Elektroauto MG4 mit flexibler Plattform vorgestellt

Mit dem MG4 Electric kommt im nächsten Jahr ein direkter Konkurrent des VW ID.3 auf den Markt. Spannend macht ihn vor allem seine sehr flexible Plattform.

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MG4 Electric

Mit knapp 4,29 m ist der MG4 ungefähr so lang wie ein VW ID.3.

(Bild: MG)

Lesezeit: 5 Min.
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MG darf sich rühmen, als Erster anzubieten, worauf viele Interessenten in Westeuropa gewartet haben: einen Kombi mit batterieelektrischem Antrieb. Andernorts spielt diese Bauform freilich so gut wie keine Rolle und findet auch hier immer weniger Käufer. Das ist bei MG kein Geheimnis. Deshalb will die Marke ab dem kommenden Jahr einen direkten Konkurrenten im Format von Autos wie VW ID.3 oder Renault Megane Electric auf den Markt bringen. Die ersten Eckdaten des MG4 sind nicht spektakulär, doch die Möglichkeiten der "Modular Scalable Platform" (MSP), die MG andeutet, sind ungewöhnlich.

Noch verrät MG zum Elektroauto MG4 nur ein paar Eckdaten. Er wird knapp 4,29 m lang, 1,84 m breit und 1,5 m hoch. Angeboten werden in Europa zum Start des Verkaufs, der für 2023 geplant ist, zwei Antriebskonfigurationen. Das Basismodell leistet 125 kW und bietet eine Batterie mit 51 kWh. Die Reichweite wird mit 350 km im WLTP angegeben. 450 km im Zyklus soll das Topmodell schaffen, dessen Batterie 64 kWh hat. Der E-Motor bietet hier 150 kW. Beide Versionen haben Heckantrieb, später soll es Modelle mit mehr Leistung und Allradantrieb geben.

Ungewöhnlich ist der geteilte Dachspoiler.

(Bild: MG)

Noch nennt MG keine Daten zur Ladeleistung, doch die Spannungsebene von 400 Volt deutet darauf hin, dass der MG4 mit den in dieser Hinsicht schnellsten Elektroautos nicht mithalten können wird. Deren 800-Volt-Technik erfordert für eine mindestens vergleichbare Ladeleistung geringere Stromstärken, wie aus der Gleichung Leistung gleich Spannung mal Stromstärke (P = U x I) hervorgeht. Doch bei dieser Spannung muss es im MG4 nicht bleiben. Die Plattform erlaube es, verkündet MG nicht ohne Stolz, später auch auf 800 Volt hochzugehen.

Ohnehin scheint die Modular Scalable Platform sehr flexibel zu sein. MG gehört zum SAIC Motors Konzern, der diese Plattform entwickelt hat. Radstände zwischen 2,65 und 3,1 m Länge seien möglich, was in gängigen Kategorien etwa die Fahrzeuggröße zwischen VW Golf (Test) und Mercedes S-Klasse abdeckt. Die im MG4 verbaute Batterie ist nur 11 cm hoch, mit liegend angeordneten Zellen. MG nennt das "One Pack" und verspricht Außergewöhnliches bei Integration ins Fahrzeug, Lebensdauer und der Sicherheit gegen thermisches Durchgehen.

Der Verkauf startet mit zwei Hecktrieblern. Fest eingeplant ist jedoch mindestens eine Version mit Allradantrieb.

(Bild: MG)

Keine Angaben macht MG zur verwendeten Zellchemie. Im Beipackzettel für die Presse ist von einer ultralangen Lebensdauer die Rede. Das würde auf eine Lithium-Eisenphosphat-Zelle (LFP) hindeuten, die preiswert und vergleichsweise zyklenfest, allerdings auch schwerer als eine NMC-Zelle ist. Die im Kompaktauto erhältlichen Kapazitäten soll eher das untere Ende der Möglichkeiten abbilden. MG spricht von 40 bis 150 kWh, die man auf dieser Basis anbieten könne – je nachdem, was der jeweilige Markt vor Ort verlange.

Spannend erscheint der Ansatz, dass die Kunden die Batterie nach dem Kauf erweitern können. Wer also das Basismodell erwirbt und später feststellt, dass das eigene Fahrprofil mehr Reichweite erfordert, kann nachrüsten, ohne die gesamte Batterie austauschen zu müssen. Das bietet aktuell kein Konkurrent auf dem europäischen Markt. Ob Kunden davon Gebrauch machen, wird wohl vor allem über den Preis entschieden.

Die Batteriezellen sind liegend angeordnet.

(Bild: MG)

Vorbereitet ist der MG4 auch auf ein Batterietauschsystem, wobei sich diesbezüglich niemand übertriebene Hoffnungen machen sollte. Eine Infrastruktur entlang der Schnellstraßen, mit der man unterwegs mal eben schnell eine Batterie tauschen kann, würde zwei Dinge voraussetzen. Die wichtigsten Hersteller müssten sich auf ein einheitliches Batterie-Format einigen, was nicht sehr wahrscheinlich ist. Hinzu kämen Infrastrukturkosten, die diesen Service so teuer machen würden, dass viele wohl doch lieber ein paar Minuten an der dann vergleichsweise preiswerten DC-Säule warten würden.

Zumal einem solchen Tauschsystem die Zeit davonläuft: Die Dichte der Ladeinfrastruktur wächst, wenn auch nicht im gewünschten Tempo. Zugleich sinken perspektivisch die Ladezeiten der Elektroautos. Ablesbar ist das direkt in steigenden Spitzen-Ladeleistungen, indirekt an Ladekurven, die über einen breiten SoC-Bereich mit hohem Tempo laden. SoC steht für State of Charge, also den Ladestand der Batterie.

Kleiner Bildschirm als Kombiinstrument, großer für die Unterhaltungselektronik in der Mitte

(Bild: MG)

Der MG4 soll noch in diesem Jahr in Europa offiziell vorgestellt werden, der Verkauf wird voraussichtlich 2023 beginnen. Preise nennt MG noch nicht, wir rechnen aber mit deutlich weniger als VW für den ID.3 verlangt. Der ist aktuell ab 38.060 Euro zu haben. Zu den wichtigsten europäischen Konkurrenten zählen weiterhin der Renault Mégane E-Tech und die ebenfalls für 2023 angekündigten Peugeot e-308 und Opel Astra-e. Für alle, die kein SUV wollen, gibt es ab dem kommenden Jahr also neue Angebote.

(mfz)