Anforderungen an Cybersecurity steigen, Pkw-Angebot schrumpft​
Ab Juli 2024 gelten in der EU für Neuwagen höhere Sicherheitsanforderungen gegen Cyberattacken. Auch deshalb werden Modelle aus dem Programm genommen.​
Aktuelle Neuwagen sind spätestens ab der Kompaktwagenklasse bis auf wenige Ausnahmen online. Stimmt der Kunde dem Datenhandel zu, bekommt er mehr Services wie eine Online-Routenberechnung geboten. Für den Hersteller eröffnet sich mit dem Verkauf oder der Vermietung von nachträglich freigeschalteten Funktionen ein neues Geschäftsfeld. Allerdings steigen mit der Vernetzung auch die Anforderungen an die Sicherheit. Cyberattacken auf Autos werden nicht nur möglich, sondern eben auch wahrscheinlicher. Um dem etwas entgegenzusetzen, hat der Gesetzgeber 2020 Regeln für Fahrzeuge erlassen, die in zwei Stufen in Kraft treten.
Neu homologierte Autos müssen seit zwei Jahren besser gegen Angriffe über das Netz abgesichert werden. Für alle erstmals zugelassenen Autos gilt die neue Vorschrift ab dem 7. Juli 2024. Im Wesentlich besagt sie, dass Hersteller ihre Modelle mit Firewalls und Updates fit machen müssen gegen neue Bedrohungen. Codierungen und Datensätzen müssen prozesskonform identifiziert und den entsprechenden UNECE-Regelungen zugeordnet werden können. Updates müssen dokumentiert werden, womit man sicherstellen will, dass sie die Autos auch erreichen.
Kostenrechnung: Lohnt sich das noch?
All das kostet die Autoindustrie Geld, welches sich nicht in jedem Fall problemlos zusätzlich erwirtschaften lässt. Hersteller kalkulieren also, ob sich die Kosten für eine Nachrüstung über die zu erwartende Bauzeit wieder hereinholen lassen. Gerade bei Kleinwagen, die schon seit geraumer Zeit auf dem Markt sind und nur geringe Margen erzielen, dürfte das im Einzelfall schwierig werden. Damit schrumpft das Angebot. Renault Zoe, VW Up und Smart EQ Fortwo gehören zu den Modellen, die unter anderem aufgrund der verschärften Vorschriften nicht mehr gebaut werden. Bei Renault und VW sind direkte Nachfolger geplant, die allerdings noch nicht auf dem Markt sind. Der Renault R5 kommt noch in diesem Jahr, der VW ID.1 vermutlich erst 2027.
Mehrere Millionen Euro teuer
Es betrifft allerdings auch größere Modelle mit höherer Marge. Bei Audi sind es TT und R8, die ohnehin am Ende ihres geplanten Produktionszyklus waren. Bei Porsche entfällt der Macan mit Verbrennungsmotor für den europäischen Markt. VW nimmt den beliebten Transporter 6.1 aus dem Sortiment. Den hätte man noch zehn Jahre weiterverkaufen können, heißt es bei VW Nutzfahrzeuge. Eine Nachrüstung war es dem Konzern offenkundig trotzdem nicht wert, was natürlich vor allem daran liegt, dass ein gemeinsam mit Ford entwickelter Nachfolger kurz vor seiner offiziellen Premiere steht. Wie viel im Einzelfall investiert werden müsste, um ein zertifiziertes Managementsystem zur Abwehr von Cyberangriffen zu installieren, ist höchst unterschiedlich. Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management beziffert den Aufwand auf mehrere Millionen Euro pro Modell.
(mfz)