Elektroauto: Weltpremiere für den Volvo EX90

Der Volvo EX90 ist ein großes SUV mit Elektroantrieb, das auf knapp drei Metern Radstand bis zu sieben Plätze bietet. Später soll es teilautonom fahren können.

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Volvo EX90
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll

Volvo präsentiert den batterieelektrischen EX90 mit der Technik des Polestar 3. Das große E-SUV ist sofort als Volvo zu erkennen. Die Produktplaner in Schweden tun alles, um eine Kannibalisierung beider Marken zu verhindern. Denn in der Tat ist der EX90 im Prinzip das baugleiche Auto wie der vor drei Wochen präsentierte Polestar 3. Beide nutzen als Basis die Scalable Product Architecture (SPA II) und haben mit 2,98 Metern sogar den gleichen Radstand. Der Volvo wirkt im Gegensatz zum Polestar aber regelrecht konservativ.

Im Volvo EX90 drängen sich auf diesem Raum drei Sitzreihen für sieben Personen, während Polestar bei gleichem Abstand zwischen den Achsen auf die klassische Zwei-Reihen-Konfiguration setzt und damit ein Gefühl von luxuriöser Weite erzeugt. Der Volvo ist allerdings mit 5,04 Metern 14 Zentimeter länger als der Polestar und passt damit eher in das von Autos mit Verbrennungsmotor gewohnte Schema mit etwas längeren Überhängen. Je nach Ausführung (Fünf- oder Siebensitzer) und je nachdem, wie viele Sitze umgelegt sind, soll der Kofferraum 310 bis 1915 Liter fassen.

Ebenfalls zwischen den Achsen sitzt die Batterie, die, wenig überraschend, bei beiden eine Kapazität von 111 kWh brutto, 107 davon nutzbar, bietet. In allen Versionen sitzt je eine E-Maschine an jeder Achse. Als erstes Modell kommt die Topversion mit 380 kW, einem Drehmoment von 910 Nm (identisch zum Polestar 3 mit Performance Pack) und 590 km Reichweite auf den Markt. Der Sprint von null auf 100 km/h ist in 4,9 Sekunden machbar, was an sich schon schnell ist und erstaunlich angesichts der mehr als zweieinhalb Tonnen Leergewicht. Bei 180 km/h regelt die Elektronik ab, während der praktisch baugleiche Polestar 3 immerhin 30 km/h schneller sein darf. Die zweite Variante bietet 300 kW und 600 Kilometer Reichweite laut WLTP.

Volvo EX90 (8 Bilder)

Der Volvo EX90 gibt sich in seiner Gestaltung viel konventioneller als der Polestar 3.

Das Laden soll per Volvo Car App, die den Zugang zu verschiedenen Ladesäulen per Smartphone bündelt, besonders kundenfreundlich sein. An einer Gleichstrom-Schnellladesäule sollen sich die Akkus günstigstenfalls innerhalb einer halben Stunde von null auf 80 Prozent füllen. An Wechselstrom sind bis zu 11 kW möglich, und wie beim Polestar ist ein Upgrade auf 22 kW erwartbar. Der EX90 wird als erster Volvo bidirektionales Laden (V2G) unterstützen, also elektrische Geräte, das eigene Haus oder auch das öffentliche Stromnetz mit Energie versorgen können. Letzteres ist mangels geeigneter Einspeisemöglichkeiten durch die Stromversorger hierzulande aber noch Zukunftsmusik.

Beim Innenraum fällt die Verwandtschaft des Volvo mit dem Polestar auf. Beide haben den großen, senkrecht stehenden 14,5-Zoll-Bildschirm und den digitalen Info-Balken hinter dem Lenkrad. Da verwundert es wenig, dass auch beim EX90 das Infotainment auf Googles Android basiert, was sicher Vorteile hat, da man eine ausgefeilte Softwarelösung aus einem Guss erhält, inklusive der Navigation mit Google Maps. Für die Konnektivität und die drahtlosen Updates baut Volvo einen 5G-Chip ein, der dank hohem Datendurchsatz flüssiges Funktionieren ermöglichen soll.

Der Innenraum ähnelt dem des verwandten Polestar-Modells.

(Bild: Volvo)

Dank der Rechenpower von Qualcomms Snapdragon Chip in Kombination mit Nvidias Drive AI Plattformen Xavier und Orin umfasst das Unterhaltungsprogramm auch Spiele. Das Dolby Atmos-fähigen Audiosystem von Bowers & Wilkins bringt 25 Lautsprecher an den Start.

Volvo wirbt mit seiner Tradition als Sicherheitspionier. Im EX90 bedeutet das heute eine gute Ausstattung mit Assistenz. Wie der Polestar 3 soll der Volvo EX90 beispielsweise bereits heute automatische Spurwechsel beherrschen. Dank seiner eingebauten Rechenleistung soll der Wagen in Verbindung mit einer nachrüstbaren LiDAR-Sensorik in der Lage sein, ein 360-Grad-Abbild der Umgebung zu nutzen, wie es für das autonome Fahren nötig ist. Geplant ist das für Ende 2023.

Ab 2023 soll der EX90 in den USA produziert werden, ein Jahr später sollen die ersten Fahrzeuge in China vom Band laufen. Zum Preis macht Volvo noch keine Angaben. Angesichts der 77.400 Euro für die Version mit Verbrennungsmotor darf man wohl mit mindestens 90.000 Euro rechnen.

(fpi)