Mercedes-Benz will angesichts wirtschaftlicher Zukunft länger Verbrenner bauen
Mercedes-Benz fürchtet wegen Belastungen in der Lieferkette und größeren Investitionen langsamer zu wachsen und will länger Autos mit Verbrennungsmotoren bauen.​
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Elektroauto Mercedes-Benz EQS
(Bild: Mercedes-Benz)
Mercedes-Benz äußert sich vorsichtig pessimistisch hinsichtlich des Geschäftsjahrs 2024. Der Konzern erwartet wegen Belastungen in der Lieferkette und höheren Investitionen eine Stagnation bei Umsatz und Ergebnis. Sollte es auch weiterhin langsamer gehen als erwartet, möchte man auch noch länger Autos mit Verbrennungsmotor anbieten.
Das Ziel, bis Ende des Jahrzehnts nur noch batterieelektrische Autos anbieten zu wollen, schränkte Konzernchef Källenius ein. Es gelte nur, sofern es die Marktbedingungen zulassen. Tatsächlich könne es aber länger dauern, bis Elektroautos konventionelle Fahrzeuge ablösen. Am Strategieplan "Ambition 2039" mit dem Ziel eines bis 2039 "bilanziell CO₂-neutralen" Neufahrzeugangebots wolle man zwar festhalten, gleichzeitig betonte Källenius aber die Fähigkeit seines Unternehmens, auch noch viele Jahre danach Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren anbieten zu können.
"Klimapolitischer Offenbarungseid"
Umgehend reagierte die Naturschutzorganisation Greenpeace, die von einem "klimapolitischen Offenbarungseid" spricht. Die Organisation hatte zuvor die ursprüngliche Mercedes-Ankündigung, bis 2030 weitgehend auf Verbrennungsmotoren zu verzichten, als "einzigen Lichtblick" in der Autoindustrie bezeichnet. In seinem aktuellen Unternehmensbericht spricht Mercedes-Benz davon, in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts einen Gesamtabsatz von nur noch bis zu 50 Prozent mit batterieelektrischen und Plug-in-Hybrid-Autos zu erreichen. Für das laufende Jahr rechnet der Autokonzern nur mehr mit einem ebenso hohen Anteil verkaufter Elektro-Pkw (ohne Vans und Transporter) wie im vergangenen, in dem er bei 20 Prozent lag. Von den im vergangenen Jahr etwas mehr als zwei Millionen verkauften Autos lieferte Mercedes gut 400.000 Stück batterie- oder teilelektrisch angetrieben aus.
Mercedes EQS mit Stern
Selbst bei den Elektroautos erweist sich die Kundschaft offenbar als so traditionell, dass Mercedes-Benz den frei stehenden Stern sogar bei seinen stromlinienförmig gestalteten batterieelektrischen Autos wieder einführen will. Das berichtet der gewöhnlich gut informierte Blog JESMB.de. Bei der Modellpflege ab Juni 2024 soll der Kunde beim Spitzenmodell Mercedes EQS wieder die Wahl zwischen einer Plakette und dem Stern bekommen. Zudem soll die im EQS SUV erhältliche 118-kWh-Batterie angeboten werden.
Prämie für alle Mitarbeiter
Das geschäftlich erfolgreiche vergangene Jahr zahlt sich für die circa 91.000 Angestellten aus. Sie erhalten eine Einmalprämie von 7300 Euro, unabhängig von der Höhe ihres Lohns. Motivieren will Mercedes-Benz aber nicht nur seine Mitarbeitenden. Die Investoren sollen mit einem neuen Aktienrückkauf im Umfang mehrerer Milliarden Euro und einer höheren Dividende bei der Stange gehalten werden. Dazu soll künftig nicht mehr nur 40 Prozent des Nettogewinns als Dividende ausgeschüttet werden. Sollte der in einem Jahr erzielte Zufluss diese Grenze überschreiten, sollen sie für den Aktienrückkauf Verwendung finden. Das hilft in der Regel dem Kurs, schon weil das rechnerisch den Anteil der übrigen Aktien am zu verteilenden Gewinn erhöht. Man kann daran allerdings auch bemängeln, dass der Konzern die Mittel nicht in Sachinvestitionen steckt. Der Rückkauf läuft bereits seit dem vergangenen Jahr. Von den eingeplanten maximal vier Milliarden sind rund 1,9 bereits verwendet und Mercedes-Benz rechnet damit, den Rest bis zum dritten Quartal 2024 ausgegeben zu haben.
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(fpi)