Die Schweigsamen: Tacita Elektromotorräder als Enduro, Supermoto und Cruiser
Seite 2: Elektro-Sportenduro mit langen Federwegen
Ganz anders präsentiert sich die sogenannte Race-Linie von Tacita, die auf den elektrischen Offroad-Betrieb ausgelegt ist. Die T-Race Enduro erkennt man erst auf den zweiten Blick als Elektromotorrad, die 8,61-kWh-Batterie verschwindet geschickt hinter eine Blende. Lange Federwege von 300 mm vorne und 280 mm hinten sowie 330 mm Bodenfreiheit und ein voll einstellbares Fahrwerk entsprechen dem einer Sportenduro mit Verbrennungsmotor.
Der Hauptrahmen besteht zwar aus Stahl, der Heckrahmen jedoch aus Aluminium. Auch die T-Race Enduro hat ein Fünfganggetriebe und eine hydraulisch betätigte Kupplung. Als T-Race Enduro T für 15.418 Euro leistet der E-Motor 27 kW und 60 Nm, als T-Race Enduro R für 16.663 Euro 34 kW und 85 Nm. Stärkere Motoren werden für die Enduros nicht angeboten, vermutlich um die Reichweite nicht zu knapp ausfallen zu lassen, denn bei ihr besteht nicht die Möglichkeit, eine größere Batterie einzubauen.
Reichweite von 106 km plus zehn Prozent
Serienmäßig verfügen die Enduro über die vier Motormappings Eco+, Eco, Turismo und Sport sowie eine einstellbare, regenerative Bremse, die entweder einen Zweitakter imitiert, also kaum Bremswirkung zeigt, oder einen Viertakter mit deutlicher Wirkung. Die Reichweite gibt Tacita mit 106 km plus zehn Prozent Reserve an. Wobei das je nach Einsatzgebiet stark differiert, im tiefen Sand beispielsweise dürfte die Batterie wesentlich früher leer sein.
Die Ladezeiten hängen vom integrierten Ladegerät ab. Tacita bietet als Basis einen 10-Ampere-Lader mit 2,2-kW-Ladeleistung, der 150 Minuten braucht, um die Batterie wieder komplett zu füllen. Der 16-Ampere-Lader mit 3,4 kW schafft es in 90 Minuten und der 32-Ampere-Lader mit 6,8 kW in 45 Minuten. Wieviel Aufpreis die beiden stärkeren Ladegeräte kosten, gibt Tacita nicht bekannt.
Tacita Elektromotorräder (6 Bilder)

Supermoto für gepflegte Drifts
Für Freunde des gepflegten Drifts hat Tacita die T-Race Motard im Programm. Sie unterscheidet sich von der Enduro hauptsächlich durch die 17-Zoll-Felgen mit Straßenbereifung im Format 120/70-17 vorne und 160/60-17 hinten. Die Brembo-Bremsscheibe vorne hat 300 mm Durchmesser und das Kettenrad hinten ist kleiner für mehr Höchstgeschwindigkeit. Die Front der Motard besteht aus einer Maske mit zwei übereinander angeordneten, unterschiedlich großen Scheinwerfern, der Vorderradkotflügel ist knapper und der Radstand fällt mit 1470 mm um 20 mm kürzer aus als an der Enduro. Laut Tacita soll die Motard 112 km Reichweite plus zehn Prozent Reserve haben. Als Preis werden für die T-Race Motard T (27 kW) 15.918 Euro aufgerufen, für die T-Race Motard R (34 kW) sind 17.613 Euro fällig.
Elektro-Crosser mit 68 PS und 100 Nm
Als dritten Offroader im Bunde führt Tacita die T-Race Cross ohne Straßenzulassung. Sie teilt sich mit der Enduro viele Bauteile, auch das Fahrwerk scheint identisch zu sein. Standesgemäß rollt die T-Race Cross aber auf anderen Raddimensionen: Vorne ist ein nicht straßenzugelassener Motocrossreifen in 80/100-21 und hinten einer in 100/90-19 aufgezogen.
Interessant ist die Wahl der Leistung: Während Tacita bei der Enduro höchstens 34 kW anbietet, sind es bei der Cross satte 50 kW (68 PS) und 100 Nm. Das zieht dem Fahrer ordentlich die Arme lang. Auf der anderen Seite wird eine Batterie mit nur 5 kWh verbaut. Tacitas begründet die kleine Batterie damit, dass der Crosser nur ein Rennen von zehn Minuten plus zwei Runden durchhalten muss. Dass Trainingseinheiten auch länger dauern können, wird nicht berücksichtig.
Die Ladezeiten hängen vom georderten, integrierten Ladegerät ab und reichen von 60 Minuten (10 Ampere) über 30[ Minuten (32 Ampere) bis 20 Minuten (48 Ampere), um die Batterie von zehn auf 80 Prozent zu laden. Interessant wäre natürlich das Gewicht der T-Race Cross, aber Tacita macht diesbezüglich keine Angaben, ein vergleichbarer 450er-Crosser mit Verbrennungsmotor wiegt etwas unter 110 kg mit vollem Tank. Ihr Preis von 17.663 Euro liegt rund 5000 Euro über dem eines konventionellen 450er-Motocrossers.
Mutiges Elektro-Rally-Motorrad
Bei Rallies geht es bekanntlich um große Reichweiten, welche ein elektrisches Motorrad kaum bieten kann. Dennoch arbeitet Tacita schon lange an der T-Race Rally. Der Hersteller verkündet stolz, dass der Prototyp schon 2012 und 2017 auf der Merzouga Rally in Marokko und 2020 sogar auf der Rally Dakar in Saudi-Arabien eingesetzt wurde. In der Realität sah es so aus, dass die Tacita beim Start und einigen Etappenzielen der Dakar ausgestellt wurde und lediglich das 20 km lange Finale mitgefahren ist.
Die T-Racer Rally basiert auf der Enduro und unterscheidet sich optisch durch eine kleine Verkleidung mit fast senkrecht stehendem Windschild, einer sehr langen Sitzbank und einem Kotflügel direkt über dem Vorderreifen. Der Heckrahmen ist stabiler ausgeführt, um das Gewicht der beiden zusätzlichen Batterien tragen zu können. Die T-Race Rally wird es in drei Versionen geben: Die Basis startet bei 21.738 Euro, die T-Race Rally T bei 22.983 Euro und die T-Race Rally Deserto kostet 24.228 Euro mit 18 kWh-Batterie. Bei der Deserto verspricht Tacita eine Reichweite von 200 km plus zehn Prozent Reserve. Die Ladzeiten liegen – je nach integriertem Ladegerät – zwischen 5,5 Stunden und 90 Minuten, um von zehn auf 80 Prozent zu kommen.
Indische Marke steigt mit 25 Millionen ein
Tacita hat schon viel Erfahrungen mit Elektromotorrädern gesammelt, jetzt wurde eine Kooperation mit Okinawa verkündet. Auch wenn der Name japanisch klingt, stammt die Elektromotorradmarke Okinawa aus Indien und wurde erst 2015 gegründet. Okinawa verkauft jährlich 250.000 Elektroroller über seine 540 Händler in Indien. Sie beteiligen sich mit 25 Millionen Euro an Tacita, was den Markteintritt der italienischen Elektro-Bikes beschleunigen dürfte. Der indische Hersteller will eine neue Entwicklungsabteilung mit 50 Mitarbeitern in Turin aufbauen und erhofft sich natürlich einen Techniktransfer, der ihm viele Jahre Entwicklungsarbeit erspart. Auf Basis der T-Cruiser soll ein eigenes Elektromotorrad von Okinawa entstehen.