Intel in schwierigen Fahrwassern

Bei Intel wird mit einem Gewinneinbruch auf weniger als die Hälfte des Vorjahrs gerechnet; und trotz gezielter Gegenmaßnahmen sieht die nähere Zukunft nicht besonders rosig aus.

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Von
  • Jürgen Kuri

Am Mittwoch nach Börsenschluss in den USA stellt Chip-Gigant Intel seine Geschäftszzahlen für das erste Quartal vor – und die Wall Street erwartet nichts allzu Gutes. Bereits Anfang März gab Intel eine Warnung heraus: Der Umsatz werde um 25 Prozent niedriger ausfallen als im Quartal zuvor. Zu diesem Zeitpunkt prognostizierten Intel und die Analysten, dass der Konzern einen Gewinn von 21 Cent pro Aktie erzielen könne. Inzwischen sieht die Lage jedoch schon wieder anders aus: Zwar ist der CPU-Marktführer weit davon entfernt, Verluste zu machen; der Gewinn werde aber nun nur noch bei 15 Cents pro Aktie liegen, meinen die Börsianer nach einem Bericht des Finanzdiensts Bloomberg. Im ersten Quartal 2000 erzielte Intel dagegen noch einen Gewinn von 36 Cents pro Aktie – damit müsste der Konzern mit einem Gewinnrückgang auf weniger als die Hälfte der Vorjahresperiode leben.

Die Schwierigkeiten sind jedoch nicht allein hausgemacht: Die US-Ökonomie allgemein wies im vierten Quartal das niedrigste Wachstum in den letzten fünfeinhalb Jahren auf. Dazu kam speziell die Zurückhaltung der Verbraucher und Firmen beim Einkauf neuer PCs, die natürlich Intel als Hauptlieferanten der PC-Hersteller besonders traf. Auch die Handy-Nachfrage bröckelt langsam; und dies berührt Intel in Bereichen – darunter Flash-Speicher –, die inzwischen ebenfalls nicht unerheblich zum Umsatz beitragen. Aber auch die Verkäufe von Prozessoren für Server seien stark rückläufig, hieß es bei Intel bereits; und die Kommunikationssparte hat unter der finanziellen Schwäche der Telecom-Carrier zu leiden.

Schlechte Aussichten also, sagen sich die Analysten auch für die weitere Zukunft, und erwarten bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für das erste Quartal auch düstere Ausblicke von Intel für die nächsten Quartale. Ob das Gegensteuern von Intel den Konzern ohne größere Schwierigkeiten durch unruhige Fahrwasser bringt, wird sich zeigen müssen: Um Kosten zu reduzieren, kündigte Intel bereits die Streichung von 5.000 Stellen und weitere Sparmaßnahmen sowie Umstrukturierungen an; auf der anderen Seiten will die Firma mit hohen Investitionen in Entwicklung und Forschung die Effizienz erhöhen und die Konkurrenzfähigkeit sichern. Noch im April erwartete Preissenkungen für den Pentium 4 von bis zu 50 Prozent sollen den Absatz des neuesten Intel-Prozessors ankurbeln. Darüber hinaus macht Intel in Optimismus, um Kunden, Aktionäre und Börse zu beruhigen: Intels Chef Craig Barrett betonte bereits Ende März, das Ende der PC-Flaute komme spätestens in der zweiten Jahreshälfte. Aber selbst wenn er recht hat, stehen Intel bis dahin turbulente Zeiten bevor, zumal Konkurrenten wie AMD nichts unversucht lassen werden, Intel weiter Marktanteile abzujagen. (jk)