BMW iX Facelift: Technisch gerüstet – und bald hinterdrein

BMW überarbeitet das große E-SUV iX. Das wird es gegen die kommende "Neue Klasse" von BMW auch nach der Modellpflege intern schwer haben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 36 Kommentare lesen
BMW iX 2025

(Bild: BMW)

Lesezeit: 6 Min.
Inhaltsverzeichnis

Bei BMW bereitet man sich derzeit intensiv auf die Einführung der Modelle auf Basis der "Neuen Klasse" vor. Sie soll unter anderem in Bezug auf Ladeleistung und Effizienz Maßstäbe setzen. Die bisherigen Modelle werden in diesen Punkten bald weniger glanzvoll dastehen. Interessenten von iX1 und iX2 werden das verschmerzen, schließlich sind diese Autos finanziell unter dem angesiedelt, was BMW sich für den großen iX vorstellt. Der dürfte in den nächsten Jahren unter Druck geraten, und die kleine Modellpflege, die technisch mehr ändert als optisch, wird dabei kaum helfen.

Äußerlich hat BMW nur an ein paar Details geschliffen, ohne den Koloss massiv zu verändern. Ob er nun dem europäischen Durchschnittsgeschmack näher kommt, zu einem "monolithischen Erscheinungsbild samt ausdrucksstarker Präsenz" (O-Ton BMW) gefunden hat oder weiterhin schlicht ein ziemlicher Brocken ist, sei dem geneigten Leser überlassen. Der iX hat zuvor schon polarisiert und wird das weiterhin. Solche Autos haben eine globale Fangemeinschaft, die aus der Sicht von BMW ausreichend groß ist, um sich an diesem lukrativen Segment zu beteiligen.

Größere Veränderungen gab es im Antriebsbereich. Profitiert hat vor allem das Basismodell xDrive45, dessen Batterie auf 94,8 kWh netto wächst. Die anderen bleiben bei rund 109 kWh. Dank technischem Feinschliff wie optimierten Radlagern und einer verbesserten adaptiven Rekuperation soll der Verbrauch etwas gesunken sein. Im besten Fall, so schreibt es BMW, steigt die Reichweite um bis zu acht Prozent. Damit liegen alle Modelle im Zyklus wenigstens bei 600 km, sofern der Besteller es bei der jeweils günstigsten Bereifung belässt. Der xDrive60 knack sogar knapp die Marke von 700 km – wie geschrieben unter den Bedingungen des WLTP.

Die maximale Ladeleistung des xDrive45 bleibt mit 175 kW nur leicht unter dem Wert der teureren Modelle, die bei 195 kW Peakleistung verharren. Deutlich mehr wird in dieser Hinsicht erst die Neue Klasse bieten. Sie basiert auf einer anderen Plattform, die eine Spannungsebene von 800 Volt mitbringt. Die Ladeleistung dürfte dort bei mindestens 250 kW liegen, und das keineswegs nur in einem schmalen Fenster. Unter anderem Audi hat mit dem Q6 e-tron im vergangenen Jahr in dieser Hinsicht vorgelegt, und BMW wird kaum dahinter zurückstehen.

Unverändert ist in den beiden etwas weniger kräftigen Antrieben nur ein 11-kW-AC-Lader serienmäßig. Ein Ladegerät mit 22 kW reicht BMW lediglich im Topmodell ohne Aufpreis dazu. Das ist schade für jene, die an den weitverbreiteten 22-kW-AC-Säulen laden wollen oder gar müssen und einen unaufmerksamen Verkäufer hatten. Mit 1200 Euro ist dieses Extra einzeln tapfer eingepreist, andererseits im 3800 Euro teuren Innovationspaket enthalten, das vermutlich ohnehin viele iX-Kunden bestellen werden.

