Kosten für UMTS-Lizenzen belasten Telekom-Bilanz über viele Jahre

Erst in 20 Jahren sollen die UMTS-Lizenzkosten bei der Telekom vollständig abgeschrieben sein.

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Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Während sich Bund und Länder über die satten Milliarden-Erlöse aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen streiten, leiden viele T-Aktionäre an den unmittelbaren Folgen der gewaltigen Investition: die hohen Kosten für den Erwerb der begehrten Konzessionen des Mobilfunks der Zukunft haben in den vergangenen Monaten nicht nur einen Kursrutsch ausgelöst und Aktionärsvermögen vernichtet. Es ist auch möglich, dass die T-Aktionäre -- je nach Verlauf der Geschäfte -- künftig auch bei der Dividende kürzer treten müssen.

Die sündhaft teuren Lizenzen, für die sechs Unternehmen im August 2000 rund 51 Milliarden Euro berappen mussten, werden die Bilanz der Deutschen Telekom und ihrer Konkurrenten noch über viele Jahre belasten. Erst in 20 Jahren sollen die UMTS-Lizenzkosten bei der Telekom vollständig abgeschrieben sein. Andere Unternehmen wie MobilCom haben in ihren Bilanzen entsprechende Abschreibungsbeträge noch gar nicht berücksichtigt.

Zuletzt hatte die Telekom 62 Cent Dividende je Aktie gezahlt. Die Dividendenfähigkeit bleibe erhalten, beteuerte die Telekom noch Ende vergangenen Jahres. In den Eckdaten über das abgelaufene Geschäftsjahr 2001, die der Bonner Riese am heutigen Dienstag vorlegte, lässt sich das Ausmaß der UMTS-Misere ablesen: Für planmäßige Abschreibungen auf die Lizenzen und Zinsaufwendungen veranschlagte der Konzern in allen Ländern eine Summe von 1,7 Milliarden Euro. Richtig teuer war es für die Telekom dabei vor allem in Großbritannien und Deutschland mit rund 5 Milliarden beziehungsweise gut 8 Milliarden Euro.

Während die UMTS-Abschreibungen von insgesamt 700 Millionen Euro nicht zahlungswirksam sind, aber den Gewinn schmälern, kassierten die Geldgeber von der Telekom 2001 allein für Zinsen einen Betrag von rund 1 Milliarde Euro. Werden die aufgenommenen Kredite nicht schleunigst getilgt, könnten auf diesem Wege in wenigen Jahren erheblich Summen zusammenkommen. Und die muss die Telekom im operativen Geschäft erst verdienen. Aber hinter der UMTS-Zukunft, die im kommenden Jahr eingeläutet werden soll, und den Geschäftsaussichten für die Mobilfunktechnik der dritten Generation steht noch ein dickes Fragezeichen.

Kein Wunder, dass Börsianer und Analysten immer wieder fordern: "Runter mit den Schulden!" Doch die schossen bei der Telekom durch den Lizenzerwerb und den Kauf der US-Tochter VoiceStream erst einmal kräftig in die Höhe. Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick hatte bereits im vergangenen Jahr die Devise ausgegeben, den Schuldenstand (2001: 62 Milliarde Euro) bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres auf 50 Milliarden Euro zu drücken.

Ein ehrgeiziges Ziel, sagen Branchenkenner -- zumal der hierfür eingeplante Erlös aus dem Verkauf des TV-Kabelnetzes an den US-Medienriesen Liberty Media wegen des Einspruchs des Bundeskartellamtes nicht fließen wird. Unklar ist ferner, ob der in diesem Jahr geplante Börsengang der T-Mobile International AG tatsächlich stattfindet und die erhofften Mittel von 10 Milliarden Euro einspielen kann.

Ein Zurück bei UMTS scheint es nicht zu geben, auch wenn einige Rechtsexperten die Auktion in Deutschland angesichts der Milliardensummen für nicht rechtmäßig halten. Alle beteiligten Unternehmen hätten gewusst, auf was sie sich einließen, heißt es bei der Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP).

Und Behördenchef Matthias Kurth achtet mit Argusaugen auf die Einhaltung der Lizenzbedingungen. Eine Änderung kommt für ihn nicht in Frage. Was dann passiert, kündigte der deutsche Vodafone-Chef Jürgen von Kuczkowski unlängst unmissverständlich an: "Wir werden klagen." (Peter Lessmann, dpa) / (anw)