Skoda Enyaq 2024: Mehr Reichweite und Leistung

Skoda überarbeitet das erfolgreiche E-SUV Enyaq erstmals umfassend. Das Update bringt eine Reihe von tatsächlichen Verbesserungen mit.

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Skoda Enyaq Coupé 2024

(Bild: Skoda)

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Es war im Frühjahr dieses Jahres: In einem Skoda-Autohaus hatte ein Verkäufer Zeit und war in Plauderlaune. Auf die Frage, wie schnell ein Enyaq lieferbar wäre, antwortete er überraschend offenherzig. Derzeit nehme man keine Bestellungen mehr entgegen, weil das Modell vor dem anstehenden Facelift im Prinzip ausverkauft sei. Genau das hat Skoda nun vorgestellt, und die Überarbeitung des sehr erfolgreichen E-SUVs bringt tatsächlich ein paar sinnvolle Updates mit. Skoda zieht damit jene Neuerung nach, die VW in ID4 und ID.5 sowie Audi im Q4 e-tron schon vorgestellt haben.

Kleinere Aktualisierungen hatte es in der Vergangenheit immer mal wieder gegeben, nun folgt eine größere, die vor allem den Antriebsbereich betrifft. Vier Leistungsstufen sind im Enyaq ab sofort zu haben. Das Basismodell Enyaq 60 hat schon 132 kW und eine 58-kWh-Batterie, die sich mit bis zu 120 kW laden lässt. In der Vergangenheit spielte diese Ausführung im Verkauf nur eine Nebenrolle. Die meisten Kunden wählten ein Modell mit der größeren Batterie. Die hat 77 kWh netto und lässt sich in der Spitze mit bis zu 175 kW laden. Damit diese Ladeleistung auch bei unterschiedlichen Temperaturverhältnissen erreicht werden kann, lässt sich die Batterie endlich auch vorkonditionieren. Das klappt entweder manuell oder automatisch, wenn als Ziel im Navigationssystem eine Ladesäule eingegeben wird.

Skoda bietet den Enyaq weiterhin in zwei Karosserie-Ausführungen an. Das SUV-Coupé ist etwas teurer als das konventionelle SUV.

(Bild: Skoda)

Etwas unübersichtlich wird es im Detail bei den drei Leistungsstufen, die mit der großen Batterie kombiniert werden können. Skoda setzt den AP550 genannten E-Motor an der Hinterachse sein, der beispielsweise auch im VW ID.7 verbaut wird. Im Enyaq gibt es ihn allein als Hecktriebler (Enyaq 85), oder in Kombination mit einem 80-kW-Asynchronmotor vorn als Enyaq 85x. In beiden Fällen liegt die Systemleistung bei 210 kW. Warum Skoda das Allradmodell nicht wenigstens auf rund 220 kW Systemleistung hebt, wird vielleicht deutlich mit einem Blick auf das Topmodell, das die Strategen deutlich abgrenzen wollen.

Der Enyaq RS ist mit 250 kW nominell nochmals kräftiger, kann diesen Vorteil allerdings nur in einem kleinen Fenster voll ausspielen. Skoda kommuniziert das ganz klar: 250 kW sind nur abrufbar, wenn die Batterie zwischen 23 und 50 Grad Betriebstemperatur hat und der Ladestand bei mehr als 88 Prozent liegt. Wenn diese Bedingungen nicht erfüllt sind, können "nur" maximal 210 kW abgerufen werden.

Das von den meisten Kunden gewählte Standardmodell wird erheblich flotter, denn 60 kW mehr bleiben naheliegenderweise nicht ohne Folgen bei den versprochenen Werksangaben. Mit 6,7 Sekunden deklassiert der Neue seinen direkten Vorgänger im Standardsprint um zwei Sekunden. In der Höchstgeschwindigkeit setzt Skoda in allen Enyaq jenseits des Basismodells erst bei 180 km/h weiterem Treiben ein Ende.

Mehr Leistung bedeutet in einem Elektroauto nicht zwangsläufig einen deutlich höheren Verbrauch. Stellantis hat das mit einem überarbeiteten E-Antrieb gerade vorgemacht, Volkswagen vollzieht einen ähnlichen Schritt. Im WLTP nennt Skoda für den Enyaq 85 einen Stromverbrauch von 14,9 bis 15,8 kWh, für den bisherigen Enyaq 80 lag die Werksangabe im Zyklus bei 14,3 bis 20,8. Obwohl der Minimalverbrauch nicht gesunken ist und der Energiegehalt der Batterie identisch blieb, verspricht Skoda eine etwas größere Reichweite: statt 543 soll es maximal 563 km sein.

Natürlich vollzieht sich mit dieser Überarbeitung auch im Enyaq ein Generationswechsel beim Infotainmentsystem. Mit einer frischen Softwarebasis sollen endlich alle bisherigen Leiden geheilt werden. Alles soll schneller reagieren, sich einfacher bedienen lassen und stabiler laufen als bislang. Was sich vorab schon sagen lässt, ist ein Fortschritt an der Oberfläche. Es gibt nun Flächen auf der obersten Menüebene, die sich mit oft genutzten Funktionen individuell belegen lassen, zumindest innerhalb gewisser Grenzen.

Dieses Bild zeigt den Innenraum der im Enyaq neuen Luxus-Ausstattung "L&K".

(Bild: Skoda)

Grenzen der Freiheit werden auch bei der Konfiguration sichtbar, wobei das im Enyaq nicht neu ist. Zu den bisherigen Ausstattungslinien der namenlosen Basis, der Sportline und dem RS kommt mit der Überarbeitung noch die Luxus-Schiene L&K hinzu. Letztere bringt nahezu alle Pakete, die für die anderen Linien optional angeboten werden, ab Werk mit. Dann sich beispielsweise klimatisierte Massage-Ledersitze inklusive. Mit etwas Farbe und den letzten noch verbleibenden Optionen lässt sich der Preis eines Enyaqs auf mehr als 60.000 Euro liften.

Die meisten Kunden werden aber wohl unter dieser Marke bleiben. Das Basismodell kostet 44.200 Euro, für einen Zuschlag von rund 10 Prozent gibt es das Upgrade auf deutlich mehr Leistung und die große Batterie. Die 48.900 Euro, die Skoda für dieses Modell aufruft, dürften für die meisten Kunden der Ausgangspunkt sein. Je nach Anspruch kommt noch eines der Pakete hinzu, die jeweils aufeinander aufbauen. Sinnvoll kombiniert sollte so ein Enyaq für einen Listenpreis von rund 53.000 Euro zu haben sein. Interessenten dürfen zudem einerseits darauf hoffen, dass ein Enyaq demnächst wieder innerhalb halbwegs normaler Fristen zu haben ist, andererseits darauf, dass Verkäufer die Frage nach einem Nachlass nicht mehr grundsätzlich abschlägig beantworten. Schließlich hat Volkswagen derzeit an einigen Stellen offenkundig Probleme, die Produktion auszulasten.

(mfz)