BMW iX 2025 (17 Bilder)

Der BMW iX ist auf deutschen Straßen nur selten zu sehen – und polarisiert dennoch heftig. (Bild:

BMW

)

Alle Varianten bekamen mehr Leistung, und auch hier wird das am wenigsten teure Modell am stärksten aufgewertet. Eine Systemleistung von nun 300 kW bedeutet einen Anstieg von 60 kW. Das dürfte im Alltag deutlicher zu spüren sein als ein Plus von 15 respektive 30 kW in xDrive60 und M70 xDrive, die nach der Modellpflege bis zu 400 und 485 kW bereitstellen. Welche Kräfte hier wirken, wird erst sichtbar, wenn man die Fahrleistungen, die Sportwagen glanzvoll dastehen ließen, vor dem Hintergrund der Massen betrachtet, die hier in Bewegung gesetzt werden. Weniger als 2,5 Tonnen wiegt kein iX. Die technischen Daten habe ich Ihnen in eine Tabelle gepackt.

Die Modellpflege hebt BMW das Infotainmentsystem nicht auf die neueste Software-Plattform. Es bleibt beim OS8.5, was an der Oberfläche erst einmal nichts ändert. Mit dem OS9, das seit November 2023 in einigen Modellen installiert wird, zieht eine andere Basis ein, die für den Kunden unter anderem eine größere Auswahl im Appstore bedeutet. Auf der CES hat BMW gezeigt, wohin es bei der Innenraumgestaltung absehbar geht. Der iX wird binnen Jahresfrist damit nicht eine, sondern zwei Generationen zurückliegen. Head-up-Display, Augmented Reality und ein Soundsystem von harman/kardon sind stets serienmäßig. Wer mag, kann für Dinge wie ein festes Glasdach oder ein Soundsystem mit mehr Leistung und 30 Lautsprechern zusätzliches Geld versenken.

Auch an anderer Stelle wird deutlich, dass BMW bei der iX-Überarbeitung keinen riesigen Aufwand betreiben wollte. In einigen BMW-Modellen kann der Kunde bereits seit vergangenem Jahr hochautomatisiertes Fahren auf Level 3 ordern. Dann muss er zwar innerhalb einer bestimmten Zeitspanne die Fahrzeugführung übernehmen können, kann aber bis dahin – in einem exakt umrissenen Szenario – dem Auto das Fahren überlassen. Innerhalb der gesetzten Grenzen bewältigt ein entsprechend ausgestattetes Modell alle Situationen allein, und der Hersteller haftet dafür. Der iX kann das auch gegen Aufpreis nicht. Hier bleibt der Fahrer stets in der Verantwortung.

Was der iX kann, ist der assistierte Spurwechsel auf der Autobahn über die Erkennung des Blicks. Schaut der Fahrer in einen der Außenspiegel, nachdem das Auto die Notwendigkeit eines Spurwechsels erkannt hat, erledigt das System den Rest. Der Fahrer muss weder blinken noch das Lenkrad festhalten, bleibt allerdings immer in der Verantwortung. Das haben wir in einigen Testwagen ausprobiert und dürfen BMW Fortschritte bescheinigen: In einem 530e, den wir im Herbst 2024 in der Redaktion hatten, klappte das etwas besser als in einem i5, der ein Jahr zuvor bei uns war. Der iX wird das vermutlich recht ordentlich abarbeiten und nähert sich damit dem autonomen Fahren wenigstens ein Stückchen.

Das Einstiegsmodell xDrive45 kostet 83.500 Euro und bringt bereits eine üppige Serienausstattung mit. Mit ein bisschen Bedacht bleibt zumindest diese Ausführung unter 95.000 Euro. Die waren für die 0,25-Prozent-Regelung als obere Grenze geplant, was sich nach dem vorzeitigen Ende der aktuellen Bundesregierung nicht mehr durchsetzen ließ. Vielleicht setzt die nächste Regierung auch hier wieder an, womöglich sogar rückwirkend, wie es das erste Dreierbündnis auf Bundesebene auch vorhatte.