Cupra Terramar im Fahrbericht: Flotte Alternative zum VW Tiguan​
Der Terramar ist im Grunde ein etwas fescher verpackter Tiguan, der als Plug-in-Hybrid im ersten Fahrbericht einen guten Eindruck macht.​
- Joaquim Oliveira
Im Aufstöbern von Lücken, die zuvor niemand bemerkte, kann man der Autoindustrie eine gewisse Kreativität nicht absprechen. Seats Submarke Cupra wagt sich diesbezüglich besonders weit vor, was nur auf den ersten Blick erstaunt. Der Zugriff auf die Plattformen des Volkswagen-Konzerns ermöglicht eine Vielfalt, die ein kleiner Hersteller allein nie stemmen könnte. Gemessen in industriellen Maßstäben kostet es vergleichsweise wenig, auf einer solchen Basis ein eigenes Modell auf die Räder zu stellen. Der gerade vorgestellte Terramar nutzt die Basis des VW Tiguan und muss sich seinen Platz zwischen den ähnlich großen Cupra-SUV-Modellen Ateca, Formentor und dem batterieelektrischen Tavascan suchen. Für eine erste Ausfahrt stand uns ein Terramar 1.5 e-Hybrid zur Verfügung.
Der Terramar ähnelt dem Tiguan nicht nur optisch, wenngleich Cupra mit einer etwas wild gestalteten Front und einem serienmäßigen Sportfahrwerk versucht, im Rahmen des Möglichen eigene Akzente zu setzen. Das SUV ist 4,52 m lang und 1,87 m breit. Der Radstand misst 2,68 m. Das reicht für ein anständiges Platzangebot. Für einen dritten Fondpassagier wird es trotz verschiebbarer Rückbank allerdings zu eng für die Füße. Der Kofferraum des von uns gefahrenen Plug-in-Hybrids fasst 450 Liter, in den anderen Modellen sind es 540 Liter.
Gutes Infotainmentsystem
Der Innenraum erscheint sauber verarbeitet und im mit reichlich Zusatzoptionen versehenen Probeexemplar auch hochwertig ausgekleidet. Das Basismodell wirkt schlichter. Funktional lässt sich dem Armaturenbrett kaum etwas vorwerfen. Fast alles ist dort, wo man es in einem modernen Auto erwartet. Ungewohnt ist anfangs der Startknopf im Lenkrad und der Wählhebel hinter dem Steuer. In die Bedienung des Infotainmentsystems muss man sich ein wenig einarbeiten, wobei Volkswagen das inzwischen erfolgreich vereinfacht hat. Auf hohem Niveau arbeitet mittlerweile auch die Sprachsteuerung.
Cupra Terramar Innenraum (3 Bilder)
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)Um das alles nutzen zu können, muss das "Digital Drive Paket" für 865 Euro geordert werden. Online-Dienste sind dann für drei Jahre kostenfrei dabei, zwei weitere kosten 70 Euro. Wie es ab dem sechsten Jahr weitergeht, steht noch nicht fest. Noch relativ neu bei Cupra ist der Zulieferer Sennheiser – die Zusammenarbeit begann im vergangenen Jahr mit einem Soundsystem für den Tavascan. Im Terramar klingt das System – gemessen am Aufpreis von 600 Euro – ausgezeichnet.
Straffes Fahrwerk
Unterwegs fällt rasch auf, wie direkt die Lenkung arbeitet, die eine gute Rückmeldung von der Fahrbahn bietet. Dabei sind die Voraussetzungen dafür alles andere als optimal. Im Terramar gibt es zumindest vorerst keinen Allradantrieb. Die Vorderräder müssen also Antriebs- und Lenkkräfte übernehmen. Vollkommen klar ist damit auch, dass sich eine Überforderung dieser Aufgaben leicht provozieren lässt. Mit dem alternativlosen Sportfahrwerk liegt die Karosserie 10 mm näher am Asphalt als im Tiguan. Erwartungsgemäß liefert es viel Rückmeldung von der Straße, wer gediegenen Federungskomfort sucht, ist hier falsch. In den Fahrmodi Performance oder Cupra tendiert die Angelegenheit ins Holprige. Das mag den Eindruck erwecken, man könne noch etwas schneller um Kurven fetzen. Spätestens dann, wenn diese nicht absolut eben sind, ist das allerdings eine Illusion – warum, hat mein Kollege Clemens Gleich schon vor vielen Jahren beschrieben.
