SCO vs. Linux: Bilanz verschoben -- Code erzwungen

Ein Gericht ordnete an, dass SCO innerhalb von 30 Tagen schlüssige Beweise vorlegen muss, dass IBM den SCO gehörenden Quellcode missbräuchlich verwendet hat; die Bilanzpressekonferenz des Unix-Hauses wurde noch einmal verschoben.

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Von
  • Detlef Borchers

In einer Presseerklärung hat die SCO Group angekündigt, die für den 8. Dezember terminierte Bilanzpressekonferenz zum dritten Quartal des Geschäftsjahres auf den 22. Dezember zu verschieben. Als Grund nennt das Unternehmen das Investment von 50 Millionen US-Dollar, das korrekt verbucht werden müsse. Zu diesem Zweck habe man auf die Hilfe von externen Experten zurückgreifen müssen, was den Quartalsabschluss verzögert habe.

Beobachter werten die Verschiebung und die Heranziehung externer Bilanzpüfer als Zeichen, unter den Investoren seien Zweifel aufgekommen, dass die Kapitalspritze von Bystar Captial und der Royal Bank of Canada korrekt verbucht wurde. Besonders strittig soll die aus diesem Geldtopf geleistete Zahlung von 1 Million US-Dollar plus Aktien im Werte von rund 8 Millionen US-Dollar an die landesweit bekannte Rechtsanwaltskanzlei Boies, Schiller & Flexner sein, mit der die SCO Group unlängst die Zusammenarbeit intensiviert hatte.

In einer ersten Anhörung vor Gericht im Prozess gegen IBM wurde die SCO Group am Freitag nicht mehr von der Starkanzlei vertreten. Stattdessen führte Kevin McBride, der Bruder des SCO-Chefs Darl McBride, die Verhandlungen auf Seiten der SCO Group. Sein 40 Minuten dauerndes Plädoyer auf Fristverlängerung und Herausgabe von 40 Millionen Codezeilen durch IBM überzeugte Untersuchungsrichterin Wells nicht. Sie gab den Eingaben von IBM statt und ordnete an, dass SCO innerhalb von 30 Tagen schlüssige Beweise vorlegen muss, dass IBM den SCO gehörenden Quellcode missbräuchlich verwendet hat.

Sollte SCO die fraglichen Codezeilen nicht präsentieren können, verlangt das Gericht eidesstattliche Erklärungen der Gründe für die Nichtbefolgung der richterlichen Anordnung. Die 30-Tage-Frist, den Code zu präsentieren, läuft an, wenn die unterzeichnete Anordnung vom Gericht veröffentlicht wird. Als frühester Termin wird der 9. Januar 2004 genannt. In jedem Fall muss der Code durch SCO vor der Anhörung präsentiert werden, bei der IBM auf Verlangen von SCO Dokumente zeigen soll. Diese Anhörung soll am 23. Januar stattfinden.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe auch:

(Detlef Borchers) / (anw)