Antriebswende: Kosten für Elektroantriebe für Lkw sinken schneller als erwartet
Elektrisch angetriebene Lkw können dank sinkender Kosten bald zahlreich auf die Straßen kommen, ergibt eine Fraunhofer-Studie. Der Appell: Baut Infrastruktur!
Das eigenen Angaben zufolge unabhängig beratende Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe hat ermittelt, wie schnell elektrisch angetriebene Lkw von den sinkenden Kosten für Batterien und Brennstoffzellen profitieren könnten. Der dadurch rasch ansteigende Marktanteil soll laut der heute veröffentlichen Untersuchung nationale und internationale Klimaziele unterstützen helfen.
Am weitesten gereift sind laut der Untersuchung die batterieelektrischen Lkw und dadurch die kosteneffizienteste Lösung für die meisten Anwendungsfälle. Daher empfiehlt die Studie Industrie und Politik bald Produktionskapazitäten für die Fahrzeuge und eine flächendeckende Ladeinfrastruktur zu schaffen.
Analyse der Schlüsselkomponenten
Um sich ein Bild der Lage zu verschaffen, hat Fraunhofer eine Studie aus "Nature Energy" zur Kostenentwicklung der Hauptbestandteile emissionsfreier Lkw, Batterien und Brennstoffzellen, ausgewertet und relevante Zahlen aus anderen, auch älteren Publikationen einbezogen. Die daraus ableitbare Kostenentwicklung wurde dann mit den zu erwartenden Kosten für den technologischen Durchbruch verglichen. Darüber hinaus wurden die Gesamthaltungskosten (Total Cost of Ownership, "TCO") herangezogen, um die Kosten von elektrisch angetriebenen Lkw denen für konventionelle Lkw für die Jahre 2020, 2030 und 2040 gegenüberstellen zu können.
Kosten sinken schneller als erwartet
Die Ergebnisse zeigen, dass die Kosten für Batterie- und Brennstoffzellensysteme für schwere Lkw deutlich schneller sinken werden, als in älteren Studien erwartet. Demnach sollen Batteriesysteme demnächst unter 200 EUR/kWh und dürften in den späten 2040er Jahren 100 EUR/kWh kosten. Für Brennstoffzellen könnte man in den späten 2030er Jahren nur mehr rund 150 EUR/kW bezahlen, allerdings sprechen die Forschenden von einer größeren Unsicherheit auf diesem Gebiet wegen der noch weniger fortgeschrittenen Entwicklung.
Batterieelektrische Lkw hingegen dürften mit hoher Sicherheit das Kostenniveau heutiger Lkw mit Dieselmotor auf absehbare Zeit unterbieten können. Während Brennstoffzellen-Lkw noch lange mit Wasserstoffknappheit und hohen Preisen für den Antrieb zu tun haben werden, profitieren die ohnehin günstigeren batterieelektrischen Lkw von günstiger Massenproduktion bei Speichern und Komponenten dank des Aufkommens der batterieelektrischen Mobilität bei Pkw auf breiter Front.
Die Technik ist bereits so alltagstauglich, dass sie mittlerweile auch im Lkw die erforderlichen Reichweiten und Nutzlasten für die meisten Anwendungsfälle in der Logistik ermöglichen kann. Trotz des weiten Vorsprungs der batterieelektrisch angetriebenen Lkw sei die öffentliche Förderung für die Forschung und Entwicklung an Brennstoffzellen-Lkw weiterhin sinnvoll. Als Marktnische für Brennstoffzellen-Lkw sieht die Untersuchung schwer elektrifizierbare Regionen oder Spezialtransporte, zumindest sobald Wasserstoff in ausreichender Menge zur Verfügung steht.
Produktion und Ladeinfrastruktur fördern
Die Empfehlungen an die Politik: Die notwendige Reduktion der Treibhausgasemissionen im Straßengüterverkehr erfordert einen schnellen Übergang zu emissionsfreien Lkw. Er benötigt die Unterstützung der Massenproduktion für einen raschen Markthochlauf und sofortige Investitionen in Stromnetze und Ladeinfrastruktur, um Verzögerungen zu vermeiden. "Die priorisierte Förderung von batterieelektrischen Lkw stellt eine politische No-Regret-Option dar, die Unsicherheiten verringert, begrenzte öffentliche Budgets besser nutzt und richtungsweisend für den Logistikmarkt agiert".
(fpi)