Schmale Gewinne: Yahoo kommt nicht vom Fleck

Yahoo steckt weiter in der Krise. Zwar konnte der Umsatz im vierten Quartal fast gehalten werden, doch der Gewinn brach ein. Die Aktionäre werden mit einer Abspaltung bei Laune gehalten.

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Yahoo-CEO Marissa Mayer

Yahoo-Chefin Marissa Mayer erläuterte die Vorzüge der geplante Abspaltung der Alibaba-Beteiligung in einen neuen Investmentfonds.

(Bild: Screenshot Yahoo-Video)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Yahoo konnte seinen Umsatz im vierten Quartal 2014 fast halten. Im Jahresabstand sank er um ein Prozent auf 1,253 Milliarden US-Dollar. Das hat das Unternehmen Dienstagabend mitgeteilt. Immerhin arbeitet Yahoo profitabel. 32 Millionen Dollar Betriebsgewinn sind allerdings ein Einbruch um 82 Prozent. Um die Aktionäre bei Laune zu halten soll die Beteiligung an Alibaba noch dieses Jahr abgespaltet werden. Diese Ankündigung trieb Yahoos Aktienkurs im nachbörslichen Handel Dienstagabend um 6,7 Prozent nach oben.

Yahoos Reingewinn, in dem auch Profite aus Geldanlagen und Beteiligungen enthalten sind, erreichte im vierten Quartal 2014 166 Millionen Dollar. Im vierten Quartal 2014 war Yahoos Reingewinn noch mehr als doppelt so viel gewesen. Von den 20 vorangegangenen Quartalen hatten nur zwei einen (leicht) niedrigeren Reingewinn gezeitigt.

Yahoo kommt also nicht vom Fleck. Die einzelnen Geschäftsbereichen wurschteln weiter vor sich hin; und auch aus geographischer Sicht gibt es keine auffallenden Veränderungen zu berichten. Insgesamt ist der Konzernumsatz halbwegs stabil, der Betriebsgewinn beträgt aber schon das vierte Quartal in Folge nur einen Bruchteil des Vergleichswertes des Vorjahres.

Unverändert fallend ist die Bedeutung des europäischen Marktes für Yahoo. Nach Abzug der Provisionen für die Zuführung von Verkehr (Traffic Acquisition Cost, TAC), kommen nur noch sieben Prozent des Umsatzes aus der EMEA-Region (Europa, Naher Osten und Afrika).

Angesichts des schon lange traurigen Geschäftsverlaufs schafft es Yahoos Management bislang ganz gut, die Aktionäre bei Laune zu halten. Über ein aggressives Aktien-Rückkaufprogramm wird eine stille Dividende ausgeschüttet. Fast 30 Prozent der Aktien wurden so eingezogen, was den Kurs der verblieben Anteile gestützt hat.

Ein wahrer Segen war Yahoos Beteiligung an Alibaba. Sie entpuppte sich als hochprofitables Investment, Alibabas Börsengang spülte Milliarden in Yahoos Kassen. Yahoo besitzt noch 15,4 Prozent an Alibaba, was etwa 40 Milliarden Dollar entspricht. Die Behaltefrist für diese Aktien läuft Ende September aus. Dann will Yahoo sie in einen neu gegründeten Investmentfonds auslagern. Er wird vorerst als SpinCo bezeichnet.

Es ist geplant, die Anteile an SpinCo steuerschonend an die Yahoo-Aktionäre aufzuteilen. Weil Yahoo auch irgendeine unbedeutende aber operative Konzernabteilung dazupackt, ist die Abspaltung für Yahoo selbst steuerfrei. Und US-Aktionäre müssen etwaige Gewinne erst versteuern, wenn sie die ihnen zugeteilten SpinCo-Anteile verkaufen.

Spin-offs sind bei großen US-Aktiengesellschaften derzeit in Mode. Die Einzelteile sind manchmal eben doch mehr wert als das Ganz. Und Yahoo überlegt sogar noch eine zweite Abspaltung: Die Beteiligung an Yahoo Japan ist mit sieben Milliarden Dollar bewertet. Sofern sich dafür kein spendabler Käufer einfindet, dürfte auch dieser Aktienstapel ausgesondert werden, wenn die Alibaba-Transaktion durch ist.

Für Yahoos Management ist das auch ein Spiel auf Zeit. Die Spin-offs gefallen den Aktionären und beschäftigen sie fürs Erste. Und vielleicht kommt in der Zwischenzeit ja jemandem eine gute Idee, wie Yahoos Karren wieder flott gemacht werden kann.

