Siemens bringt Übernahme von VA Tech unter Dach und Fach

Die VA Tech ist mit annähernd 17.000 Mitarbeitern und rund 4 Milliarden Euro Jahresumsatz der größte Technologie-Konzern Österreichs.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 6 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Siemens Österreich kann seit Mitternacht über mehr als 90 Prozent der VA-Tech-Aktien verfügen. Die VA Tech ist mit annähernd 17.000 Mitarbeitern und circa 4 Milliarden Euro Jahresumsatz der größte Technologie-Konzern Österreichs. Damit ist die größte Übernahme in der Industriegeschichte des Landes gelungen, sofern die Wettbewerbsbehörden der EU, Kanadas und der USA zustimmen. Die EU-Kommission erwägt eine genauere Prüfung des Falls, was mehrere Monate dauern würde. Eine diesbezügliche Entscheidung soll am kommenden Montag fallen.

Nachdem die Linzer Werkstatt Frieden & Solidarität am gestrigen Mittwoch Strafanzeige gegen den ÖIAG-Vorstand und die Kapitalvertreter im Aufsichtsrat eingebracht hat, muss sich auch die Staatsanwaltschaft mit dem Deal beschäftigen. Die ÖIAG ist die Privatisierungsholding Österreichs und hatte mit dem Verkauf ihrer 14,7 Prozent an der VA Tech die Übernahme ermöglicht. Den Managern wird Untreue vorgeworfen, da sie bei dem Verkauf die Auflagen des ÖIAG-Gesetzes nicht beachtet hätten. Weder gäbe es nun einen österreichischen Kernaktionär, noch würden Arbeitsplätze gesichert, noch Forschungs- und Entwicklungskapazitäten ausgebaut, noch der österreichische Kapitalmarkt gestärkt. Die Werkstatt lehnt Siemens als neuen Eigentümer grundsätzlich ab: "Siemens verdient bei Rüstungsprodukten wie dem Kampfbomber Eurofighter und an den Kriegsschauplätzen am Golf und in Afghanistan und ist gemeinsam mit der französischen Framatome einer der größten Atomkraftwerksproduzenten."

Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als würde Siemens das gesteckte Ziel von 90 Prozent der Stimmrechte verfehlen. Erst die Erhöhung des Angebotes von 55 auf 65 Euro pro Anteilsschein brachte den Umschwung. Insgesamt wird Siemens damit rund eine Milliarde Euro auf den Tisch legen müssen. Normale Aktionäre müssen allerdings bis Juli auf ihr Geld warten. Nur die großen Profi-Investoren wie Goldman Sachs, Fidelity und Eureka haben ihre Aktienpakete an Banken verkauft, um sofort Geld zu bekommen. Da die Offerte von Siemens erfolgreich war, gibt es für bislang untätige Teilhaber noch zehn Börsentage Nachfrist, um ebenfalls ihre Aktien anzubieten.

Siehe dazu auch:

(Daniel AJ Sokolov) / (jk)