Staatsanwalt bietet Angeklagten in HP-Affäre Handel an

In dem Gerichtsverfahren um die mutmaßlich illegalen Ermittlungsmethoden bei dem Computerhersteller Hewlett-Packard hat die Staatsanwaltschaft den Angeklagten offenbar einen günstigen Handel angeboten.

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Das Verfahren gegen die fünf Angeklagten in der HP-Schnüffelaffäre vor einem kalifornischen Gericht könnte eine überraschende Wende nehmen. Der Anwalt des beschuldigten Privatdetektivs Bryan Wagner hat nach übereinstimmenden Berichten erklärt, der kalifornische Staatsanwalt habe seinem Mandanten einen Handel angeboten. Wagner solle sich eines geringeren Vergehens schuldig bekennen, um einer Verurteilung in vier schwerer wiegenden Anklagepunkten zu entgehen. Auch Wagners vier Mitangeklagten soll der Handel angeboten worden sein.

Der Privatdetektiv muss sich zusammen mit der ehemaligen HP-Aufsichtsratschefin Patricia Dunn, dem ehemaligen HP-Manager Kevin Hunsaker sowie den Privatdetektiven Ronald DeLia und Matthew DePante wegen der Beteiligung an internen Ermittlungen gegen HP-Aufsichtsräte und Journalisten verantworten. Den Angeklagten werden Identitätsdiebstahl, Verschwörung, Betrug und illegale Verwendung von Computerdaten vorgeworfen. Für jeden Anklagepunkt drohen ihnen 10.000 US-Dollar Strafe und bis zu drei Jahre Haft. Mit der von Dunn und Hunsaker offenbar maßgeblich koordinierten Ermittlung sollte ein Informationsleck im Aufsichtsrat enttarnt werden, über das Interna an die Presse gelangt waren. Die Ermittler hatten sich dabei, so der Vorwurf der Anklage, illegaler Methoden bedient.

Mit dem Handel könnten die vier Angeklagten nun einer Haftstrafe entgehen. Für Wagner spielt das weniger eine Rolle. Er hat sich in einem ähnlichen Verfahren auf Bundesebene bereits schuldig bekannt und seine Kooperation angekündigt. Es wird damit gerechnet, dass sein Verfahren in Kalifornien nicht weitergeführt wird. Nach dem kalifornischen Gesetz darf gegen einen Angeklagten, gegen den in der gleichen Angelegenheit ein Verfahren auf Bundesebene läuft, nicht ein zweites Verfahren geführt werden.

Wagners Anwalt hat US-Berichten zufolge bereits die Einstellung des Verfahrens beantragt. Hunsakers Anwalt erklärte gegenüber der Los Angeles Times, sein Mandant sei unschuldig und verhandele nicht mit der Staatsanwaltschaft. Dunns Vertreter war den Berichten zufolge für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Sprecher des kalifornischen Staatsanwalts sowie der Bundesanwaltschaft wollten den Vorgang nicht kommentieren.

Für Experten wirft das angebliche Angebot der Strafverfolger Fragen auf. Es sei ungewöhnlich, dass der Staat einen so wichtigen Fall auf ein Vergehen herunterhandeln wolle, so der Tenor. Das könnte auf einen schwachen Stand der Staatsanwaltschaft schließen lassen. Andererseits sei aber auch denkbar, dass die Kalifornier den Rückzug antreten, weil weitere Verfahren auf Bundesebene in Vorbereitung seien.

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