Elektromotorrad KTM Freeride E ĂĽberarbeitet: Stille Freude

KTM hat seine Elektro-Enduro Freeride E überarbeitet. Sie wiegt nur 113 kg, die 5,5-kWh-Batterie 29. Im Gelände helfen hochwertige Teile und weite Federwege.

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KTM Freeride E

(Bild: KTM)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Elektromotorräder zünden einfach nicht am Markt. Zu teuer, zu schwer, zu wenig Reichweite und zu lange Ladezeiten sind die Bedenken der Kunden. Die Motorradhersteller haben zwar alle Pläne in der Schublade oder sogar schon fertige Projekte, aber in Anbetracht der minimalen Verkaufszahlen der bereits auf dem Markt befindlichen Elektromotorräder scheuen sie verständlicherweise das Risiko, sehr viel Geld zu verbrennen. Die bittere Erfahrung hat Harley-Davidson bereits mit der LiveWire (Test) gemacht. Der italienische Elektromotorrad-Pionier Energica hat gerade Insolvenz angemeldet. Überraschend ist vor diesem Hintergrund, dass KTM seine Elektro-Enduro Freeride E runderneuert. In Zeiten, in denen andere Hersteller immer noch zögern, überhaupt ein Elektromotorrad auf den Markt zu bringen, bietet die Traditionsmarke aus Österreich bereits die nächste Generation ihres leisen Geländehüpfers an.

Doch KTM glaubt weiterhin fest an den Erfolg seiner bereits vor zehn Jahren vorgestellten Freeride E, und präsentiert nun den gründlich überarbeiteten Modelljahrgang 2025. Sie bietet den Vorteil, eine echte Sport-Enduro zu sein und eigentlich gar nicht auf der Straße fahren zu wollen. Hier ist der Elektroantrieb auf einmal sinnvoll, denn Geländefahrer kämpfen schon seit langem mit der Geräuschkulisse ihrer hochbeinigen Fahrzeuge – Lautstärke macht nicht viele Freunde.

Die Freeride E hingegen hat einen leisten E-Antrieb und damit eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Völlig geräuschlos ist auch sie nicht, das Surren des Elektromotors, das Abrollgeräusch der Reifen, das Schlagen der Kette bleibt präsent, erreicht aber längst nicht die Lärmemission eines Verbrennungsmotors. Abgase verbreitet das Elektromotorrad ohnehin nicht.

Elektromotorrad KTM Freeride E in Aktion (8 Bilder)

KTM präsentiert eine neue Freeride E. Die Elektro-Enduro ist vor zehn Jahren vorgestellt worden. (Bild:

KTM

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Das Design der Freeride E hat KTM betont schlicht gehalten, zieht aber genau daraus seine Eleganz. Die Seitencover sind eine Verlängerung der sehr flachen, spartanischen Sitzbank – Endurofahrer erwarten keinen Komfort. Darunter befinden Kunststoffabdeckungen, die Dreck vom Federbein fernhalten sollen. KTM versucht erst gar nicht, Batterie und Elektromotor zu verstecken, sondern steht zu seinem Elektroantrieb. Die Frontmaske mit dem Scheinwerfer und der Vorderradkotflügel finden sich so auch bei den EXC-Sportenduros der Marke, die Hinterradabdeckung ist an Minimalismus kaum zu übertreffen. Der Stahlrahmen ist eigens für die Freeride E entwickelt, während sich die Entwickler bei Rädern, Alu-Schwinge und Fahrwerk bei EXC bedienen konnten.

Der Elektromotor leistet 11 kW Nennleistung, 19,2 kW Maximalleistung und bietet ein maximales Drehmoment von 37 Nm. Das klingt erstmal nicht viel, aber die Freeride E wiegt laut KTM nur 113 kg – für ein Elektromotorrad bemerkenswert wenig. Das schwerste Einzelbauteil ist die Lithium-Batterie, sie soll allerdings nur 29 kg wiegen. Die Freeride E arbeitet mit einer relativ geringen Nennspannung von 50 Volt. Ihr Akku hat einen Energiegehalt von 5,5 kWh. KTM beziffert die Fahrtzeit mit zwei bis drei Stunden. Das erscheint in Anbetracht der Anforderungen im Gelände als optimistisch. Ein 660-W-Ladegerät ist im Lieferumfang enthalten und soll die Batterie an einer Haushaltssteckdose in acht Stunden vollständig aufladen, von 20 auf 80 Prozent sollen vier bis fünf Stunden vergehen.

KTM Freeride E Details (7 Bilder)

Die KTM Freeride E zeigt ein schlichtes, aber elegantes Design. (Bild:

KTM

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KTM schreibt zur Batterie: "Sie ist austauschbar, sodass Fahrer einen zweiten Akku verwenden können, während der erste geladen wird oder einen Ersatzakku mitnehmen können, um auf Reisen die Reichweite zu erhöhen." Gemeint ist wohl die Mitnahme im Begleitfahrzeug zu einer Trainings- oder Wettbewerbsstrecke. Allerdings ist eine Batterie mehrere tausend Euro teuer. Der Hersteller gibt zwar an, dass der Ausbau in weniger als zehn Minuten möglich ist, das gilt aber nur, wenn Profis am Werk sind. Ob die Käufer bereit sind, sich einen teuren zweiten Akku anzuschaffen, um ihn dann am verschlammten Fahrzeug zu wechseln, ist eher zweifelhaft.

Über ihre Fähigkeiten im Gelände bestehen keine Zweifel. Die Freeride E verfügt über die neueste Generation der voll einstellbaren XACT-Gabel von WP mit 250 mm Federweg. Hinten arbeitet das ebenfalls voll einstellbare und direkt an der Schwinge angelenkte Federbein XPLOR von KTMs Hausmarke WP mit 240 mm Federweg. Daraus resultiert eine üppige Bodenfreiheit von 345 mm, aber auch eine Sitzhöhe von 910 mm. Ein Radstand von 1455 mm und Lenkkopfwinkel von 65,6 Grad versprechen eine ausgeprägte Handlichkeit. Auf den schwarz eloxierten Aluminium-Drahtspeichenräder montiert KTM als Standardausstattung Michelin-Enduro-Reifen vorne in 21 und hinten in 18 Zoll Größe.

Elektromotorräder

KTM gibt eine Höchstgeschwindigkeit von 95 km/h an. Die resultiert aus einer kurzen Sekundärübersetzung, die auf kräftige Beschleunigung aus niedrigen Drehzahlen ausgelegt ist, wie sie der Endurofahrer mag. Die Freeride E verfügt über die drei Fahrmodi Eco, Normal und Sport sowie drei Energierückgewinnungseinstellungen Mittel, Hoch und Aus. Zudem sorgt eine einstellbare Schlupfregelung, dass das Durchdrehen des Hinterrads begrenzt wird. Allerdings stellen die meisten Geländefahrer diese Funktion ab. Die Entwickler haben die Freeride E mit einem Neigungswinkelsensor ausgestattet, der den Strom beim Umkippen unterbricht, außerdem sind Batterie und Motor gegen Wasser und Staub abgedichtet. Ab Januar 2025 ist die Freeride E im Handel erhältlich, den Preis hat KTM noch nicht bekanntgegeben, die Vorgängerin kostete 12.799 Euro.