Microsoft trotzt den Skeptikern
Allen Bedenken der Finanzexperten zum Trotz zeigt sich der Softwarekonzern mit einem vom Kerngeschäft getriebenen Wachstum in guter Verfassung und legt für das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres ein weiteres Rekordergebnis vor.
Das neue Betriebssystem Windows 7 verkauft sich bestens und beschert Microsoft erwartungsgemäß einen blendenden Start ins neue Geschäftsjahr. Der Softwarekonzern hat seinen Umsatz im ersten Quartal von 12,9 Milliarden US-Dollar im Vorjahreszeitraum um 25 Prozent auf die Rekordmarke von 16,2 Milliarden US-Dollar steigern können, wie das Unternehmen am Donnerstagabend nach US-Börsenschluss am Stammsitz in Redmond mitteilte. Unterm Strich blieb Microsoft ein Gewinn von 5,4 Milliarden US-Dollar oder 0,62 US-Dollar pro Aktie nach 3,6 Milliarden US-Dollar (0,40 US-Dollar pro Aktie) im vorangegangenen Geschäftsjahr - ein Plus von 50 Prozent. Das Wachstums im Vergleich zum Vorjahresergebnis wird dabei durch zurückgestellte Umsätze aus dem Windows-Upgrade-Programm beeinflusst. Ohne diese Effekte betrug das Wachstum beim Umsatz 13 Prozent und beim Konzernergebnis 16 Prozent.
An der Wall Street war man auf ein weiteres Rekordquartal eingerichtet. Nach den blendenden Zahlen im Schlussquartal des Geschäftsjahres 2010 mit 0,40 US-Dollar pro Aktie hatten die Analysten im Mittel mit 0,55 US-Dollar bei einem Umsatz um die 15,8 Milliarden US-Dollar gerechnet. Unter besonderer Beobachtung steht dabei das Kerngeschäft mit Windows und Office, das über die Hälfte des Umsatzes ausmacht. Die Börse hatte sich verunsichert gezeigt, ob Microsoft im Hinblick auf neue Herausforderer im Internet und bei Smartphones sowie der zunehmenden Verlagerung von Diensten in die Cloud seinen Status als große Verbrauchermarke halten könne, der Aktienkurs geriet unter Druck. Sorgen machten sich die Experten zudem angesichts möglicher Kannibalisierungseffekte des erfolgreichen iPads und kommender Tablets auf das wichtige Netbook-Segment und darüber hinaus.
Den Unkenrufen zum Trotz hat Microsoft nun erneut ein Rekordquartal hingelegt. Der Hersteller zeigte sich erfreut angesichts anhaltender Nachfrage bei PC-Geschäftskunden und meldete Wachstum in allen Unternehmensbereichen. Die Office-Sparte wuchs im ersten vollen Quartal seit Verkaufsbeginn des neuen Office-Pakets um 15 Prozent. Der Umsatz der Windows-Sparte wuchs deutlich um 66 Prozent, das Server-Geschäft um 12 Prozent. Die Verkäufe von Xbox 360, Zubehör und Spielen legten um 38 Prozent zu. Auch die Suchmaschine Bing gewann nach Unternehmensangaben Marktanteile, das Internetgeschäft insgesamt wuchs um gut 8 Prozent.
"Das war ein außergewöhnliches Quartal", sagte der fürs Tagesgeschäft zuständige Vorstand Kevin Turner am Donnerstag in Redmond (US-Bundesstaat Washington). Windows bleibt dabei die Cash Cow des Softwareriesen. Bereits vor der Bekanntgabe der Quartalszahlen hatte Microsoft zum Jahrestag der Markteinführung von Windows 7 mitgeteilt, dass bereits über 240 Millionen Exemplare des Betriebssystems verkauft wurden. Die Erwartungen der Analysten hat Microsoft erneut übertreffen können. Die Aktie des Konzerns legte im nachbörslichen Handel leicht zu. Dennoch bleibt die Wall Street zurückhaltend. Vielleicht kann Microsoft die Zweifel in drei Monaten mit dem Ergebnis des laufenden Quartals zerstreuen, wenn erste Zahlen für das neue Smartphone-Betriebssystem Windows Phone vorliegen dürften.
Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Microsoft (Das Geschäftsjahr beginnt jeweils im Juli) |
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Quartal | Umsatz | Nettogewinn |
4/01 | 6.580 Mio. | 66 Mio. |
1/02 | 6.130 Mio. | 1.280 Mio. |
2/02 | 7.740 Mio. | 2.280 Mio. |
3/02 | 7.250 Mio. | 2.740 Mio. |
4/02 | 7.250 Mio. | 1.530 Mio. |
1/03 | 7.750 Mio. | 2.730 Mio. |
2/03 | 8.540 Mio. | 2.550 Mio. |
3/03 | 7.840 Mio. | 2.790 Mio. |
4/03 | 8.070 Mio. | 1.920 Mio.* |
1/04 | 8.220 Mio. | 2.610 Mio.* |
2/04 | 10.150 Mio. | 1.550 Mio.* |
3/04 | 9.180 Mio. | 1.320 Mio.* |
4/04 | 9.290 Mio. | 2.690 Mio. |
1/05 | 9.189 Mio. | (2.901 Mio.) 2.530 Mio ** |
2/05 | 10.818 Mio. | 3.463 Mio. |
3/05 | 9.620 Mio. | 2.563 Mio. |
4/05 | 10.161 Mio. | 3.700 Mio. |
1/06 | 9.741 Mio. | 3.141 Mio. |
2/06 | 11.837 Mio. | 3.653 Mio. |
3/06 | 10.900 Mio. | 2.977 Mio. |
4/06 | 11.804 Mio. | 2.828 Mio. |
1/07 | 10.811 Mio. | 3.478 Mio. |
2/07 | 12.542 Mio. | 2.626 Mio. |
3/07 | 14.398 Mio. | 4.926 Mio. |
4/07 | 13.371 Mio. | 3.035 Mio. |
1/08 | 13.762 Mio. | 4.289 Mio. |
2/08 | 16.367 Mio. | 4.707 Mio. |
3/08 | 14.454 Mio. | 4.388 Mio. |
4/08 | 15.837 Mio. | 4.297 Mio. |
1/09 | 15.961 Mio. | 4.373 Mio. |
2/09 | 16.629 Mio. | 4.174 Mio. |
3/09 | 13.648 Mio. | 2.977 Mio. |
4/09 | 13.099 Mio. | 3.045 Mio. |
1/10 | 12.920 Mio. | 3.574 Mio. |
2/10 | 19.022 Mio. (17.31 Mio. ***) | 6.662 Mio. |
3/10 | 14.503 Mio | 4.006 Mio |
4/10 | 16.039 Mio. | 4.518 Mio. |
1/11 | 16.195 Mio. | 5.410 Mio. |
*Â Gewinne unter Bilanzierung der Umstellung auf das neue Aktienprogramm fĂĽr Microsoft-Mitarbeiter
** nach nachträglichem Abzug der Sonderkosten durch die Einigung mit Novell
***Â ohne Deferred Revenue, der durch Einnahmen mit Windows 7 vor der allgemeinen VerfĂĽgbarkeit des Betriebssystems erzielt wurde
(vbr)