Studie zum Automarkt: Steigende Umsätze, sinkende Margen

Die Autoindustrie fährt derzeit vergleichsweise magere Gesamtumsätze, aber satte Margen pro Auto ein. Das wird sich ändern, prognostiziert eine Studie.

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Neuwagen sind perspektivisch wieder schneller verfügbar, bleiben aber teuer.

(Bild: Hyundai)

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Erst Corona, dann ein Mangel an Teilen: Die Autoindustrie hat in den vergangenen Jahren tiefe Einschnitte hinnehmen müssen. Ein Trost blieb ihnen in der Krise allerdings, denn die Margen pro Auto waren bei einigen Firmen rekordverdächtig. Damit dürfte, so prognostiziert es eine Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY), bald Schluss sein. "Die Zeiten der Traummargen sind bald vorbei", sagte EY-Branchenberater Peter Fuß auf Basis einer veröffentlichten Analyse von Kennzahlen der weltweit 16 größten Autokonzerne.

In Zeiten knapper Bauteile und Chips konnten es sich die Hersteller erlauben, teure Modelle in der Produktion zu priorisieren und margenarme Ausführungen ganz aus dem Sortiment zu nehmen. So ist beispielsweise der VW Golf (Test) seit einem Jahr nicht mehr mit dem 66-kW-Basisbenziner zu haben. Der Einstiegspreis für Deutschlands meistverkauftes Auto liegt mittlerweile bei fast 30.000 Euro.

Mit der zunehmenden Verfügbarkeit von Chips und anderen Bauteilen wird die Zahl der produzierten Autos wieder steigen. Damit sind wieder mehr Neuwagen im Umlauf und auch die Umsätze der Konzern steigen. Für die Verbraucher bedeutet ein größeres Angebot die Chance auf Nachlässe, die es zuletzt kaum noch gab. Insgesamt würde sich das Geschäft damit perspektivisch wieder in die gewohnten Bahnen begeben.

Doch genau das ist nicht absehbar. Trotz hoher Umsätze müssen sich Autohersteller der Studie zufolge künftig auf ein schwierigeres Geschäftsumfeld einstellen. Mit der Energiekrise und einer sich weltweit abzeichnenden Rezession trüben sich die Aussichten für die Autokonzerne weiter ein. Teure Energie trifft sie dabei doppelt: Einerseits verteuert sie die Produktion, andererseits mindern sie die Ausgabenbereitschaft der Kunden. Hinzu kommen enorm gestiegene Kosten für Rohstoffe, die Autohersteller an den Endkunden weiterreichen, wo immer das der Markt erlaubt. Da eine Entspannung auch bei den Material-, Logistik- und Energiekosten nicht in Sicht ist, scheint es unwahrscheinlich, dass die Preise für Neuwagen auf absehbare Zeit drastisch sinken.

Dabei sind die Aussichten auf eine wirtschaftliche Erholung nicht nur in Europa schlecht. Auf dem chinesischen Markt seien die Umsätze für die Großen der Branche im zweiten Quartal 2022 um 24 Prozent zurückgegangen, heißt es in der EY-Studie. BMW, Volkswagen und Mercedes-Benz mussten zusammen ein Minus von 19 Prozent hinnehmen. Weltweit sieht es offenbar besser aus: Von April bis Juni 2022 erzielten die Autohersteller deutlich höhere Umsätze trotz gesunkener Absatzzahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die durchschnittliche Gewinnmarge, also der Anteil des operativen Gewinns am Umsatz, ging jedoch von 9,8 auf 7,9 Prozent zurück. Damit näherte sich die Branche wieder den Zahlen vor der Pandemie an. Unter den deutschen Herstellern büßten vor allem Volkswagen und BMW an Profitabilität ein. Mercedes-Benz konnte den Wert aus dem Vorjahresquartal in etwa halten.

(mfz)