Zuverlässigkeit von Ladesäulen für Elektroautos: Deutschland nur im Mittelfeld

Ladesäulen sind in Deutschland öfter defekt als in vielen Nachbarländern. Vor allem alte Triple-Lader seien anfällig, besagt eine aktuelle Untersuchung.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 99 Kommentare lesen
Ladesäule

(Bild: Franz)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die öffentliche Ladeinfrastruktur in Deutschland wird vielfach hart kritisiert. Zu weitmaschig sei das Netz, zu unzuverlässig die Ladesäulen vor Ort. Die für den Hochlauf der E-Mobilität in der Breite dringend erforderliche Netzdichte soll mit einem Masterplan angegangen werden: Bis 2030 sollen deutschlandweit eine Million Ladepunkte in Betrieb sein. Wie zuverlässig das bestehende Netz ist, hat der Lade-App-Anbieter elvah ausgewertet. Im Vergleich zu seinen Nachbarländern landet Deutschland nur im Mittelfeld.

Elvah hat über 250.000 Ladesäulen registriert, deren Zustand per Live-Daten und Meldungen der App-Nutzer überwacht werden. Das Ergebnis: Die Quote der defekten Ladesäulen liegt hierzulande bei acht bis zehn Prozent. Damit belegt Deutschland im Vergleich zu den Nachbarländern nur den sechsten Platz. Am zuverlässigsten sind Ladesäulen in den Niederlanden, der Schweiz und Luxemburg. Auf der elvah-Skala von 0 bis 10 (wobei 10 fehlerfrei bedeutet) haben die deutschen Ladepunkte durchschnittlich einen Zuverlässigkeitswert von 6,3.

In den Spitzenreiter-Ländern wie die Niederlande erreichen die Stromtankstellen einen Wert von 7,3 beziehungsweise 7,2 (Schweiz und Luxemburg). Laut eigenen Angaben erhebt elvah während der Ladevorgänge jeden Monat mehr als 20 Millionen Daten und bewertet die Ladesäulen hinsichtlich Komfort, Popularität, Zuverlässigkeit und Nutzungserfahrung. Die Ergebnisse übersetzt das Unternehmen in den sogenannten elvah-Score.

Lesen Sie mehr dazu im Sonderheft "c't E-Autos"

EnBW, einer der größten Ladenetz-Betreiber hierzulande, kann diese Ergebnisse nicht nachvollziehen. "Unsere Ladesäulen haben eine nahezu durchgehende Verfügbarkeit", teilt EnBW mit und ergänzt: "Um die Verfügbarkeit unserer Ladeinfrastruktur zu gewährleisten, setzen wir zudem roamingfähige SIM-Karten ein, die bei Bedarf auf alternative Mobilfunknetze zugreifen können." Die häufigste Ursache, dass eine Ladesäule vorübergehend nicht funktioniert, seien defekte Bauteile. EnBW habe Monitoringsysteme installiert, die eine ausgefallene Ladestation unter Umständen automatisch entstören können und zudem eine detaillierte Fehlermeldung absetzen. "Sollte eine Vor-Ort-Reparatur nötig sein, behebt ein bundesweites Serviceteam die betroffenen Ladesäulen in der Regel binnen weniger Stunden den Defekt."

Die Daten von elvah belegen, dass eine Modernisierung der Ladesäulen-Infrastruktur an einigen Stellen notwendig erscheint. Vor allem die Triple-Charger, die drei Ladeanschlüsse verschiedenen Typs bereitstellen (AC-, CCS-, CHAdeMO-Anschluss) sind fehleranfällig. "Aus unseren Daten wissen wir, dass die meisten Triple Charger schlechter abschneiden als andere Ladesäulen. Die meist alten 50-kW-Lader haben derzeit einen durchschnittlichen Score von 5,4 und liegen damit unter dem anderer Ladesäulen-Typen“, sagt Sören Ziems von elvah. In der Rangliste der Zuverlässigkeit der deutschen Bundesländer liegen Hamburg (7,6), Berlin (7,1) und Mecklenburg-Vorpommern (6,9) vorn. Am Ende der Skala befinden sich Hessen (6,1) und Sachsen-Anhalt (5,9). Die rote Laterne geht nach Thüringen (4,8).

Zumindest bei der Netzdichte soll sich nun schneller als bislang etwas tun. Eine Million Ladepunkte sollen es bis 2030 deutschlandweit sein, heißt es in einem Masterplan der Bundesregierung. Davon ist man aktuell noch weit entfernt: Laut Bundesnetzagentur waren zum Stichtag 1. September 2022 insgesamt 68.275 Ladepunkte verfügbar. Wie verlässlich diese Zahl ist, kann schwerlich geschätzt werden. Die vor einem Jahr in Betrieb genommene Ladesäule in meiner Nachbargemeinde Soyen kennt die Bundesstatistik bis heute nicht.

(mfz)