Ortung muss sein

Angesichts wachsender Bilderberge wird die Fotoverwaltung immer wichtiger. Mittlerweile zeichnen immer mehr Kameras, Fotohandys und Zusatzgeräte Geoinformationen auf und das Geotag könnte zum Universalmittel in der Verwaltung werden.

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Fotoverwaltung wird angesichts wachsender Bilderberge immer wichtiger. Wer aber will tagelang
Schlagwörter zu Ereignissen, Personen und Orten manuell eintragen? Neue Konzepte müssen her. Neben EXIFDatum und Gesichtserkennung sind automatisch gefundene Geoinformationen, die Geotags, das dritte Rezept zur automatischen Bildverwaltung. Geotags beantworten Fragen aller Art. Die zentrale: Welches Motiv zeigt ein Foto? Bei der Notre Dame ist das leicht aus dem Gedächtnis beantwortet, bei einem norddeutschen Fachwerkhaus nicht: Steht es in Hannover? Braunschweig? Hameln? Die zweite interessante Frage lautet: Wo befand sich der Fotograf – an der Süd- oder an der Nordseite des Motivs? Schließlich kann ein Geotag auch zu Bestimmungen ganz anderer Art herangezogen werden.

Zeigt das Foto einen Laubfrosch, kann die Geoinformation Aufschluss geben, ob es sich um den Europäischen, Chinesischen oder Kleinasiatischen handelte. Umgekehrt kann der Ort als Ausgangspunkt der Suche dienen. Nahezu alle Bildverwaltungsprogramme stellen Geotags bereits auf Landkarten dar. Der nächste Schritt ist die ortsbezogene Suche. Ein auf der Karte aufgezogenes Rechteck oder der frei gewählte Radius um einen gesetzten Punkt stellt ein effektives und intuitives Mittel zur Bildersuche dar. Bisher implementieren nur wenige Programme solche Funktionen, da noch kaum Geodaten zur Verfügung stehen. Zunächst einmal müssen die Daten ins Foto gelangen.

Programme wie GeoSetter, GPSPhotoLinker oder RoboGeo versehen Fotos mit Geodaten. Bei Aufnahmen aus dem Archiv geht das nur manuell. Man kann die Position auf Karten und Satellitenbildern aus Diensten wie Google Maps anklicken und ins Foto übertragen oder als Koordinaten eintragen. Dazu später mehr. In nahezu allen anderen Fällen kommen die Geodaten vom Global Positioning System (GPS). Beim Fotografieren trägt man einen Geologger mit sich herum, der die Daten regelmäßig aufzeichnet. Diese überträgt man anschließend auf den Rechner und synchronisiert sie anhand des Datums mit den Fotos. Spezialgeräte für ausgesuchte Spiegelreflexkameras regeln diesen Vorgang automatisch in der Kamera. Einige wenige Kameras haben so ein Modul bereits eingebaut. Wir haben sowohl Kameras, Handys und Zusatzgeräte fürs Geotagging als auch Software und Web-Dienste zur Verwaltung am Rechner und zur Präsentation im Web ausprobiert.

Das vom amerikanischen Verteidigungsministerium entwickelte GPS nutzt derzeit 32 Satelliten, um die Position mit etwa fünf Metern Genauigkeit bestimmen zu können. Außerdem erfasst es die Höhe über dem Meeresspiegel – das allerdings nur sehr ungenau. GPS arbeitet bei sonnigem und bewölktem Wetter, allerdings nicht in Innenräumen oder tiefen Schluchten. Des Geotagging mächtige Programme schreiben die Geodaten bei JPEG-oder TIFF-Dateien üblicherweise direkt in den EXIF-Header, der dafür Felder bereithält. Bei Raw-Fotos ist das nicht mit jeder Software möglich. Üblicherweise legt die Software eine XMP-Begleitdatei an. Das ist prinzipiell in Ordnung, kann aber problematisch werden, da die Metadaten dann doppelt vorliegen; beispielsweise wenn ein Programm die XMP-Datei bearbeitet und ein anderes die Infos der Raw-Datei liest oder umgekehrt.

In der Basisvariante setzen sich Geodaten aus Längengrad (Longitude) und Breitengrad (Latitude) zusammen. Im erweiterten Set kommt die Höhe dazu. Geräte, die einen Kompass enthalten, geben
außerdem die Aufnahmerichtung an. Zukünftige Geräte sollen auch die Neigung speichern können. Zum Längengrad speichert der EXIF-Header die Richtung Nord oder Süd (N, S), zum Breitengrad zusätzlich die Orientierung Ost oder West (E, W). Die Werte kommen in zwei verschiedenen Varianten vor. Einige Programme stellen die Koordinaten als Dezimalzahlen vom Typ 52,3803; 9,8063 dar. Das bedeutet in diesem Fall nördliche Länge und östliche Breite. Norden und Osten repräsentiert dieses System durch positive, Süden und Westen durch negative Zahlen. Die zweite, gebräuchlichere Variante nutzt die Präfixe N, S, E, W für die vier Himmelsrichtungen und Zahlen - kombinationen aus Grad sowie Bogenminuten und -sekunden: N 52° 22' 49"; E 9° 48' 23".