Know-how Farben (Teil 7): Vier Methoden der Farbumrechnung
Rendering Intents, Prioritäten oder Wiedergabeabsichten: In den beiden letzten Folgen dieser kleinen Farbmanagement-Serie schauen wir uns die Optionen genauer an, die in fast jedem Dialog zur Profilkonvertierung vorhanden sind.
- Ralph Altmann
In den bisherigen Folgen unserer Farbmanagement-Serie (siehe Kasten) haben Sie einige Probleme kennengelernt, die bei der Farbdefinition durch ICC-Profile und bei der Umrechnung zwischen unterschiedlichen Farbräumen auftreten können. Wir fassen letztere kurz zusammen:
- Quell- und Zielfarbraum sind nie gleich groß
- Sie können farblich unterschiedliche Weißpunkte besitzen
- Die Helligkeiten sind nicht definiert
- Die Schwarzpunkte können unterschiedlich sein
Bei der Umrechnung (Konvertierung) müssen also folgende Entscheidungen getroffen werden:
- Was geschieht mit Farben, die außerhalb des Zielfarbraums liegen?
- Wird die Farbtemperatur des Weißpunktes angepasst?
- Wird die Helligkeit des Weißpunktes angepasst?
- Wird der Schwarzpunkt angepasst?
Know-how Farben
- Teil 1: Das bewirken Farbprofile
- Teil 2: Farbprofil und Displaydarstellung
- Teil 3: Mit kleinen oder großen Schritten durch den Farbraum
- Teil 4: Schwarz, Weiß und andere Rätsel
- Teil 5: Die flexible Grauachse und der Gamma-Trick
- Teil 6: Der Aufbau von Profilen
- Teil 7: Vier Methoden der Farbumrechnung
Die folgende Abbildung zeigt die zwei Farbräume als 3D-Ansicht im Lab-Farbmodell. Das Gitternetz umhüllt den sRGB-Farbraum, der Farbkörper darin stellt den Farbraum eines Fotobelichters dar. Wir haben hier das Softproof-Farbprofil des Fotodienstleisters 1Nightprint genommen, weil es alle Charakteristiken von Druckerprofilen erfüllt: Der Farbraum ist (ausgenommen einige Gelb- und Cyantöne) zumeist kleiner als sRGB, der Weißpunkt ist "dunkler" und hat eine andere Farbe als der von sRGB, und der Schwarzpunkt ist heller als der sRGB-Schwarzpunkt. Der Weißpunkt des Druckerfarbraums hängt von Weißgrad und Reflexionsvermögen des Papiers ab, letzteres beträgt selten über 97%. Auch das tiefste druckbare Schwarz (Tintenschwarz) reflektiert noch ein paar Prozent Licht, ist also nie so schwarz wie das per Definition auf 0% festgesetzte sRGB-Schwarz. Falls Ihnen ein Druckerprofil begegnet, dessen untere Spitze bis zum Boden des Lab-Farbraums reicht, so ist es mit Sicherheit "geschönt", damit beim Softproof am Rechner ein satteres Schwarz angezeigt wird.