Im Gebrauchtwagen-Check: Ford Fiesta Mk8

Der Fiesta ist seit Jahrzehnten eine feste Größe bei Ford. Billig ist er als Neuwagen jedoch nicht mehr. Was sollte man bei einem gebrauchten Fiesta beachten?

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Ford Fiesta Mk8

(Bild: Pillau)

Lesezeit: 8 Min.
Inhaltsverzeichnis

Der Ford Fiesta wurde gerade in einer sanft überarbeiteten Fassung vorgestellt. Die aktuelle Auflage ist seit 2017 im Handel und wurde seitdem immer mal wieder behutsam verändert. Nicht zuletzt, weil er als Neuwagen durchaus kein Schnäppchen mehr ist, lohnt der Blick auf den Gebrauchtwagenmarkt. Wir haben uns einmal angesehen, auf was man bei einem gebrauchten Fiesta achten sollte. Vorab: Dramatische Baustellen scheint es nicht zu geben, ein paar Kleinigkeiten allerdings schon.

Gerade die ersten Modelle des nach interner Zählung achten Fiestas hatten ein paar Kinderkrankheiten. Dazu zählt die Kofferraumabdeckung, deren Halter für die Schnüre ziemlich fragil ausgelegt waren. Nach einigen Beschwerden der Kunden gibt es eine verbesserte Version. Klagen gibt es auch immer mal wieder über eine schwankende Verarbeitungsqualität. In den Foren finden sich zahlreiche Einträge, die Klapper- und Knarzgeräusche beschreiben, und nicht jeder Ford-Händler scheint ambitioniert, dieses Konzert zu beenden. Es betrifft allerdings offenbar nicht alle Fiesta. Weit verbreitet ist auch ein erhöhter Verschleiß der Sitzbezüge und ein Türkantenschutz, der leicht bricht und mitunter zu zögerlich einfährt. Mal ganz davon abgesehen, dass er nicht gerade brillant platziert wurde.

Genau hinhören sollte der Interessent bei einer Probefahrt bei Geräuschen aus dem vorderen Fahrwerksbereich. Immer wieder werden Knack-Geräusche bemängelt. Auch ein Vibrieren, das sich bis in den Schalthebel überträgt, ist ein bekanntes Phänomen. Ford hat für den Fall einer Kundenbeanstandung also eine Routine hinterlegt, die der Händler abarbeiten muss. Gleiches gilt natürlich für die Rückruf-Aktionen, die den achten Fiesta betreffen. Dafür, dass dieser Kleinwagen erst seit 2017 auf dem Markt ist, erscheint die Liste auf den ersten Blick durchaus nicht kurz. Zu bedenken ist jedoch, dass bei vielen Maßnahmen nur wenige Fahrzeuge betroffen sind.

Gebrauchtwagen

Zwischen dem 5. und 20. Dezember 2017 liefen Fiesta vom Band, die einen fehlerhaften Bremskraftverstärker eingebaut hatten. Bei Ford läuft die Maßnahme unter dem internen Code 17U26. Im selben Jahr gab es Probleme mit der Servolenkung, die Ford mit einem Softwareupdate beseitigte – intern läuft das unter 17U24. In 2019 produzierte Fiestas entdeckte man falsch angezogene Schrauben der Rückbank-Befestigung und eine fehlerhafte Lenksäule, die im Extremfall zum Versagen der Servounterstützung führen könnte.

Ziemlich aktuell sind zwei Aktionen: Geprüft werden an Fiesta, die zwischen dem 5. Februar und dem 9. März 2021 gebaut wurde, die Aufrollmechanismen der Sicherheitsgurte. Bei starkem Bremsen sei es möglich, dass sie nicht richtig funktionieren, begründet Ford die mit dem Code 21S13 versehene Maßnahme. Im Sommer fiel zudem ein Kühlmittelleck im Automatikgetriebe auf – auch das wird derzeit abgearbeitet.

Ford Fiesta Gebrauchtwagen (13 Bilder)

Der achte Ford Fiesta brach nicht mit der Gestaltung seines erfolgreichen Vorgängers, sondern führte diese Linie fort.

Da der Fiesta noch recht jung ist, dürfte er zumeist bei einem Ford-Händler gewartet werden. Sofern dieser nicht schlampt, prüft er bei jedem Fahrzeug, was in die Annahme kommt, ob es offene Servicemaßnahmen gibt – schon im eigenen Interesse, denn damit verdient er Geld. Dennoch lohnt es sich, den Meister gezielt darauf anzusprechen.

Dass die Software des Infotainmentsystems hin und wieder ein Update verlangt, ist nicht nur bei Ford so. Wie bei der Konkurrenz auch finden sich leicht Klagen darüber, dass die Zusammenarbeit mit einigen Handy-Modellen nicht immer reibungslos klappt. Auch hier rate ich dazu, vor einer Unterschrift unter einen Vertrag darauf zu achten, dass der Händler das Auto in dieser Hinsicht auf einen aktuellen Stand bringt. Über solcherlei diskutiert es sich vor einem Kauf meist einfacher als danach.

Hinzu kommen natürlich auch bei einem relativ jungen Fahrzeug die unverzichtbaren Checks: Spaltmaße, Farbunterschiede zwischen lackierten Bauteilen, Laufbild der Reifen, Bremsen, Auspuff sowie die Unterlagen zum Auto wie HU-Bescheinigung und Werkstatt-Historie. Ein ordentlicher Verkäufer hat all das geordnet vollständig beisammen und nichts zu verbergen. Ein guter Verkäufer-Test ist auch der Wunsch, sich das Auto einmal von unten ansehen zu dürfen. Auch der Laie kann ein undichtes Getriebe erkennen.

In den vier Jahren, die dieser Fiesta auf dem Markt ist, gab es bei den Motoren einen regen Wechsel. Die gute Nachricht: Da sie größtenteils konzeptionell aus dem Vorgänger stammen, sind sie ausgereift und laufen in der Regel problemlos. Ausnahmen davon gibt es natürlich, doch keine der Maschinen hat ein grundsätzliches Serien-Problem. Den 1,1-Liter-Dreizylinder-Benziner ohne Aufladung gab es mit 52, 55 und 63 kW in vier verschiedenen Ausführungen.