Tollkühne Männer in ihren fliegenden Dosen: Die Apollo-Mondmissionen

Seite 2: Die Katastrophe: Apollo 1

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Am 27. Januar 1967 ereignete sich die erste große Katastrophe der US-Raumfahrt. Was als erster großer Schritt hin zur Mondlandung gedacht war und als erster Beweis für die Öffentlichkeit, dass das ehrgeizige Ziel erreicht werden kann, brachte das Apollo-Programm fast zu einem unrühmlichen Ende. Rund einen Monat vor dem geplanten Start der Apollo 1 erstickten während eines Tests die drei Astronauten Virgil Grissom, Edward White und Roger Chaffee in der engen Raumkapsel.

Grissom, White und Chaffee (v.l.n.r.) vor dem Unglück

(Bild: NASA)

Zum ersten Mal in der Geschichte der US-Raumfahrt waren Astronauten bei der Arbeit ums Leben gekommen. Sie hätten ihr Leben für das Land gegeben, sagte der damalige US-Präsident Lyndon Johnson. Die Katastrophe warf die US-Raumfahrt und das Apollo-Programm weit zurück, sorgte Experten zufolge aber langfristig für mehr Sicherheitsvorkehrungen für Astronauten.

Der Test am 27. Januar 1967 auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida sollte den für den 21. Februar 1967 geplanten ersten Start der Apollo-Raumkapsel auf der Spitze der etwa 68 Meter hohen Saturn-IB-Rakete simulieren. Doch um 18.31.03 Uhr Ortszeit berichtete Chaffee erstmals von einem Feuer in der Kapsel. Neun Sekunden später begann die Kabinentemperatur rapide zu steigen, dann fiel die Sauerstoffversorgung der Raumanzüge der drei Astronauten aus. "Erstickung durch Rauchinhalation" wurde als Todesursache festgestellt. Chaffee, Grissom und White hatten keine Chance.

Die Kapsel von Apollo 1 nach dem Brand

(Bild: NASA)

Den Gedanken an den Tod müsse man aus dem Gehirn verbannen, hatte Grissom noch kurz zuvor gesagt. "Es gibt immer die Möglichkeit eines katastrophalen Fehlers, natürlich, das kann auf jedem Flug passieren, auf dem letzten oder dem ersten."

Ein Feuer, ausgelöst durch ein Versagen im elektrischen System, war die Unfallursache, wie später umfangreiche Untersuchungen zeigten. Dahinter steckte aber deutlich mehr: Mangelhafte Qualitätskontrollen, technische Unzulänglichkeiten der Apollo-Kabine wie zu geringer Schutz gegen Feuer und zu umständliche Ausstiegsprozeduren, falsche Einschätzung der Gefährlichkeit des Versuches und fehlende Notfallpläne. Vieles davon war wohl dem Zeit- und Erfolgsdruck geschuldet, den sich die NASA angesichts des Raumfahrt-Wettrennens mit der Sowjetunion selbst auferlegt hatte.

Virgil Grissom, Edward White und Roger Chaffee (v.l.n.r.) im Simulator

(Bild: NASA)

Zwanzig Monate flogen danach keine bemannten Apollo-Kapseln ins All. Anstelle dessen war Fehleranalyse angesagt. "Von jetzt ab wird die Flugüberwachung für zwei Eigenschaften bekannt sein: hart und kompetent", sagte NASA-Manager Gene Kranz damals. "Hart bedeutet, dass wir für immer für das verantwortlich sind, was wir machen und was wir nicht machen. Wir werden unsere Verantwortung nie wieder kompromittieren. Kompetent bedeutet, dass wir nichts mehr als gegeben hinnehmen werden. Die Missionsüberwachung wird perfekt sein."