Ora Funky Cat: ein Elektroauto jenseits der SUV-Schwemme

Ora bringt ab 2023 den ID.3-Gegner Funky Cat auf den deutschen Markt. Der bringt gute Anlagen für einen Erfolg mit, doch einen Punkt sollte Ora verbessern.

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Ora Funky Cat

(Bild: Ora)

Lesezeit: 4 Min.

Elektroautos um vier Meter Länge bleiben weiterhin rar, doch eine Klasse darüber bewegt sich etwas. Unter anderem der Renault Megane E-Tech Electric gehört zu den interessanten Neuerscheinungen. Nun bekommt er Konkurrenz: Der chinesische Hersteller Ora hat zwar weder den auf der IAA 2021 angekündigten Preis von 30.000 Euro noch kam er in diesem Jahr auf den Markt. Doch wenn er ab Januar 2023 in Europa in den Handel rückt, dürfte er eine spannende Alternative werden. An einem Punkt muss Ora allerdings zügig nachbessern.

Äußerlich setzt sich der Ora Funky Cat deutlich von der SUV-Schwemme ab. Er versucht es über eine Art Kindchen-Schema. Das kaschiert ein wenig, dass er mit 4,24 Metern Länge kein Kleinwagen ist. Enttäuschend ist angesichts dessen ein Kofferraum mit nur 228 Litern – selbst ein kürzerer Opel Corsa-e bietet da mehr. Auch die maximale Zuladung ist mit 355 Kilogramm etwas knapp bemessen. Vorn dagegen gibt es ein in dieser Klasse übliches Platzniveau.

Die Einrichtung ist eher konventionell und erinnert an Modelle von Hyundai. Ora hat sich entschieden, die Bedienung nicht komplett auf den Bildschirm zu verlegen. Einige wenige Grundfunktionen lassen sich also direkt ansteuern, wenngleich die Platzierung mitunter eigenwillig ist. Den Fahrmodus stellt man über eine Taste links vom Lenkrad ein. Auf dem Steuerrad selbst sind Touchflächen, die hoffentlich besser funktionieren als vielfach in Testwagen erlebt.

Ora Funky Cat Innenraum (3 Bilder)

Das Armaturenbrett erinnert an Modelle von Hyundai.

Eine noch exotische Idee ist die Gesichtserkennung an der A-Säule. Per Face-ID erkennt der Funky Cat als erstes Modell der Ora-Palette den Piloten und stellt Dinge wie Sitze, Radiosender und Temperatur nach den Vorlieben des Fahrers ein. Falls dem Besitzer das dann doch etwas zu viel der Vernetzung sein, lässt sich das aber auch deaktivieren.

Geplant sind zunächst zwei Batterien-Varianten mit 46 und 63 kWh, die nur mit einem 126-kW-E-Motor kombiniert werden können. Er treibt die Vorderräder an. Die Reichweite im WLTP liegt bei 310 bzw. 400 km. Der Verbrauch wird mit 16,5 bis 16,8 kWh/100 km angegeben, eine serienmäßige Wärmepumpe soll den Verbrauch im Winter im Zaum halten. Im Standardsprint verspricht Ora 8,2 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit soll bei 160 km/h liegen. Das alles sind konkurrenzfähige Werte, mit denen Ora auf dem Markt gut mithalten kann.

Ora Funky Cat außen (3 Bilder)

Ora wird zwei Batteriegrößen und ...

Nachlegen muss die Marke dagegen beim Ladetempo. Eingebaut ist ein dreiphasiges Ladegerät, mit dem 11 kW an Wechselstrom (AC) möglich sind. Damit nimmt Ora keinen Spitzenplatz mehr ein, dennoch wird das für viele Kunden, die vornehmlich daheim an einer geförderten Wallbox mit Wechselstrom nachladen, akzeptabel sein. Doch die DC-Ladeleistung ist mit 67 kW in der Spitze für ein brandneues Elektroauto arg schwach. Hier wird Ora zügig nachlegen müssen, denn das ist unterdurchschnittlich und bedeutet auf Reisen lange Wartezeiten an der Ladesäule.

Ora hat sich gegen einen reinen Online-Vertrieb entschieden und will das Netz der Frey-Gruppe nutzen. Die importieren auch Marken wie Mitsubishi und Subaru. In Großbritannien ist der Funky Cat seit einigen Wochen schon zu haben, hierzulande soll es Anfang 2023 soweit sein. Der Basispreis liegt mit rund 35.000 Euro deutlich unter dem des am wenigsten teuren VW ID.3. Der ist äußerlich ähnlich groß, soll im kommenden Jahr aufgewertet werden, bringt 58 kWh mit und kann erheblich schneller laden. Doch der Mehrpreis liegt bei fast 10.000 Euro. Ora wirft damit die Argumente in Kaufentscheidungen, mit denen einst die Japaner und etwas später die Koreaner sehr erfolgreich waren. Sie sind heute im Markt fest verankert. Den Chinesen ist das ohne weiteres ebenso zuzutrauen.

(mfz)