Konzernumbau lastet auf Oracle

Vor allem durch die Übernahme von Sun zog der Umsatz bei dem Datenbank- und Business-Software-Konzern stark an, der Nettogewinn schrumpfte jedoch um 10 Prozent. Was Larry Ellison nicht daran hinderte, kräftig gegen den Hauptkonkurrenten SAP zu sticheln.

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Von
  • dpa

Der erfolgsverwöhnte Software-Konzern Oracle hat einen kleinen Dämpfer erlitten. Im dritten Geschäftsquartal (das Ende Februar endete) zog der Umsatz zwar durch die Übernahme von Sun Microsystems kräftig um 17 Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar an. Doch höhere Ausgaben fürs Marketing, die Produktentwicklung und vor allem für den Umbau des Unternehmens machten den Erfolg zunichte. Am Ende schrumpfte der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar.

Das hinderte Konzernchef Larry Ellison aber nicht daran, eine seiner berühmten Sticheleien gegen den deutschen Erzrivalen SAP loszulassen: Oracle nehme SAP jedes Quartal Marktanteile ab. Und während bei Oracle der Umsatz zunehme, sinke er bei SAP, sagte Ellison. "Aber SAP ist uns dieses Jahr bei der Zahl der Konzernchefs weit voraus." Im Februar war Leo Apotheker nach vergleichsweise kurzer Amtszeit als SAP-Vorstandschef zurückgetreten, die Walldorfer installierten daraufhin wieder eine Doppelspitze.

Die Börsianer gaben sich eher humorlos: Der Kurs der Oracle-Aktie sank nachbörslich um ein knappes Prozent. Ein Experte nannte die Zahlen "okay". Nach dem überraschend guten Abschneiden vieler anderer Technologiekonzerne um die Jahreswende hatten sich einige Anleger etwas mehr erhofft. Oracle gilt eigentlich als "Gewinnmaschine". Selbst in der Wirtschaftskrise hatte es Konzernchef Ellison verstanden, das Unternehmen auf Kurs zu halten. Ellison hatte Oracle mit milliardenschweren Zukäufen zum zweitgrößten Anbieter von Business-Software ausgebaut. Zuletzt schluckte Oracle für 7,4 Milliarden Dollar den Computerhersteller Sun und stieß damit auch ins Hardwaregeschäft vor. Im vierten Quartal, wenn Sun zum ersten Mal vollständig in die Konzernzahlen einfließt, soll der Umsatz um 35 bis 40 Prozent nach oben gehen.

Ellisons Ziel ist es, abgestimmte Komplettsysteme anbieten zu können. "Die Eingliederung von Sun verläuft besser als wir erwartet haben", sagte Präsident Safra Catz. Oracle hatte mit Sun auch deren Datenbanklösung MySQL und die Entwicklungsplattform Java übernommen. Allerdings wäre Oracle selbst ohne Sun im dritten Quartal gewachsen, wenn auch nur etwa halb so stark. Alleine das wichtige Neugeschäft mit Software-Lizenzen legte um 13 Prozent zu. Im laufenden Quartal wird es Oracle nach eigener Aussage aber schwerfallen, diesen Boom zu wiederholen. Je mehr Unternehmen die Programme von Oracle verwenden, desto größer ist auch die Zahl derer, die künftig Updates oder andere Services in Anspruch nehmen.

Ellison will über kurz oder lang SAP überholen. Die Unternehmen liegen seit Urzeiten im Clinch und sehen sich seit Jahren regelmäßig vor Gericht. Ellison lässt kaum eine Gelegenheit aus, gegen die Deutschen zu poltern. So wirft er ihnen unter anderem Spionage und Patentklau vor. Auch im Hardware-Geschäft hat sich Ellison große Ziele gesetzt: "Wir können IBM bei den Hochleistungsservern herausfordern."

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Oracle in US-Dollar
(Das Geschäftsjahr beginnt jeweils mit dem Juni.)

Quartal Umsatz Netto-
gewinn
2/04 2,5 Mrd. 617 Mio.
3/04 2,5 Mrd. 635 Mio.
4/04 3,1 Mrd. 990 Mio.
1/05 2,2 Mrd. 509 Mio.
2/05 2,22 Mrd. 815 Mio.
3/05 3,0 Mrd. 540 Mio.
4/05 3,88 Mrd. 1,02 Mrd.
1/06 2,91 Mrd. 519 Mio.
2/06 3,3 Mrd. 798 Mio.
3/06 3,5 Mrd. 765 Mio.
4/06 4,85 Mrd. 1,30 Mrd.
1/07 3,6 Mrd. 670 Mio.
2/07 4,163 Mrd. 967 Mio.
3/07 4,414 Mrd. 1,033 Mrd.
4/07 5,828 Mrd. 1,604 Mrd.
1/08 4,529 Mrd. 840 Mio.
2/08 5,313 Mrd. 1,303 Mrd.
3/08 5,349 Mrd. 1,340 Mrd.
4/08 7,239 Mrd. 2,037 Mrd.
1/09 5,331 Mrd. 1,077 Mrd.
2/09 5,6 Mrd. 1,3 Mrd.
3/09 5,453 Mrd. 1,329 Mrd.
4/09 6,861 Mrd. 1,891 Mrd.
1/10 5,054 Mrd. 1,124 Mrd.
2/10 5,858 Mrd. 1,458 Mrd.
3/10 6,404 Mrd. 1,189 Mrd.

(jk)