Telefónica O2: Neuer Deutschlandchef soll Wachstumskurs fortsetzen

Der bisherige CEO Jaime Smith verabschiedet sich mit einem soliden ersten Quartal in Richtung Madrider Konzernzentrale und hinterlässt seinem nun auch offiziell bestätigten Nachfolger ein Übernahmeangebot für den Konkurrenten Hansenet.

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Weichenstellungen bei der deutschen Telefónica-Tochter: Der Chef von Telefónica O2 geht Anfang Juni von Bord und kehrt zum Mutterkonzern nach Madrid zurück, gibt vorher aber noch ein Übernahmeangebot für den Konkurrenten Hansenet ab. Seinem Nachfolger Rene Schuster hinterlässt Jaime Smith Basterra, der erst vor knapp zwei Jahren in München angetreten war, einen umstrukturierten Mobilfunk- und Festnetzanbieter, der im ersten Quartal des Geschäftsjahres beim operativen Ergebnis zulegen konnte.

Der spanische Mutterkonzern Telefónica habe ein unverbindliches Angebot für Hansenet abgegeben, erklärte Basterra am heutigen Mittwoch in München und bestätigte damit entsprechende Spekulationen, die in der Branche schon eine Weile die Runde machen. Die Hansenet-Mutter Telecom Italia habe aber noch nicht reagiert. Mit den Italienern wird es der scheidende Deutschlandchef auch in Madrid zu tun bekommen: Smith soll als Direktor für strategische Allianzen die Geschäftsbeziehungen zu den Industriepartnern Telecom Italia, Portugal Telecom und China Unicom ausbauen.

Das Unternehmen bestätigte damit auch den bereits gestern gemeldeten Führungswechsel und stellte Rene Schuster offiziell als Smiths Nachfolger vor. Der Deutsch-Amerikaner übernimmt nach Stationen bei Unternehmen wie Hewlett Packard und der britischen Vodafone die Verantwortung für Telefónica O2 in München. Europachef Matthew Key freut sich über die "ideale Besetzung". Schuster soll nun "auf der soliden Wachstumsbasis aufbauen".

Smith verabschiedet sich mit einem soliden ersten Quartal aus Deutschland. Dank der anhaltend guten Nachfrage nach mobilen Datendiensten hat Telefonica O2 mehr Gewinn eingefahren: Der operative Gewinn ist nach Unternehmensangaben im ersten Quartal von 162,7 Millionen Euro im Vorjahr auf 202 Millionen Euro gestiegen. Der Umsatz kletterte um 3,6 Prozent von 855,1 auf 885,8 Millionen Euro. Der darin enthaltene Serviceumsatz mit Mobilfunkleistungen stieg um 0,6 Prozent auf gut 695 Millionen Euro.

O2 verzeichnete zum Quartalsende insgesamt 14,5 Millionen Mobilfunkkunden, die sich etwa zu gleichen Teilen auf die Bereiche Vertrag und Prepaid verteilen. Der durchschnittliche Umsatz pro Kunde (ARPU) befindet sich weiter im branchenweit zu beobachtenden Sinkflug und lag im ersten Quartal bei 15,90 Euro pro Monat (Vorquartal: 16,90 Euro, Vorjahresquartal: 17,70 Euro). Lediglich bei Datendiensten ist eine Steigerung des durchschnittlichen Umsatzes zu verzeichnen.

Mit nunmehr 232.000 DSL-Kunden kommt das Endkundengeschäft des Netzbetreibers trotz Wachstums nicht richtig in die Gänge. Die Übernahme des Konkurrenten Hansenet mit insgesamt rund 2,3 Millionen Kunden im Privat- und Geschäftskundenbereich (davon 1,75 Millionen Alice-Kunden) wäre ein deutlicher Schritt nach vorn. Allerdings ist Telefonica O2 nicht der einzige Bewerber, auch Vodafone und United Internet wird Interesse an Alice nachgesagt. Im DSL-Wholesale-Geschäft sind inzwischen 1,45 Millionen Kunden der verschiedenen Partner über das Telefónica-Netz angeschlossen, ein Wachstum von 71 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. (vbr)