Oberleitungs-Lkw: RWTH Aachen entwickelt Baukasten für herkömmliche Lkw

An der Uni Aachen hat ein Forschungsteam einen Baukasten entwickelt, mit dem herkömmliche schwere Lkw zu Oberleitungs-Lkw umgerüstet werden können.

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(Bild: RWTH Aachen, Patricia Cacciotti)

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Herkömmliche Lkw lassen sich so umrüsten, dass sie batterieelektrisch fahren und von einer Oberleitung angetrieben werden können. Das hat ein Forschungsteam der RWTH Aachen erkundet und nun nach eigenen Angaben auf der Teststrecke von Siemens Mobility in Groß Dölln bei Berlin erfolgreich getestet.

Das Team am Lehrstuhl "Production Engineering of E-Mobility Components" (PEM) hat in den vergangenen Jahren zwei Sattelzugmaschinen umgerüstet und auf Teststrecken mit Oberleitungsinfrastruktur geprüft. Damit wollten sie nachweisen, dass Sattelzugmaschinen mit Pantographen als Stromabnehmer geeignet sind und als Basis für künftige Serienentwicklungen dienen können.

Wegen des hohen Energiebedarfs von Lkw, der sich aus den hohen Fahrleistungen sowie ihrem Gesamtgewicht von bis zu 41 Tonnen ergebe, habe es bislang jedoch keinen wettbewerbsfähigen Ansatz gegeben, diese zu elektrifizieren. Hier setzte das PEM-Projekt "Lebenszykluskostenreduktion im elektrischen Verteilerverkehr durch pantographenbasierte Baukastensysteme für Lastkraftwagen und Sattelzugmaschinen" (LiVePLuS) an.

Dazu hat das PEM-Team einen modularen Baukasten mit Batterie und Oberleitungsstromabnehmer konzipiert. Die Antriebsbatterie mit 280 kWh Kapazität ist dabei für Zubringerfahrten von bis zu 180 km und der Pantograph für die Energieversorgung auf der Langstrecke gedacht. Mit dem Baukasten ließen sich Sattelzugmaschinen und andere schwere Fahrzeuge je nach Anwendungsfall elektrifizieren, sie könnten es auf eine Motorleistung von bis zu 500 kW bei einem Gesamtgewicht von 35 t bringen. Der Antriebsstrang werde je nach der jeweiligen Kundenanforderung konfiguriert, erläutert das Forschungsteam. Durch die Energieversorgung an der Oberleitung lasse sich die Kapazität der Batterie klein auslegen und gleichzeitig eine hohe Reichweite realisieren.

Zwar sei geplant, den Schienengüterverkehr zu erweitern, doch die Möglichkeiten seien begrenzt, schreibt das PEM-Team. Es sei aber weiterhin erforderlich, einen Teil der Güter auf der Straße zu transportieren. Zudem nehme der Gesamtgüterverkehr stetig zu, es müssten selbst dann 60 Prozent der Güter mit Lkw transportiert werden, wenn die Schienenkapazität um das Zweieinhalbfache gesteigert werden würde. Die Elektrifizierung von Lkw sei zwingend erforderlich, wenn die Klimaziele erreicht werden sollen.

Den Verkehrssektor hat auch das Umweltbundesamt als einen Sektor ausgemacht, in dem dringend CO₂ eingespart werden müsste. Es schlägt in einer neuen Studie vor, hier beispielsweise die Kfz-Steuer zu überarbeiten.

(anw)