Neue Proteste gegen Schließung von Telekom-Callcentern

Der Katholikenrat im Bistum Trier hat die Entscheidung der Telekom, Callcenter in Rheinland-Pfalz zu schließen, als "nicht nachvollziehbar" bezeichnet. In Leipzipg und Koblenz kam es zu Demonstrationen von Telekom-Mitarbeitern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 28 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • dpa

Der Katholikenrat im Bistum Trier hat die Telekom aufgefordert, ihre Pläne zur Schließung von Callcentern unter anderem in Rheinland-Pfalz zurückzunehmen. Die Entscheidung sei "insgesamt nicht nachvollziehbar", hieß es in einer Mitteilung des obersten Laiengremiums im Bistum Trier. Über die Zusammenlegung von Callcentern seien kaum Einsparungen zu erzielen. "Es liegt daher der Verdacht nahe, dass die Telekom auf einem Umweg Mitarbeiter loswerden will, für die eigentlich eine Beschäftigungsgarantie bis 2012 besteht", hieß es.

Am Donnerstag demonstrierten die rund 200 Beschäftigten der Telekom in Koblenz gegen die geplante Schließung ihres Standortes. Vergangene Woche hatten bereits die Gewerkschaft ver.di und zahlreiche Politiker gegen das geplante Aus von vier der fünf Telekom-Callcenter in Rheinland-Pfalz protestiert. Wegen einer bundesweiten Telekom-Umstrukturierung der Callcenter-Sparte sollen die Standorte Koblenz, Trier, Mainz und Neustadt/Weinstraße geschlossen werden. Nur das Callcenter in Ludwigshafen will das Unternehmen erhalten.

Das Arbeitsplatzangebot, das die Telekom den betroffenen Mitarbeitern gemacht habe, sei für die Mehrzahl des Callcenter- Personals "wertlos", teilte der Katholikenrat mit. Die meisten Mitarbeiter seien Teilzeitbeschäftigte, für die sich ein Wechsel in eine weit entfernte Stadt wegen längerer Fahrtzeiten und höherer Fahrtkosten nicht lohne. Laut ver.di arbeiten in Koblenz 200, in Trier 130, in Neustadt 135, in Mainz 230 und in Ludwigshafen 300 Menschen in den Callcentern. Jeder Betroffene erhalte von der Telekom nur ein Angebot für einen neuen Job. So sollen die Koblenzer den Plänen zufolge nach Bonn fahren.

Auch in Leipzig haben Telekom-Mitarbeiter gegen die geplante Schließung von Callcentern protestiet. Nach Angaben der Gewerkschaft ver.di nahmen am Donnerstag rund 1200 Telekom-Beschäftigte an einer Demonstration teil. Ver.di hatte zu dem Protest Mitarbeiter aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen aufgerufen. Von einem Aus könnten nach ihrer Einschätzung in Halle, Gera und Dresden rund 670 Beschäftigte betroffen sein. Der ver.di-Bundesvorsitzende Frank Bsirske sagte, das Management der Telekom spekuliere darauf, Arbeitsplätze abzubauen. Ein Unternehmens- Sprecher wies darauf hin, dass die Pläne schon seit längerem bekannt seien und die Mitarbeiter Angebote in anderen Callcentern bekämen.

Die Deutsche Telekom will ihre Callcenter rentabler machen und künftig an nur 24 Standorten konzentrieren. In den kommenden zwei Jahren sollen dort rund 70 Millionen Euro in einer verbesserte Infrastruktur investiert werden. Insgesamt werden 39 Callcenter geschlossen. Betroffen sind 8000 Mitarbeiter, die ihren alten Arbeitsplatz tauschen werden. Insgesamt sind 18.000 Menschen in den Callcentern der Telekom beschäftigt.

In diesen Städten werden Callcenter dicht gemacht:

Heilbronn, Karlsruhe, Passau, Ansbach, Detmold, Osnabrück, Bremen, Leer, Münster, Dresden, Hagen, Meschede, Krefeld, Mönchengladbach, Wesel, Koblenz, Köln, Aachen, Trier, Mainz, Giessen, Halle/Saale, Potsdam, Bad Kissingen, Würzburg, Kassel, Gera, Mannheim, Neustadt, Saarbrücken, Schwerin, Lübeck, Konstanz, Freiburg, Uelzen, Ulm, München, Weilheim, Berlin.

In diesen Städten bleiben Telekom-Callcenter erhalten:

Augsburg, Bielefeld, Bonn, Chemnitz, Dortmund, Düsseldorf, Erfurt, Eschborn, Frankfurt/Oder, Fulda, Hannover, Hamburg, Kempten, Kiel, Leipzig, Ludwigshafen, Magdeburg, Nürnberg, Oldenburg, Recklinghausen, Rottweil, Stuttgart, Traunstein, Weiden.

Siehe dazu auch:

(dpa) / (jk)