Mangernachwuchs orientiert sich an Polit-Prominenz

Helmut Schmidt und Karl-Theodor zu Guttenberg gelten inzwischen als Alleskönner. Deutschlands Management-Nachwuchs traut den Politikern jedenfalls mehr als nur eine gute Darbietung auf politischer Bühne zu.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Politiker haben in Deutschland nicht den besten Ruf, Manager auch nicht. Das scheint aber nicht die einzige Gemeinsamkeit zu sein. Wie lässt es sich sonst erklären, dass der Manager-Nachwuchs sich gerne Vorbilder aus der politischen Szene sucht? Das hat zumindest eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 100 Nachwuchsführungskräften ergeben.

Sie wurden gefragt, wer ihrer Meinung geeignet wäre, ein "gutes Unternehmen" zu repräsentieren. Die Antwort: Alt-Kanzler Helmut Schmidt oder der amtierende Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Zur Auswahl standen prominente Persönlichkeiten aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Da ist es schon bemerkenswert, dass die Befragten zwar alle aus dem wirtschaftlichen Lager kamen, aber keinen der ihren auf die vorderen Plätze wählten.

So erhielt Helmut Schmidt 78 Prozent Zustimmung, gefolgt von Karl-Theodor zu Guttenberg mit 75 Prozent. Auf dem dritten Platz landete TV-Moderator Günther Jauch mit 63 Prozent – aber dem Mann traut man ja inzwischen jede Funktion zu. Dichtauf dahinter Fußballnationaltrainer Jogi Löw mit 62 Prozent, der immerhin eine Menge Erfahrung mit Budgets und Personalfragen mitbringt. Auf den Plätzen fünf und sechs finden sich mit Bundespräsident Christian Wulff (49 Prozent) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (41 Prozent) wiederum zwei Politiker.

Die Jungmanager trauen Prominenten aus Politik, Sport und Fernsehen aber nicht nur eher zu, dass sie eine Firma gut repräsentieren würden. Das könnte man noch verstehen, schließlich handelt es sich bei den gewählten um echte Medien- und PR-Profis und damit um eine durchaus gute Wahl.

Allerdings sehen die Jung-Manager auch bei der Frage nach persönlichen Vorbildern (Mehrfachnennungen möglich) vor allem Politiker (42 Prozent) vorn. 35 Prozent nannten außerdem Prominente aus Kultur, Sport und Medien als Vorbild. Immerhin 37 Prozent nannten Namen aus der Wirtschaft. 30 Prozent der Befragten brauchen keine Orientierung: Sie gaben an, gar keine Vorbilder zu haben.

Interessant auch die Ergebnisse bei der Frage nach den Gründen, was ein "gutes Unternehmen" eigentlich ausmacht. Für 80 Prozent der Befragten sind das "Nachhaltigkeit und Innovationskraft" und – deutlich stärker als bisher – Aspekte der Mitarbeiterorientierung. So erwarten 70 Prozent von einem guten Unternehmen Angebote für eine bessere Balance von Beruf und Familie sowie die "ständige Fortbildung" der Beschäftigten. Für flexiblere Arbeitszeiten in Unternehmen sprechen sich zwei von drei Nachwuchsmanagern aus. 47 Prozent denken, dass "wirtschaftlicher Erfolg" und eine solide Unternehmensfinanzierung künftig eine stärkere Rolle als bisher spielen werden. Allerdings erwartet nur eine Minderheit, dass sich "gute Unternehmen" verstärkt nicht-ökonomische Ziele setzen. So zählt ein größeres soziales Engagement nur für 39 Prozent der Befragten zu den Merkmalen vorbildlicher Betriebe der Zukunft, eine stärkere Orientierung an gesellschaftlichen Wertvorstellungen ist nur für 28 Prozent wichtig. Die künftige Managerelite benennt demnach zwar Prominente aus anderen Bereichen als Vorbild, tickt aber praktisch doch genauso wie die typischen Wirtschaftsbosse von heute. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)