HP beansprucht Sieg im Kampf um umstrittene Fusion

Das Aktionärsvotum über die umstrittene Fusion von Hewlett-Packard und Compaq ist nach Darstellung von HP zugunsten der Fusion ausgefallen.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Das Aktionärsvotum über die umstrittene Fusion von Hewlett-Packard und Compaq ist nach Darstellung von HP zugunsten der Fusion ausgefallen. In einer von HP verbreiteten Erklärung wurden zwar keine Zahlen genannt, es hieß aber die Mehrheit sei "klein aber hinreichend". Fusionsgegner Walter Hewlett bezweifelte die Darstellung seiner Kontrahenten -- er will zunächst die endgültige Zählung der 20 Millionen Stimmen von rund 900.000 HP-Anteilseignern abwarten. Das Wall Street Journal berichtet unter Berufung auf gut informierte Kreise, der Vorsprung der Fusions-Befürworter betrage weniger als ein Prozent. Mit einem endgültigen Ergebnis wird allerdings frühestens in zwei Wochen gerechnet.

Die Aktionärsversammlung, die laut Wall Street Journal um eine halbe Stunde verschoben wurde, weil HP-Manager bis zur letzten Minute mit der Deutschen Bank verhandelten, war nach US-Medienberichten ungewöhnlich lebhaft. Walter Hewlett, der sich zur Kristallisationsfigur der Fusionsgegner entwickelt hatte, wurde mit Sprechchören begrüßt -- zahlreiche Hewlett-Anhänger präsentierten sich in Grün, der Farbe der ablehnenden Stimmkarten. HP-Chefin Carly Fiorina bekam stehenden Applaus, erntete aber auch Buh-Rufe, als sie erklärte, die Mehrheit der HP-Angestellten stehe hinter der Fusion.

Falls die Fusion wie geplant über die Bühne geht, stehen mindestens 15.000 Stellen auf der Streichliste. Welche Jobs das sein werden, will HP innerhalb von spätestens neun Monaten bekannt geben. "So schmerzhaft das sein mag", erklärte Fiorina, so unvermeidlich sei es, Kernbereiche wieder profitabel zu machen.

Chronologie: Von der Ankündigung zur Abstimmung

3. September 2001: Hewlett-Packard (HP) und Compaq geben überraschend bekannt, dass HP für 25 Milliarden US-Dollar den Konkurrenten Compaq übernehmen wird. Der Zusammenschluss per Aktientausch soll in der ersten Hälfte 2002 abgeschlossen werden.

6. November 2001: Walter Hewlett, der Sohn des im Januar verstorbenen HP-Mitgründers William Hewlett und Aufsichtsratsmitglied von HP, kündigt an, dass die Familie gegen die Fusion stimmen will. Die Familie kontrolliert mehr als 100 Millionen beziehungsweise rund fünf Prozent der Aktien des Computerriesen.

7. November 2001: David Packard, der Sohn des 1996 gestorbenen HP- Mitgründers David Packard, lehnt den Zusammenschluss von HP und Compaq ab. Die Packard-Familie und eine Familienstiftung kontrollieren mehr als zehn Prozent der HP-Aktien.

15. November 2001: Die Übernahme von Compaq durch HP verzögert sich wegen einer längeren Untersuchung durch die US-Kartellbehörde.

7. Dezember 2001: Die Familienstiftung der Packard-Familie, der größte HP-Einzelaktionär, entscheidet sich gegen die geplante Übernahme von Compaq.

31. Januar 2002: Die EU-Kommission billigt die Übernahme des US- Computerkonzerns Compaq durch den Konkurrenten HP.

5. März 2002: Die einflussreiche amerikanische Beratungsfirma Institutional Shareholder Services (ISS) spricht sich für die geplante Fusion zwischen HP und Compaq aus.

6. März 2002: Die US-amerikanische Wettbewerbsbehörde FTC (Federal Trade Commission) genehmigt den geplanten Zusammenschluss von Hewlett-Packard und Compaq Computer ohne Auflagen.

11. März 2002: Veröffentlichung einer Studie, wonach die Mehrheit der 100 in Europa und den USA befragten Geschäftskunden von HP und Compaq keine Fusion der beiden Unternehmen will.

14. März 2002: Die Bank of America, ein wichtiger Aktionär von HP, spricht sich gegen die Übernahme des PC-Herstellers Compaq aus.

19. März 2002: Die Aktionäre von HP stimmen darüber ab, ob die Fusion im Wert von nunmehr 20,6 Milliarden US-Dollar (23,3 Milliarden Euro) zu Stande kommt.

20. März 2002: Die Besitzer des Computerkonzerns Compaq entscheiden, ob sie der de-facto-Übernahme durch HP zustimmen. (wst)