Ortung muss sein

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Die Foto-Community Locr zeigt Fotos nach dem Upload auf einer Landkarte an. Dazu präsentiert sie Wikipedia-Artikel zu Orten in der Nähe.

Locr.com setzt den Schwerpunkt auf Geodaten und zählt mittlerweile 500.000 Fotos. Lädt man ein JPEG-Foto mit Geodaten auf die Seite, zeigt Locr dessen Position auf einer Landkarte an. Alternativ kann man die Bilder manuell verorten. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Plug-ins für verschiedene Programme, die den Upload erleichtern, beispielsweise für iPhoto und Aperture. Locr teilt sich in zwei Bereiche. Im linken Bildfenster zeigt die Seite eine Ansicht von Google Maps. Rechts erscheinen quadratische Miniaturen aller Bilder, die im gezeigten Kartenbereich aufgenommen wurden. Klickt man eine der Miniaturen an, sieht man eine größere Ansicht. Neben einer Karte und in der Nähe aufgenommenen Bildern zeigt Locr zu jedem Foto außerdem örtlich passende Wikipedia-Artikel. Wikipedia enthält zu vielen Seiten mittlerweile Koordinaten, die Locr auswertet.

Die Foto-Community Flickr nutzt ebenfalls georeferenzierte Fotos. Über eine prominent angebrachte Schaltfläche können Betrachter knapp 400.000 Fotos über eine Landkarte ortsbezogen auswählen – praktisch, wenn man Bilder zum Urlaubsort sucht, aber nicht nur Fotos von „Sydney“, geschweige denn nur von der Oper, sondern auch vom Umland sehen möchte. Umgekehrt führt in der Bildansicht ein Klick auf das Wort Map zur Karte, in der das Foto dann als Miniatur verortet wird und so den Standort des Motivs verrät. Ebenso einfach kann man den Fotos Positionen zuweisen. Im Bereich „Organize“ zieht man einfach Bildminiaturen aus der Fußzeile auf die gewünschte Kartenposition.

Die Bildverwaltung Microsoft Expression Media zeigt Geotags etwas spröde als Pin in einer Bing-Maps-Straßenkarte.

Auch Bildverwaltungen und -betrachter können mit Geodaten umgehen. Der Betrachter Irfan-View und das Raw-Workflow-Programm Lightroom selbst zeigen lediglich die nackten Koordinaten. IrfanView zeigt die Koordinaten auf Wunsch als Stecknadel in Google Earth, bei gespeicherter Aufnahmerichtung als Pfeil. Lightroom öffnet bei einem Klick auf die Zahlen Google Maps. Die Bildverwaltung Microsoft Expression Media integriert das in Redmond als Gegenentwurf zum Google-Produkt entwickelte Bing Maps, ehemals bekannt als Virtual Earth. Auch dort erscheint der Aufnahmeort als Pin. Umgekehrt kann man einen Pin setzen und diese Position als Geokoordinaten ins Bild übertragen.

StudioLine versieht Fotos bequem per Drag & Drop mit Geodaten und trägt außerdem den Ortsnamen ein. Als Kartenmaterial hält Google Maps her.

Picasa nutzt zum Georeferenzieren Google Earth. In einem schwebenden Fensterchen wechselt man über Pfeiltasten von Miniatur zu Miniatur und legt Orte per Mausklick fest. Auch Fotostation und IDImager taggen Fotos nach diesem Verfahren. Die Bildverwaltung StudioLine Photo-Classic spendiert dem Geotagging einen Hauptmenü-Eintrag. Sie bindet Google Maps ein. Vorschaubilder zieht man mit der Maus aus einer Seitenleiste auf die Karte. Das Geotag setzt die Software danach automatisch. Außerdem ergänzt sie für eine spätere Stichwortsuche die passenden IPTC-Daten zu Ort, Bundesland und Land. Beim erneuten Speichern der Geodaten können Schwierigkeiten auftreten. ACDSee 2.5 Pro machte beim Schreiben der Tags einen Konvertierungsfehler, der aber mittlerweile weggepatcht ist.

Geotagging ist noch ein Avantgarde-Thema; Foto-Programme nutzen Geodaten bisher eher spärlich für Verwaltung und Präsentation – mangels Datenbasis. Der Durchbruch kommt, wenn Kameras ihre Position kennen. Nikon baut bisher keine GPS-Module in Profikameras ein. Das Entwicklungstempo ist so hoch und das Geotagging so fehleranfällig, dass die Hersteller mit der Implementierung noch warten. Das könnte sich aber bald ändern. Der Chip-Hersteller SiRF kündigte erst Ende Juli die Chip-Generation SiRFstarIV an, die schneller arbeiten, kleiner sein und weniger Strom verbrauchen soll. Außerdem soll sie sich ständig ihrer Position bewusst sein, ohne dass das Gerät angeschaltet bleiben müsste. Die Nikon-Kamera P6000 hat das Problem, dass nach wenigen Tagen der Akku leer ist. Im Zweifel ist die Kamera dann nicht einsatzbereit, wenn man sie zur Hand nimmt. Bei der Ricoh-Kamera kann man wenigstens das GPS-Modul austauschen und nach Bedarf aktualisieren.

Derzeit wäre eine Kamera mit Geosystem bereits bei Erscheinen veraltet. Dass sich ein Chip die letzte Position merkte, an der ein Kontakt zustande kam, geschah vor anderthalb Jahren das erste Mal. Vor einem Jahr veröffentlichte Solmeta das Kompass-Gerät. Vor einem halben Jahr stellte Dawntech den Blitzschuh-Logger vor, der Routen aufzeichnen kann. Regelmäßig erscheinen neue Geräte mit einem signifikanten Vorsprung gegenüber ihrem Vorgänger. Wenn mehr und mehr Kameras mit leistungsfähigen Chips ausgestattet sind, ziehen irgendwann auch die Software-Hersteller mit sinnvollen Anwendungen nach.

Manuelles Geotagging ist derzeit noch so aufwendig und fehleranfällig, dass sich nur Liebhaber die Mühe machen. Sie bereiten für die breite Masse den Weg, testen Verfahren und entwickeln Anwendungsgebiete. In wenigen Jahren könnten leistungsfähige Chips zum Aufzeichnen von Geodaten in jeder Kamera eingebaut sein. Spätestens dann wird das Geotag selbstverständlich für die grafische Suche auf Landkarten Verwendung finden wie heute die Fotosuche per Zeitleiste oder Kalender.

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