Verbrenner vor dem Aus: Autohersteller bewerten das unterschiedlich
Das Ende von Verbrennungsmotoren ab 2035 in der EU wird nicht nur in der Gesellschaft kontrovers diskutiert. Auch die Hersteller sehen das unterschiedlich.
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Ein VW ID.3 an einer Ladestation in Bremen.
(Bild: heise online / anw)
- Martin Franz
- mit Material der dpa
Ab 2035 soll in der Europäischen Union keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden können. Damit würde der Bestand an Autos mit dieser veralteten Technologie nicht weiter wachsen. In der Autoindustrie wird dieser Fahrplan unterschiedlich bewertet. Einige Hersteller haben sich bereits vor diesem Beschluss ein Ausstiegsdatum gesetzt, was noch davor liegt. Peugeot, Citroën und Opel wollen ab 2028 keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr anbieten. Fiat, Renault, Ford und Nissan steigen ab 2030 aus. Bei Audi soll 2033 der letzte Verbrenner ausgeliefert werden.
Kritik von europäischen Hersteller-Verband
Doch es gibt auch Kritik an den Plänen der EU. Der Verband der europäischen Autohersteller (ACEA) hält dieses Ziel für "extrem ambitioniert" und verweist auf knappe Rohstoffe und das dünne Ladenetz. In der EU gebe es heute erst 307.000 Ladepunkte. Die Hälfte davon sei in Deutschland und den Niederlanden aufgestellt.
Das ist auch der Politik bewusst. Zwar beschleunigt sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur derzeit, doch sie hält mit der ebenfalls wachsenden Zahl an Elektroautos nicht Schritt. Derzeit werden die meisten Elektroautos an privater Infrastruktur geladen, doch wenn dieser Art der Individualmobilität dominieren soll, muss es ein viel breiteres Angebot an öffentlichen Lademöglichkeiten geben, als das aktuell der Fall ist.
China will erst 2060 vom Verbrenner lassen
Auf dem US-amerikanischen und den asiatischen Märkten dürften die europäischen Konzerne auch nach 2035 noch Verbrenner verkaufen, um nicht auf große Umsatz- und Gewinnanteile zu verzichten, sagt Branchenexperte Frank Schwope von der NordLB. "Schließlich ist nicht zu erwarten, dass sich die Elektromobilität bis dahin weltweit durchgesetzt haben wird. China beispielsweise plant das endgültige Aus für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor erst für das Jahr 2060."
Die deutschen Autohersteller sind unterschiedlich auf den Wandel bei der Fahrenergie vorbereitet. VW hat kein festes Ausstiegsdatum benannt und verweist auf die regionalen Unterschiede. Der Konzern rechnet damit, dass Kunden in Lateinamerika noch länger Benzin-, Diesel- oder auch Biosprit-Autos nachfragen. Bei VW erwartet man aber, dass das Interesse auch durch schärfere Gesetze stetig zurückgeht. Allein die kommende Abgasnorm Euro 7 dürfte Autos mit Verbrennungsmotor spürbar teurer machen.
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Spätestens ab 2035 dürften, so die Prognose vom Branchenführer VW, Elektroautos die Verbrenner verdrängen. 2030 soll die Hälfte des Modellangebots im Konzern auf E-Autos entfallen, die Marke VW will dann in Europa 70 Prozent der Autos als Stromer verkaufen.
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"Technologieklarheit" vs. "Technologieoffenheit"
Der letzte neue Audi mit Verbrennungsmotor soll 2025 vorgestellt und bis etwa 2033 verkauft werden. Es soll ein SUV für den amerikanischen Markt werden. Ab dann will Audi nur noch in China Verbrenner bauen und auch ausschließlich dort verkaufen. Wie es dann auf dem amerikanischen Markt weitergehen soll, kommuniziert Audi noch nicht. Während Audi-Chef Markus Duesmann "Technologieklarheit" fordert, wirbt BMW-Chef Oliver Zipse für "Technologieoffenheit".
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Zwar soll jeder zweite BMW bis 2030 ein Batterieauto sein, doch das EU-Verbrennerverbot ab 2035 hält er für falsch: "In der heutigen Zeit alles auf eine Karte zu setzen, ist ein industriepolitischer Fehler." Ob die notwendige Ladeinfrastruktur bis 2035 geschaffen werden könne, sei offen. Wie Europa den Zugang zu den Rohstoffen sicherstellen wolle, sei unklar. Hier drohten neue Abhängigkeiten.
Mercedes bis 2030 bereit
Bei Mercedes heißt es dagegen: "Bis 2030 sind wir bereit, überall dort vollelektrisch zu werden, wo es die Marktbedingungen zulassen." Vorstand Jörg Burzer sagte, man werde voraussichtlich um 2025 herum in den ersten Werken nahezu vollständig in die Elektromobilität hineinkommen. Neue Fabriken sollen dafür nicht errichtet werden, vielmehr will man die bestehenden mit der anstehenden Umstellung bei der Fahrenergie besser auslasten.
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(mfz)