantie in seinen Betriebskosten auf der sicheren Seite günstiger unterwegs ein dürfte als mit einem fossil angetriebenen. Denn ein solches Auto benötigt in der Regel schon vorher einen Tausch des Motors – wahrscheinlich auch des Getriebes. Das dürfte den Halter ähnlich teuer kommen wie der Wechsel einer Traktionsbatterie. Und selbst wenn ein Verbrennungsantrieb so lange durchgehalten hat, sind in dieser Zeit Betriebskosten durch Wartung und Verschleiß aufgelaufen, die den Mehrpreis für die elektrische Version längst überschritten haben dürften.

Eine entsprechende Garantie wird sich auf längere Sicht wohl nun weltweit kaum mehr verhindern lassen, nicht nur bei Toyota und Lexus, nicht allein für Edel- und Transportfahrzeuge. Der Toyotas Proace Electric kommt zunächst als Transporter nach Europa, bisher wurden die Niederlande und Norwegen genannt. Später will Toyota ihn auch als Kombi mit Fenstern und acht Plätzen anbieten. Im Rest Europas soll er wohl nicht verkauft werden, aber eine verlängerte Garantie könnte möglicherweise bald schon ein Thema für die Modelle Peugeot e-Expert, Citroën ë-Jumpy und Opel/Vauxhall Vivaro-e betreffen: Sie sind baugleich mit dem Toyota Proace Electric.

Interessant zu beobachten, wie sich das auf die künftigen Wettbewerbsmodelle auswirken wird, etwa auf den ähnlich großen, kompakten Transporter VW ID. Buzz Cargo respektive VW ID. Buzz, den wir in frühestens guten anderthalb Jahren erwarten. Bald dürften die Kunden von E-Mobilen ihre Ansprüche generell hochschrauben, Garantien anderer Hersteller werden folgen. Einem Gleichstand bei den Verkäufen zwischen Verbrenner- und Batterieautos, wie ihn eine Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group für 2030 voraussieht, dürfte uns dieser Schritt schon heute etwas näher gebracht haben.

(fpi)