Weniger ist mehr: Schärfentiefe auf aktuellen Kameraplattformen

Seite 6: Wahlfreiheit

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Bloßes Zahlenwerk allein kann für fundierte Kaufentscheidungen natürlich kaum genügen. So wird, wer gerne Portraits fotografiert, ein Objektiv mit 85mm Brennweite und Blendenöffnung f/1,4 zwar sicher zu schätzen wissen. Die meist erheblich günstigere Variante mit f/1,8 oder f/2 dürfte viele Fotografen aber ebenfalls zufriedenstellen, die eingesparten Hunderter dürfen dann anderen Teilen der Fotoausrüstung zugute kommen. Weitere Entscheidungshilfe hierfür oder für die Auswahl einer Kameraplattform können vielleicht die drei folgenden Bilderstrecken geben. Die dort gezeigten Montagen erlauben einen direkten Vergleich zwischen Auswirkungen verschiedener Blendenöffnungen und Brennweiten.


Vor allem fünf Sachverhalte werden beim Betrachten der für diesen Artikel zusammengestellten Testreihen und Tabellen deutlich: Kompaktkameras mit Sensoren der aktuell üblichen Typklassen von 1/1,66" und 1/2,33" erlauben keine nennenswerte Schärfetrennung. Die mit einem 1/1,66"-Sensor in dieser Hinsicht verbunden Vorteile sind marginal. Der Abstand zwischen Plattformen mit einem Unterschied der Bilddiagonalen bis etwa Faktor 1,5 ist zwar meist auf Anhieb erkennbar, für die fotografische Praxis aber nicht unbedingt ausschlaggebend.

Sehr viel größere Auswirkungen hat der Einsatz lichtstarker Objektive. Bereits eine um etwa 1,5 Blenden größere Anfangsöffnung schafft einen tatsächlich praxisrelevant erweiterten Spielraum zur Schärfegestaltung. Standardzooms haben in der Regel eine um etwa 2 bis 3 Blenden kleinere Anfangsöffnung als lichtstarke Festbrennweiten zwischen 50 und 85 mm.

Die Entscheidung zwischen einem f/1,4 und einem f/1,8 Normal- oder Portrait-Objektiv darf mit Blick auf die Schärfegestaltung durchaus nach Kassenlage fallen, die Vorteile eines f/1,4-Objektivs müssen in dieser Hinsicht nicht ausschlaggebend sein

Wenn es Bedenken zur Schärfegestaltung gab, wurden sie bislang meist mit Blick auf FourThirds geäußert. Grundsätzlich betrachtet, gibt es dazu zumindest im Vergleich mit APS-C nur wenig Anlass. Ernster zu nehmen ist die aktuell noch viel zu schmale Palette lichtstarker Festbrennweiten. Dies gilt aber ebenso für die APS-C-Plattformen Samsung NX und Sony NEX. Wer auf maximalen Spielraum zur Schärfegestaltung bereits in der Gegenwart keinesfalls verzichten will, kommt an den etablierten SLRs von Canon, Nikon, Pentax und Sony nicht vorbei. Es sei denn, das Budget lässt Raum für den Kauf einer Mittelformatkamera. (cm)