Friedensnobelpreis für Tunesiens Quartett für nationalen Dialog

Das Nobelkomitee in Oslo zeichnet Tunesiens Quartett für nationalen Dialog mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis aus. Damit soll dessen Beitrag zum demokratischen Wandel in dem Land gewürdigt und die junge Demokratie unterstützt werden.

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Tunesien Flagge
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Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an das Nationale Dialog-Quartett Tunesiens, wegen seines "entscheidenden Beitrags" zur Bildung einer pluralistischen Demokratie nach der Jasmin-Revolution von 2011. Das teilte das zuständige Komitee am heutigen Freitag in Oslo mit und erklärt, der Dialog habe einen friedlichen politischen Prozess eingeleitet, als das Land am Rande eines Bürgerkriegs stand. Dadurch sei es Tunesien möglich gewesen, innerhalb weniger Jahre eine verfassungsmäßige Ordnung zu etablieren, die der gesamten Bevölkerung Grundrechte garantiert.

Die Nobelpreise 2015

Das Nationale Dialog-Quartett setzt sich aus vier Organisationen der tunesischen Zivilgesellschaft zusammen, erklärt das Nobelkomitee. Vertreten sind die Gewerkschaft UGTT (Union Générale Tunisienne du Travail), die Handelskammer UTICA (Union Tunisienne de l’Industrie, du Commerce et de l’Artisanat), die Menschenrechtsliga LTDH (La Ligue Tunisienne pour la Défense des Droits de l’Homme) und die Anwaltsvereinigung des Landes. Vertreten seien also verschiedene Teile und Werte der Gesellschaft. Auf dieser Basis habe das Quartett seine Rolle als Mediator von großer moralischer Autorität genutzt, um die friedliche Entwicklung des Landes voranzutreiben. Das sei ein essentieller Faktor gewesen auf dem Weg von der Revolution zu den friedlichen demokratischen Wahlen im Herbst 2014.

Der Weg Tunesiens nach dem Fall der autokratischen Herrschaft des Regimes von Ben Ali sei in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich, begründet das Komitee seine Entscheidung weiter. So zeige das Land, dass islamistische und säkulare Kräfte zugunsten des nationalen Interesses zusammenarbeiten können. Außerdem habe diese Entwicklung deutlich gemacht, dass Organisationen der Zivilgesellschaft einen entscheidenden Beitrag bei der Demokratisierung eines Landes leisten können. Mit der diesjährigen Entscheidung hoffe das Nobelkomitee, etwas zum Schutz der tunesischen Demokratie beizutragen. Das Land könne als Beispiel dienen, nicht nur für den Nahen Osten und Nordafrika, sondern die ganze Welt.

Vor der Verkündung in Oslo war Bundeskanzlerin Angela Merkel wegen ihres Engagements in der Ukraine-Krise und ihres Vorgehens in der Flüchtlingsfrage als größte Favoritin gehandelt worden. Kurz vor der Verkündung lag ihre Quote bei dem traditionsreichen britischen Wettanbieter Ladbrokes bei 1/1. Wer auf sie gesetzt hatte, hätte also lediglich sein Geld zurückbekommen. Hinter Merkel lagen der der katholische Priester und Flüchtlingshelfer Mussie Zerai, der kongolesischen Arzt und Menschenrechtsaktivist Denis Mukwege und Papst Franziskus. Der hatte das Internet 2014 als Geschenk Gottes bezeichnet.

Friedensnobelpreise seit 2004:

(mho)