Test Peugeot 3008 Hybrid4: Sparen oder sprinten?

Mit einem Plug-in-Hybrid den CO2-Fußabdruck verkleinern? Im Falle des Peugeot 3008 PHEV steht anderes im Vordergrund.

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Peugeot 3008 Hybrid4

(Bild: Florian Pillau)

Lesezeit: 11 Min.
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Wie man den Flottengrenzwert auch dreht und wendet, zumindest einen Vorteil gibt es: Der Verbrauch muss da runter, wo Stückzahlen gemacht werden. Ein Spritsparmodell, das keiner kauft, nützt den Herstellern gar nichts mehr. Ein probates Mittel ist die Teilelektrifizierung durch Mild- und Plug-in-Hybride. Massenhaft wird das nun ins Sortiment gehoben, auch bei PSA. Der Test eines Peugeot 3008 Hybrid4 – ein Plug-in-Hybrid – sollte klären, was das in der Bilanz bringt.

Peugeot betreibt einen höheren Aufwand als viele Konkurrenten. Neben dem 1,6-Liter-Benziner mit 147 kW (200 PS) sitzt im Getriebe ein E-Motor mit 81 kW. Zusätzlich verbaut PSA an der Hinterachse einen weiteren E-Motor mit 83 kW – eine elektrische Sekundärachse also, in Fachkreisen wird diese Anordnung auch P4 genannt. Im E-Modus wird, wann immer möglich, nur der hintere Motor genutzt, der so weder das Räderwerk des Getriebes antreiben noch das Öl erwärmen muss, was beides der Effizienz zugutekommt. Den 3008 gibt es auch in einer weniger teuren Plug-in-Hybrid-Variante, bei der der E-Motor hinten entfällt.

Die Batterie hat eine Bruttokapazität von 13,2 kWh. Nutzen lassen sich davon laut PSA 11 kWh. Für eine Aufladung inklusive Ladeverlusten mussten wir im Test bei Temperaturen um den Gefrierpunkt an einer 230-Volt-Steckdose rund 12 kWh und knapp 8 Stunden Zeit investieren. Der serienmäßige Ladeziegel ist mit 8 Ampere abgesichert, mehr als 1,8 kW Ladeleistung sind auf diesem Weg also nicht möglich. Der aufpreisfreie Onboard-Lader ist auf 3,7 kW ausgelegt, die sich allerdings nur an einer Wallbox vollständig ausschöpfen lassen. Dann ist eine leere Batterie in 3 Stunden und 30 Minuten wieder gefüllt.

Gegen Zuzahlung bietet Peugeot auch einen 7,4-kW-Onboard-Lader an, mit dem das Tempo allerdings nur mäßig zulegt, denn auch er ist einphasig. In Deutschland dürfen offiziell über eine Phase aber nur maximal 4,6 kW abgerufen werden. Es ist daher, bezogen auf die hiesigen Verhältnisse, schon etwas verwirrend, wenn Peugeot eine Ladezeit an einem dreiphasigen 22-kW-Wechselstrom-Anschluss angibt. Denn die angegebene Ladezeit von 2 Stunden 45 Minuten offenbart, was hier maximal genutzt wird: Eine Phase mit 4,6 kW. Andere Länder, andere Gesetzgebungen: Außerhalb Deutschlands kann der 3008 zumindest den optionalen, einphasigen Onboard-Lader mit 7,4 kW voll ausnutzen, was die Ladezeit auf unter zwei Stunden drücken dürfte.

Test Peugeot 3008 Hybrid4 (27 Bilder)

Seit kurzem bietet Peugeot im 3008 zwei Plug-in-Hybride an. Die Systemleistungen liegen bei 165 und 220 kW. Wir waren mit der stärkeren Variante unterwegs.
(Bild: Florian Pillau)

Im WLTP verspricht Peugeot eine elektrische Reichweite von 58 bis 59 km. In unserem Test waren es im Februar laut Anzeige beim Start maximal 38 km, weiter als 36 km sind wir mit einer Ladung nicht gekommen, was auch immer wir versucht haben: Heizung runter auf 18 Grad, stärkere Rekuperation, Schleichmodus – nichts brachte uns weiter. In der Regel sprang der Verbrenner nach rund 30 km an. Selbstverständlich ist es möglich, die Batterie sehr viel schneller zu leeren, dass nur der Vollständigkeit halber. Ebenso sei erwähnt, dass die Reichweite bei 18 bis 25 Grad mutmaßlich kräftig steigen wird.

Einen Wert muss ich schuldig bleiben, nämlich die Strommmenge inklusive Vorheizung. Diese Funktion hat PSA nicht im Menü “zeitversetztes Laden” integriert, sondern in die Bedienung der Klimaautomatik. Eine Nachlässigkeit von mir, ich habe sie dort schlicht nicht gesucht. Ein Blick ins Bordbuch hätte geholfen, doch das lag dem Testwagen leider nicht bei.

Unterwegs fällt zunächst einmal die sehr gute Dämmung auf. Der 3008 Hybrid4 ist ein sehr leises Auto, auch im Hybridmodus. Wie der Mercedes B 250e (Test) erhebt auch er seine Stimme, wenn er gefordert wird, verliert dabei aber nicht die Contenance. Der Antriebsstrang wirkt auch beim kräftigen Beschleunigen nie gequält, wobei die Systemleistung von 225 kW (300 PS) mit dem rund zwei Tonnen schweren Kompakt-SUV leichtes Spiel hat. Der 3008 Hybrid4 kann bei Bedarf heftig an Tempo zulegen, macht darum aber nicht viel Aufhebens. Schon deshalb ist es zumindest anfangs sehr ratsam, den Tacho gut im Blick zu behalten.

Ganz allgemein muss die Sinnhaftigkeit einer Industriepolitik, die solche Autos auch noch steuerlich begünstigt, infrage gestellt werden. Denn das ein mindestens 1916 Kilogramm schweres SUV mit einem Plug-in-Hybrid kein Umweltengel wird, muss klar sein. Beide Plug-in-Hybride im 3008 glänzen mit Leistung, nicht mit fantastischen Verbrauchswerten. Die Benziner leisten 133 kW (181 PS) und 147 kW (200 PS), was Menschen, die Fahrspaß über viel Leistung definieren, erfreuen wird. Mir hätte eine Kombination aus E-Motor und dem durchaus nicht schwächlichen 1,2-Liter-Dreizylinder gut gefallen, den wir vor drei Jahren im 3008 in der Redaktion hatten.

Denn der ganze Aufwand der Hybridisierung führt im Falle des kräftigen PHEVs im 3008 zu rasanten Fahrleistungen, nicht jedoch zwangsläufig zu geringen Verbrauchswerten. Hochgerechnet liegt schon der Stromverbrauch inklusive Ladeverlusten bei mehr als 30 kWh/100 km, zumindest im Winter. Der nette Überführer übergab uns das Auto mit schockierenden 11,7 L/100 km im Bordcomputer. Das haben wir nicht überbieten können, doch um 8 Liter sind es bei nicht bewusster Fahrweise schnell. Der Minimalrekord ohne Aufladung lag bei 6,2 Litern.