Elektroautos: Aussicht auf mehr – Nio ET7​ im ersten Fahrbericht

Seite 2: Harmonisch komfortabel und agil

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Beim Fahrwerk mit den Luftfedern und den adaptiven Dämpfern schlägt sich der Nio ET7 ziemlich gut. Egal ob straffer (beim Sport+-Fahrmodus) oder weicher (bei Comfort), das Fahrwerk ist harmonisch abgestimmt und kommt mit allen Straßenbeschaffenheiten gut zurecht. Das macht sich vor allem auf dem Chef-Sessel hinten rechts positiv bemerkbar, auf dem man sich über viel Bein- sowie Kopffreiheit und wenig Vertikalbewegungen der Karosserie freut.

Die Mehrlenkeraufhängungen vorn und hinten bieten zudem souveräne Agilität. Nur wenn es mal schneller um engere Landstraßenkurven geht, lässt sich das Gewicht nicht verleugnen und der Nio ET7 schiebt harmlos über die Vorderachse. Dann zeigt sich auch, dass die gemütlichen Lounge-Sessel vorne eher zum Cruisen gemacht sind und nicht zum Fixieren des Fahrers. Die Lenkung agiert dabei aus der Mittellage heraus gewöhnungsbedürftig direkt, um mit wachsendem Lenkwinkel indirekter zu werden.

Fahrbericht Nio ET7 (5 Bilder)

Klinisch anmutende Leder-Plastiklandschaft mit großem Bildschirm und unnötig riesigem Pseudo-Tunnel.

Nicht nur das gute Fahrwerk, sondern auch ein Allradantrieb ist angesichts der Kraft von 480 kW und einem brachialen Drehmoment von 850 Nm fast schon eine Grundanforderung. Vorn wuchten – wenn es sein muss – eine E-Maschine mit 180 und hinten eine mit 300 kW die 2359 Kilogramm schwere Limousine aus dem Stand in 3,8 Sekunden auf 100 km/h. Abgeregelt wird das Tempo erst bei 200 km/h, das ist vergleichsweise viel für ein Elektroauto. Eine Rolle spielt das freilich fast nur noch in Deutschland.

Nio gibt einen Verbrauch von 19,3 bis 22,3 kWh/100 km an, wir kamen bei unserer Testfahrt, bei der wir länger auf Autobahnen unterwegs waren und auch mal die Höchstgeschwindigkeit ausprobiert haben, auf 18,9 kWh/100 km. Die 75 kWh-Akkus können per 11 kW-Wallbox oder an einem DC-Gleichstromlader mit nur maximal 130 kW gefüllt werden.

Das dauert dann eine halbe Stunde (10 bis 80 Prozent) und nur böse Zungen behaupten, es soll Kunden dazu bewegen, zu einer Tauschstation zu fahren. Denn wer es schneller haben möchte, bekommt (bald) als zusätzliche Möglichkeit einen Batterietausch innerhalb von fünf Minuten an einer Wechselstation. Die erste "PSS" (Power Swappig Station) steht in der Autobahn 8, am Rastplatz Zusmarshausen. Allerdings wird es noch etwas dauern, ehe ein dichtes Netz in Europa gespannt ist. Ende 2023 sollen es mehr als 120 sein.

Beim ET7 bleibt Nio seiner Maxime "Flexibilität ist das neue Premium" treu und setzt auf verschiedene Abo-Modelle. Mit einem flexiblen Vertrag kann man Auto und Batterie so oft wechseln, wie man möchte. Die monatliche Rate reduziert sich, wenn das Auto älter wird. Die Dauer liegt zwischen einem und fünf Jahren. Wenn man einen festen Abo-Vertrag für drei Jahre abschließt, kostet der Nio ET7 mit der 75-kWh-Batterie 1199 Euro im Monat. Die flexible Variante beginnt bei 1549 Euro, wobei die Rate mit zunehmendem Alter des Autos abnimmt.

(fpi)