Zum insgesamt etwas unnachgiebigen Fahrwerkseindruck trug auch die Bereifung bei. Bestückt war unser Auto mit 255/40 R20. Es mag nicht das extremste Beispiel sein, doch viel Flankenhöhe, die beim Dämpfen helfen, bietet dieses Reifenformat nicht. Hinzu kommt: Wer irgendwann als Ersatz keinen Pneus von Linglong oder Goodride, sondern einen Markenreifen haben will, kann in den meisten Fällen mit rund 650 Euro aufwärts für einen Satz rechnen.
Vorerst drei Antriebe
In der ersten Preisliste des Terramar sind drei Motoren aufgeführt, weitere sollen 2025 folgen. Schaltgetriebe, Diesel, Allrad oder ein batterieelektrischer Antrieb sind nicht zu erwarten. Basismodell ist der 1.5 eTSI mit 110 kW, der mindestens 43.020 Euro kostet. Deutlich kräftiger ist der 2.0 TSI mit 195 kW, der, besser ausgestattet, mit wenigstens 55.795 Euro allerdings auch erheblich teurer ist. Der von uns gefahrene Plug-in-Hybrid kostet mindestens 56.310 Euro.
Cupra Terramar auĂźen (3 Bilder)
Es ist noch gar nicht so lange her, da kombinierten die Plug-in-Hybride von Volkswagen eine geringe Reichweite, resultierend aus einer kleinen Batterie, mit einem hohen Stromverbrauch und langsamen Laden. Im vergangenen Jahr hat VW die Eckdaten heftig poliert. Davon profitiert auch der Terramar. Seine Batterie bietet einen nutzbaren Energiegehalt von 19,7 kWh. Die lassen sich an Wechselstrom dreiphasig mit bis zu 11 kW nachladen, an Gleichstrom sind sogar bis zu 50 kW möglich. Von 10 auf 80 Prozent sind an der DC-Säule bestenfalls 26 Minuten nötig, um den Füllstand von 10 auf 80 Prozent zu heben, verspricht Cupra. Die Reichweite im WLTP soll je nach gewähltem Reifenformat zwischen 110 und 120 km liegen. Im Jahresmittel dürften es in der Praxis eher rund 80 km sein, was gegenüber den bisherigen PHEVs von Volkswagen noch immer ein riesiger Schritt ist.
Plug-in-Hybrid mit mehr Reichweite als bislang ĂĽblich
Der langhubige 1,5-Liter-Vierzylinder leistet 130 kW und bietet ein maximales Drehmoment von 250 Nm. Der E-Motor steuert bis zu 85 kW bei. Er ist zwischen Verbrenner und Getriebe eingebaut. Die Systemleistung liegt bei 200 kW, das maximale Drehmoment des Verbunds bei 400 Nm. Wie nicht anders zu erwarten beschleunigt dieser Terramar bei Bedarf kräftig, wenngleich die Werksangaben mit 7,3 Sekunden im Standardsprint und 215 km/h Spitze in diesem Segment keineswegs herausragen. Der minimal schwächere und mit 1750 rund 150 kg leichtere Benziner im 2.0 TSI nimmt ihm im Sprint fast 1,5 Sekunden ab und schafft 243 km/h. Wer auf der Suche nach maximal flotten Fahrleistungen ist, findet hier eher seinen Kandidaten.
Alle anderen werden schnell feststellen, dass auch dieser PHEV Lust auf elektrische Antriebe macht. Die spontane und leise Beschleunigung macht das Fahren komfortabel und angenehm. Volkswagen hat mit höherer Ladeleistung und mehr Reichweite die elektrische Nutzung im Alltag stark vereinfacht. Man muss das Konzept aus Verbrenner und E-Motor nicht mögen, in vielen Fahrprofilen ergibt sich nun aber die Chance, vorrangig elektrisch zu fahren.
Zur Wahrheit gehört allerdings, dass der Kunde für den Preis eines Terramar e-Hybrid selbst bei Volkswagen auch ein rein elektrisches Auto in dieser Größe bekommt. Im Konzern rechnet man jedoch damit, dass eine relevante Zahl von Kunden auf absehbare Zeit weiterhin Interesse daran hat, keinen ausschließlich batterieelektrischen Antrieb zu kaufen. Und für diese Kunden ist der Plug-in-Hybrid, der auch im Terramar angeboten wird, ein deutlich besseres Angebot als die bisherigen PHEV-Modelle von Volkswagen.
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(mfz)