Ein Baustein soll die neue Zusammenarbeit mit Mozilla in den USA sein: Seit Dezember ersetzt Yahoo dort Google als die in Firefox-Browsern voreingestellte Suchmaschine. Die Zusammenarbeit ist auf fünf Jahre angelegt. Wieviel Yahoo dafür bezahlt verrät das Unternehmen nicht.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Yahoo
in US-Dollar
Quartal Umsatz Nettogewinn/
-verlust
4/96 8,9 Mio. -0,66 Mio.
1/97 10,7 Mio. -1,4 Mio.
2/97 14,3 Mio. -22,2 Mio.
3/97 18,7 Mio. 0,1 Mio.
4/97 26,6 Mio. -1,9 Mio.
1/98 30,6 Mio. 3,2 Mio.
2/98 44,9 Mio. -14,8 Mio.
3/98 66,3 Mio. 4,2 Mio.
4/98 76,4 Mio. 18,5 Mio.
1/99 86,1 Mio. 16,4 Mio.
2/99 115,2 Mio. -15,1 Mio.
3/99 155,1 Mio. 14,8 Mio.
4/99 201,1 Mio. 44,7 Mio.
1/00 228,5 Mio. 77,9 Mio.
2/00 270,1 Mio. 74,0 Mio.
3/00 295,5 Mio. 47,7 Mio.
4/00 310,9 Mio. -97,8 Mio.
1/01 180,2 Mio. -11,5 Mio.
2/01 182,2 Mio. -48,5 Mio.
3/01 166,1 Mio. -24,1 Mio.
4/01 188,9 Mio. -8,7 Mio.
1/02 192,7 Mio. -53,6 Mio.
2/02 225,8 Mio. 21,4 Mio.
3/02 248,8 Mio. 28,9 Mio.
4/02 285,8 Mio. 46,2 Mio.
1/03 282,9 Mio. 46,7 Mio.
2/03 321,4 Mio. 50,8 Mio.
3/03 356,8 Mio. 65,3 Mio.
4/03 511,3 Mio. 75,02 Mio.
1/04 758,0 Mio. 101,00 Mio.
2/04 832,3 Mio.
(609 Mio. ohne TAC)
112,5 Mio.
3/04 906,7 Mio.
(655 Mio. ohne TAC)
253,3 Mio.
4/04 1077,7 Mio.
(785 Mio. ohne TAC)
372,5 Mio.
1/05 1173,7 Mio.
(821 Mio. ohne TAC)
204,6 Mio.
2/05 1253 Mio.
(875 Mio. ohne TAC)
192 Mio.
3/05 1329 Mio.
(932 Mio. ohne TAC)
253,8 Mio.
4/05 1501 Mio.
(1068 Mio. ohne TAC)
683 Mio.
1/06 1567 Mio.
(1088 Mio. ohne TAC)
159,9 Mio.
2/06 1576 Mio.
(1123 Mio. ohne TAC)
164 Mio.
3/06 1580 Mio.
(1121 Mio. ohne TAC)
158 Mio.
4/06 1702 Mio.
(1228 Mio. ohne TAC)
269 Mio.
1/07 1672 Mio.
(1183 Mio. ohne TAC)
142 Mio.
2/07 1698 Mio.
(1244 Mio. ohne TAC)
161 Mio.
3/07 1768 Mio.
(1283 Mio. ohne TAC)
151 Mio.
4/07 1832 Mio.
(1403 Mio. ohne TAC)
206 Mio.
1/08 1817 Mio.
(1352 Mio. ohne TAC)
542 Mio.
2/08 1798 Mio.
(1346 Mio. ohne TAC)
131 Mio.
3/08 1787 Mio.
(1325 Mio. ohne TAC)
54 Mio.
4/08 1806 Mio.
(1375 Mio. ohne TAC)
-303 Mio.
1/09 1580 Mio.
(1156 Mio. ohne TAC)
118 Mio.
2/09 1571 Mio.
(1136 Mio. ohne TAC)
131 Mio.
3/09 1575 Mio.
(1131 Mio. ohne TAC)
186 Mio.
4/09
1732 Mio.
(1258 Mio. ohne TAC)
153 Mio.
1/10
1597 Mio.
(1130 Mio. ohne TAC)
310 Mio.
2/10 1601 Mio.
(1128 Mio. ohne TAC)
216 Mio.
3/10
1601 Mio.
(1125 Mio. ohne TAC)
396 Mio.
4/10
1525 Mio.
(1205 Mio. ohne TAC)
312 Mio.
1/11
1214 Mio.
223 Mio.
2/11
1229 Mio.
(1076 Mio. ohne TAC)
238 Mio.
3/11
1216 Mio.
(1072 Mio. ohne TAC)
293 Mio.
4/11
1324 Mio.
(1169 Mio. ohne TAC)
296 Mio.
1/12
1221 Mio.
(1077 Mio. ohne TAC)
286 Mio.
2/12
1218 Mio.
(1081 Mio. ohne TAC)
227 Mio.
3/12 1202 Mio.
(1089 Mio. ohne TAC)
152 Mio
4/12 1346 Mio.
(1221 Mio. ohne TAC)
272 Mio.
1/13 1140 Mio
(1017 Mio. ohne TAC)
390 Mio.
2/13 1135 Mio.
(1071 Mio. ohne TAC)
331 Mio.
3/13

1139 Mio.
(1081 Mio. ohne TAC)
297 Mio.
4/13

1266 Mio.
(1221 Mio. ohne TAC)
348 Mio.
1/14 1133 Mio.
(1087 Mio. ohne TAC)
313 Mio.
2/14
1084 Mio.
(1040 Mio. ohne TAC)
270 Mio.

3/14
1148 Mio.
(1094 Mio. ohne TAC)
6774 Mio.*
4/14
1253 Mio.
(1179 Mio. ohne TAC)
166 Mio.
* Beinhaltet 6,3 Milliarden Nettoerlös aus dem Verkauf von Alibaba-Aktien.

(ds)