Betrug mit E-Kfz: 4 Jahre Haft für Nikola-Gründer Trevor Milton
Nikola-Gründer Trevor Milton hat wiederholt Fortschritte bei seiner Firma erfunden. Das führte Investoren in die Irre. Dafür büßt Milton mit Freiheitsentzug.
Vier Jahre soll Trevor Milton wegen Betrugs in ein US-Bundesgefängnis. Das hat ein US-Bundesbezirksgericht am Montag entschiede – 14 Monate, nachdem der Nikola-Gründer wegen Betrugs verurteilt wurde. Die Geschworenen befanden damals, dass Milton als Nikola-CEO wiederholt Märchen erzählt hat, um Anleger zu betrügen und sich zu bereichern. Der Verurteilte hat Rechtsmittel angekündigt.
Die Jury befand Milton des Anlagebetruges und des Überweisungsbetruges für schuldig, weil er wiederholt irreführende Angaben über angebliche Errungenschaften Nikolas sowie angeblich verbindliche Fahrzeugbestellungen gemacht hat. Außerdem hat sich Milton eine Luxusranch mit falschen Darstellungen über Nikola erschlichen und zum Teil mit Aktienoptionen bezahlt, die sich als wertlos erwiesen – auch das wertete die Jury als Straftat. Von einem weiteren Betrugsvorwurf wurde er freigesprochen.
Doch bis heute leugnet Milton seine Schuld. Er sei ein unerfahrener Manager und einfach zu optimistisch gewesen. Seine Anwälte bezifferten den durch die Lügen angerichteten finanziellen Schaden mit null Dollar und legten dem Gericht eine Bewährungsstrafe ohne Haft nahe. Im Oktober hat ein Schiedsgericht Milton dazu verurteilt, 165 Millionen Dollar Schadenersatz an seine Ex-Firma zu zahlen.
Die Anklage behauptete 660 Millionen Dollar Schaden und schlug elf Jahre Haft vor. US-Bundesgerichte holen vor Festlegung eines Strafmaßes regelmäßig die Einschätzung der für Bewährungshilfe zuständigen Behörde ein. Sie nahm 125 Millionen Dollar als Schadenssumme an [–] jenen Betrag, den Nikola an die US-Kapitalmarktaufsicht SEC (Securities Exchange Commission) gezahlt hat. Doch auch die Bewährungsbehörde fand elf Jahre Haft angemessen – das gleiche Strafmaß, das Theranos-Betrügerin Elizabeth Holmes ausgefasst hat. Doch der Bezirksrichter belässt es bei vier Jahren for Milton.
Von der Fake-Präsentation zum Fake-Video
Der bekannteste Teil des Betruges nahm am 1. Dezember 2016 seinen Anfang. An dem Tag präsentierte Milton einen angeblich voll funktionsfähigen Prototypen des per Wasserstoff-Brennstoffzelle angetriebenen Sattelschleppers Nikola One. Tatsächlich hatte das auf der Bühne aufgebaute Ding weder Motoren noch ein funktionierendes Steuer.
Nach der Präsentation wurde die Arbeit am Nikola One eingestellt. 2017 wollte eine andere Firma den ja angeblich voll funktionsfähigen Prototypen für ein Werbevideo nutzen. Immerhin hatte das Chassis Räder, sodass es dreimal auf einen Hügel geschleppt wurde, um von dort kamerawirksam bergab zu rollen. Die Kabinentür, aus einem Minivan ausgebaut, musste dabei mit Klebeband befestigt werden, um nicht herunterzufallen. Eine tatsächlich eingebaute Gasturbine sowie Akkus mussten vorher wegen Brandgefahr entfernt werden.
Anschließend soll Milton, der bei den Dreharbeiten selbst anwesend war, einige der Aufnahmen für ein eigenes Werbevideo genutzt haben. Dabei wurde das Bild so gedreht, dass es aussah, als würde ein Lkw durch eine Ebene fahren. Dieses Machwerk veröffentlichte die Firma Anfang 2018 in Sozialen Netzen. Es war nicht die einzige bewusste Irrefühung.
(ds)