Kanada erhöht Zölle auf Stahl, Alu und E-Autos aus China

Kanada hat angekündigt, die Zölle auf Stahl, Aluminium und Elektroautos aus China massiv zu erhöhen. Die Gefahr eines Handelskonflikts steigt damit weiter.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 22 Kommentare lesen
MG4

Der MG4 (Test) gehört zu den in Deutschland vergleichsweise populären Elektroautos aus China.

(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Lesezeit: 2 Min.
Von

Kanada will Elektroautos aus China mit einem Zoll von 100 Prozent den Weg auf den Markt erschweren. Zudem kündigte die kanadische Regierung Zölle von 25 Prozent auf chinesische Stahl- und Aluminium-Produkte an. Dies solle faire Bedingungen für die einheimische Industrie schaffen, begründete Finanzministerin Chrystia Freeland die Maßnahmen. Chinesische Hersteller profitierten unter anderem von einer staatlich angeordneten Politik der Überkapazitäten und lascheren Standards beim Schutz der Arbeiter und der Umwelt, argumentiert die kanadische Regierung. Der zusätzliche Zoll auf Elektroauto soll am 1. Oktober 2024 in Kraft treten und kommt auf die bisherigen 6,1 Prozent dazu. Die Stahl- und Aluminium-Zölle folgen zwei Wochen später. Außerdem will die kanadische Regierung Beratungen zu anderen Industrien wie unter anderem Batterien, Halbleiter und Solar-Produkte starten.

Die US-Regierung hatte im Mai 2024 Zusatzzölle von 100 Prozent auf Elektroautos aus China angeordnet. In den USA und Kanada kann man bisher zwar kaum chinesische Elektrofahrzeuge kaufen. In der Branche gibt es jedoch die Sorge, nicht mit günstigen E-Autos aus China konkurrieren zu können. Bislang sind Elektroautos der großen US-Hersteller kein Erfolg. Ford beispielsweise hat in diesem Bereich mit massiven Problemen zu kämpfen.

Die EU-Kommission stellte im Juni eigenen Pläne vor, die unterschiedliche Zölle je nach Hersteller vorsehen. So sollen es nach aktuellem Stand 36,3 Prozent für den Hersteller SAIC, 17 Prozent für BYD und 9 Prozent auf in China gebaute Fahrzeuge des US-Konzerns Tesla werden. Diese sollten ab November rückwirkend für alle in der EU erstmals zugelassenen Elektroautos erhoben werden. Davon rückte die EU-Kommission im August ab. Begründet wurde dies mit rechtlichen Bedenken. China hatte angekündigt, in dieser Frage die Welthandelsorganisation WTO einzuschalten.

Kritik an den Plänen der EU-Kommission hatte unter anderem der Verband der deutschen Autoindustrie (VDA) vorgebracht. Dort befürchtet man, dass China seinerseits mit Zöllen auf europäische Autos reagieren könnte, was insbesondere deutsche Hersteller hart treffen würde. Einige setzen mehr als ein Drittel ihrer Jahresproduktion auf dem chinesischen Automarkt ab. Der VDA warnte Anfang Juli in einem Eckpunktepapier vor dem "enormen Schaden", der durch potenzielle Gegenmaßnahmen aus Peking verursacht werden könnte.

(mfz)