Elektroauto MG5 Electric im ersten Fahrbericht: Allein gegen die E-SUVs

Derzeit bietet nur MG einen Kombi mit Elektroantrieb an. Bei einer ersten Probefahrt wollten wir wissen, ob das allein reicht, um auf dem Markt zu bestehen.

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MG5 Electric

(Bild: MG)

Lesezeit: 5 Min.
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Manch einer mag daran verzweifeln: Nach den Vans scheinen Kombis die nächsten Opfer der SUV-Welle zu werden. Die nimmt mit tiefergelegten Coupes, deren Dachlinien ebenfalls abgesenkt wurden, inzwischen einigermaßen skurrile Formen an. Doch der Kombi ist global betrachtet nur in West-Europa noch erfolgreich, und selbst da laufen ihm die SUVs in allen Klassen den Rang ab. Abgesehen vom kommenden Opel Astra BEV hat kaum ein Hersteller einen batterieelektrischen Kombi in Planung. So ist es ausgerechnet eine chinesische Firma, die derzeit den einzigen E-Kombi anbietet. Wir waren mit dem MG5 Electric schon ein paar Kilometer unterwegs.

Optisch ist der MG5 kein Aufreger. Im Vergleich zu anderen Kombis dieser Größe wie dem Toyota Corolla Touring Sports oder dem Ford Focus Turnier wirkt er etwas hochbeinig. Im alltäglichen Straßenbild dürfte er kaum auffallen, es sei denn, der Beobachter registriert das nahezu gänzliche Fehlen von Antriebsgeräuschen. Mit 4,6 Metern ist er etwa so lang wie ein VW ID.4, ohne allerdings auch nur ansatzweise dessen Raumfülle bieten zu können. Sowohl für die Passagiere als auch im Kofferraum ist das Platzangebot erheblich kleiner, freilich ohne tatsächlich eng zu sein. Mit 479 Litern ist der Kofferraum allerdings nicht nur theoretisch, sondern merklich kleiner als beispielsweise in einem VW Golf Variant.

MG5 Electric (9 Bilder)

Der Innenraum ist arm an Tasten und dennoch funktional. Die Bedienung gelingt weitgehend intuitiv.

Das Interieur ist ordentlich verarbeitet. Wer hofft, beim Abtasten des Innenraums hochwertige Materialien zu finden, wird eher enttäuscht werden. Der MG5 richtet sich in dieser Hinsicht an Pragmatiker. Funktional ist dem Kombi kaum etwas vorzuwerfen, und das hebt ihn durchaus von manch einem Konkurrenten ab. Die Tasten auf dem Lenkrad machen stets sofort, was der Fahrer ihnen vorgibt – dem Verzicht auf Touch-Quatsch sei Dank. Das Kombiinstrument ist nicht überfrachtet und informiert so rasch über alles Wesentliche. Hinzu kommt ein serienmäßiges Infotainmentsystem samt Navi, dessen Grundfunktionen sich auch ohne Anleitung erschließen. Android Auto und Apple CarPlay sind schon im Basismodell ohne Aufpreis dabei, eingebunden werden können sie freilich nur über ein Kabel. Für ein Update des Autos wünschen wir uns das kabellos in Verbindung mit einem induktiven Lader. Vielleicht könnte dann auch jemand die bei entsprechendem Sonnenstand blendende Querleiste auf dem Armaturenbrett entsorgen.

Das stärkste Argument für den MG5 Electric ist sein Antriebsstrang. Angeboten wird er in zwei Konfigurationen. Mit 115 kW und 61,1-kWh-Batterie und mit 130 kW und 50,3 kWh. Technisch trennt die Speicher der Zelltyp: Die kleine Batterie setzt auf LFP-Zellen, die große auf NMC. Das dürfte Auswirkungen auf das Ladetempo insbesondere im Winter haben. Identisch ist bei beiden die maximale Ladeleistung: An Wechselstrom sind dreiphasig bis 11 kW möglich.

Die DC-Ladezeit bis 80 Prozent ist mit 40 Minuten ebenfalls gleich. In den Unterlagen wird die maximale Ladeleistung mit 87 kW angegeben – für beide Batterien. Eine Nachfrage bei MG ergab: Die kleine Batterie kann mit maximal 70 kW gefüllt werden. Ganz interessant: Der MG hat eine Steckdose für externes Zeug wie Elektrogrill, eBike-Ladegerät und ähnliches. Besser gelöst als bei vielen Konkurrenten ist auch der Ladeanschluss in der Mitte der Front: So stört im öffentlichen Raum kein seitlich herausragendes Ladekabel.

Unterwegs beweist die 115-kW-Version absolut ausreichendes Temperament. Leise und kraftvoll beschleunigt der MG5 und deklassiert auf diese Art ähnlich motorisierte Verbrenner. MG nennt 8,3 Sekunden im Standardsprint und 185 km/h Höchstgeschwindigkeit. Da der Kombi in der Praxis mit dem schwächeren Motor kaum langsamer ist, aber den etwas größeren Speicher mitbringt, dürfte er wohl Favorit bei den Kunden werden. Im WLTP nennt MG für diesen Antrieb, abhängig vom Reifenformat, eine Reichweite von 380 bis 400 km und einen Verbrauch zwischen 17,5 und 17,9 kWh/100 km. Weil die Frage immer mal wieder aufkommt: Der einfache Dreisatz aus Verbrauch und Reichweite im WLTP klappt unter anderem nicht, weil im Stromverbrauch auch die Ladeverluste enthalten sind. Weitere Hintergründe dazu können Sie in diesem Artikel nachlesen.

Unterwegs fällt auf, dass der MG mit sportlichem Gehabe nichts am Hut hat. Das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt und nicht darauf, den Kombi rasant um irgendwelche Kegel zu bringen. Leider sprechen die Dämpfer auf manch eine Unebenheit etwas ungelenk an. Zur allgemein eher gemächlichen Gangart passt auch die sehr leichtgängige, aber mitteilungsarme Lenkung.

MG5 Electric (4 Bilder)

Gefällig bis unauffällig: Optisch setzt der MG5 Electric ...

Der günstigste MG5 Electric kostet 35.490 Euro, von denen die komplette Förderung in Höhe von 9570 Euro noch abgezogen werden kann. Pauschal kommen noch 750 Euro Lieferkosten hinzu. Für diesen Preis hat der MG5 dann die kleine Batterie in Verbindung mit dem 130-kW-Motor. Wer die Version mit 115 kW und 61,1-kWh-Speicher bevorzugt, muss 3000 Euro mehr zahlen. Bereits die Basisversion "Comfort" ist unter anderem mit Sitzheizung, Navigationssystem und Klimaautomatik ausgestattet. Die Linie "Luxury" bietet für 1500 Euro mehr zusätzlich Dinge wie Regensensor, Lüftungsdüsen hinten, Kunstleder-Bezüge und einen elektrisch verstellbaren Fahrersitz.

(mfz)