Elektroautos: Mercedes-Benz eröffnet Entwicklungszentrum für Batterie​

In einem neuen Campus will Mercedes-Benz verschiedene Batteriezellen erforschen. Ein Ziel ist eine massive Kostensenkung in der Produktion. ​

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 10 Kommentare lesen
Mercedes-Stern

(Bild: Mercedes-Benz)

Lesezeit: 3 Min.
Von

Prozesse in der Industrie brauchen ihre Zeit. Mercedes-Benz eröffnet in Stuttgart-Untertürkheim einen Campus, in dem Batteriezellen für Elektroautos erforscht werden sollen. Die feierliche Eröffnung fällt in eine Zeit, in der der Autohersteller von seinen Plänen, noch in diesem Jahrzehnt ausschließlich batterieelektrische Plattformen zu entwickeln, ein Stück weit abgerückt ist. Der Verbrenner wird hier länger eine Rolle spielen als ursprünglich gedacht. Von einem Rückzug aus der Elektromobilität kann allerdings keine Rede sein: Allein in diesem Jahr steckt Mercedes-Benz eigenen Angaben zufolge rund 14 Milliarden Euro in Werke, Forschung und Entwicklung. Ein erheblicher Anteil davon fließe in die Entwicklung von Batterien und elektrischen Antriebssystemen.

Im neuen "Industrial Cell Lab" decke die komplette Produkt- und Prozesskette der Zellentwicklung und -fertigung ab und ermögliche den Kompetenzaufbau für einen wirtschaftlichen Herstellungsprozess, schreibt Mercedes-Benz. Dafür sei ein dreistelliger Millionenbetrag in den Standort Stuttgart-Untertürkheim investiert worden. Eine Zielsetzung des neuen Campus wird deutlich umrissen: Die Kosten für Batteriezellen sollen in den kommenden Jahren um mehr als 30 Prozent sinken. Batteriezellen mit einem Materialmix aus Nickel, Mangan und Kobalt (NMC) sollen ebenso erforscht werden wie solche mit Lithium-Eisenphosphat. Aber auch Anoden mit einem deutlich höheren Siliziumanteil als heute üblich und Batterien mit Festelektrolyten sind Entwicklungsziele.

In dem mehr als 30.000 m2 großen Kompetenzzentrum sollen Zellen und Batterien für künftige Elektroautos von Mercedes entwickelt werden. Dort können den Angaben nach unterschiedliche Arten von Batteriezellen hergestellt und getestet werden. Darüber hinaus gehört zu dem Campus ein Test- und Erprobungszentrum, das bis Ende des Jahres fertig sein soll. Dort sollen dann die Sicherheit und die Lebensdauer von Batterien untersucht werden. Die gewonnenen Erkenntnisse, beispielsweise über die industrielle Fertigung von Batterien, fließen demzufolge auch in die Serienproduktion bei Partnerunternehmen ein.

Mercedes-Benz Batteriezentrum Untertürkheim (6 Bilder)

Der neue eCampus ergänzt die anderen Standorte in Stuttgart-Untertürkheim.
(Bild: Mercedes-Benz)

Der Campus ist Mercedes-Chef Källenius zufolge auch ein Bekenntnis zum Stammsitz. "Wir wollen, dass das Werk in Untertürkheim nicht nur eine große Tradition hat, sondern auch eine große Zukunft", sagte er. Das Traditionswerk am Neckar gibt es bereits seit 120 Jahren. Aktuell arbeiten dort mehr als 23.000 Menschen, davon rund 14.100 in der Produktion. Sie entwickeln und fertigen unter anderem Antriebskomponenten wie Motoren, Batterien und Achsen. Noch in diesem Jahr will Mercedes an dem Standort auch mit der Produktion eigener E-Motoren beginnen. Außerdem ist Untertürkheim der Sitz der Konzernzentrale.

Mercedes hatte sich zuletzt strategisch flexibler aufgestellt. Den Plan, ab 2028 ausschließlich Plattformen für Elektroautos zu entwickeln, verwarf der Autohersteller. Bis in die 2030er-Jahre hinein sollen sowohl batterieelektrische Antriebe als auch Verbrenner produziert werden. Kundenwünsche und Marktbedingungen würden die Geschwindigkeit der Transformation, hieß es zuletzt. Strategisch sei aber klar: "Der Zielbahnhof ist Nullemission", sagte Källenius. Mercedes rechnet damit, in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts beim weltweiten Absatz bis zu 50 Prozent mit batterieelektrischen Autos sowie Plug-in-Hybriden zu erreichen. In dieser Hinsicht war der Konzern in der Vergangenheit schon optimistischer. Bis zum Jahr 2039 strebt der Autohersteller eine bilanziell CO₂-neutrale Neuwagenflotte an.

(mfz)