Fahrbericht VW Caddy 2.0 TDI Style

Mit der fünften Generation bekommt der Hochdachkombi von VW die technische Basis MQB. Das verändert das kleine Nutzfahrzeug spürbar zu seinem Vorteil.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 20 Kommentare lesen
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Trotz der Konkurrenz durch die SUV bleiben Hochdach-Kombis bei Familien mit Kindern beliebt. Solche Autos bringen die Ansprüche von Familien mit Kindern, Handwerkern, Kurierfahrern oder Freizeitorientierten unter einen Hut. Völlig verschiedene Zielgruppen mit einer Gemeinsamkeit: Sie sind preissensibel. Sie bekommen den VW Caddy daher nicht in Luxusausstattung, dafür vorkonfiguriert als Stadtlieferwagen, Kombi, Kompakt-Van und Camper.

Erstmals basiert nun auch der Caddy auf dem modularen Querbaukasten des Volkswagen-Konzerns. In fünfter Generation präsentiert er sich äußerlich nahe der ersten Generation des Citroën Berlingo und mit einem Interieur fast auf Golf-Niveau. Was beides nicht unbedingt ein Lob für den Caddy verstanden werden sollte. Trotz einer gewissen äußerlichen Kontinuität mit dem Vorgänger ist VWs Hochdachkombi damit ein völlig neues Auto. Er bietet eine Fülle an Assistenzsystemen, die Bedienung mit ihrem hohen Anteil an Berührungseingabe und Bildschirmen kennt man vom aktuellen Golf, die Verarbeitung ist vergleichbar.

VW Nutzfahrzeuge rechnet damit, dass sich rund 90 Prozent der Kunden – privat wie geschäftlich – für einen der Selbstzünder entscheiden werden. Als Alternative ist als Basis der 84 kW (114 PS) leistende Ottomotor mit Turboaufladung erhältlich, 96 kW (130 PS) leistet ein bivalent ausgelegter Motor, der normalerweise Erdgas und wahlweise auch Benzin verbrennt, wie auch eine wohl erst ab 2022 erhältliche Version mit Plug-In-Hybrid-Antrieb.

Der Standard-Caddy ist 4,50 Meter lang – knapp zehn Zentimeter länger als sein Vorgänger, wovon über sieben Zentimeter dem Radstand und somit Innen- und Laderaum zugutekommen. Dem Caddy Maxi sieht man seine Gesamtlänge von 4,85 Metern deutlich an. Praktisch sind für alle Nutzungsarten die steileren Seiten und der damit besser nutzbaren Aufbau. Man denke nur an Innenregale.

Mit der neuen Karosserieform bietet er mehr Laderaum oder wahlweise eine dritte Sitzreihe, die ihn zum Siebensitzer macht. Der kurze VW Caddy kann bis zu 3,3 Kubikmeter laden, die Langversion maximal 4,0 Kubikmeter. Durch die breitere Schiebetür des XXL-Caddy kann in der Mitte eine Europalette eingeladen werden, eine zweite passt hinten quer dank einer neu konstruierten Achsaufhängung.

Deutlich moderner und sehr übersichtlich ist das neue Cockpit, auf Wunsch mit einem Display als Kombiinstrument und per Sprache zu bedienen mit einem bis zu zehn Zoll großen Multifunktionsbildschirm für Navigation und Bedienung der Fahrfunktionen. An die Tochslider und Taster an der Unterseite muss man sich jedoch gewöhnen. Besser als bisher unterstützen nun die Sitze mit einer entsprechenden Konturierung.

Fahrbericht VW Caddy 2.0 TDI Style (13 Bilder)

Wer man nicht genau genug hinschaut, könnte sich an einen Berlingo I erinnert fühlen.

Das erstmals verfügbare Panoramadach von immerhin 1,4 Quadratmetern Fläche lässt sich leider weder öffnen noch mit einer Innenjalousie verschatten. Bei starker Sonneneinstrahlung dürften Blendung und Hitze stören. Unpraktisch: Zwar werden mit der fünften Caddy-Generation Zuziehhilfen eingeführt, eine elektrische Bedienung für die mächtige Heckklappe und die beiden Schiebetüren sind selbst bei den teuren Pkw-Versionen nicht erhältlich.

Wir fuhren den 2.0 TDI mit 90 kW (122 PS). Der Durchzug ist dank 320 Nm bereits ab 1600/min sehr ordentlich und die Abstimmung mit dem siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebe passt. Trotzdem könnte der Caddy bei voller Beladung oder beim Überholen etwas mehr Kraft vertragen, denn er wiegt bereits 1,7 Tonnen leer und ohne Zusatzausstattung. Die Zuladung liegt bei 525 Kilogramm für das gefahrene Modell, viel weniger als grundsätzlich möglich, dafür aber komfortabler gefedert.

Dass die Geräuschdämmung bei Autos mit einem großen Innenraum schwieriger ist, beweist auch der Caddy 5, obwohl er im Vergleich zu seinem Vorgänger gerade bei hoher Geschwindigkeit leiser ist. Der Unterschied zum viel ruhigeren VW Golf bleibt aber hörbar.

Deutlich verbessert zeigt sich das Fahrverhalten im Vergleich zum Vorgängermodell. Einlenkverhalten und Komfortniveau sind deutlich besser als bisher. Kein Wunder, denn der VW Caddy fährt mit der Vorderachse des Golf 8 und hat auf Wunsch auch die meisten seiner Fahrerassistenzsysteme. Die Hinterachse – eine längslenkergeführte Starrversion mit Panhardstab – wirkt auch ohne Beladung nicht mehr derart stößig wie bisher.

Und das trotz der Leichtmetallräder auf dem Testwagen in 18 Zoll Größe, die mit Reifen in 225/45 R18 geringere Flankenhöhen zulassen, als man sie eigentlich auf einem Nutzfahrzeug erwarten würde. Der einzige Grund für solche Dimensionen ist, dass man sie verkaufen kann. Serie sind Stahlräder in 6,5 J x 16, die immerhin mit 205/60 R16 bestückt sind.

Ab kommendem Jahr wird der Caddy wieder mit dem vom Frontantrieb abgeleiteten automatisch zuschaltenden Allradantrieb mit Lamellenkupplung erhältlich sein, der sich nicht nur bei Post und Lieferdiensten in den Bergen einer großen Beliebtheit erfreut. Leider soll dieser nur als Handschalter angeboten werden.

Dass es die Plug-In-Hybridversion, die erstmals einen E-Antrieb von 90 kW mit dem 1,5 Liter großen Ottomotor koppelt, noch im kommenden Jahr den Weg zu den Kunden schafft, gilt als unwahrscheinlich. Die elektrische Reichweite soll damit bis zu 100 Kilometer betragen. Die Nutzlast des Hybrid-Caddy von maximal 850 Kilogramm soll sich beim Plug-In-Hybrid aufgrund der großen Batterie auf nur mehr gut 600 kg verringern.

Der Basispreis für einen VW Caddy Eco Profi mit 75 kW (102 PS) und Sparausstattung liegt bei 25.044 Euro. Der deutlich besser ausgestattete Caddy Style kostet mit dem 122-PS-Diesel mindestens 32.297 Euro. Mit LED-Scheinwerfern, Doppelkupplungsgetriebe, Navigationssystem, Keyless Access und Winterpaket kommt der Preis schnell Richtung 40.000-Euro-Marke. Das kann einen schon mal nachdenklich Richtung Citroën Berlingo (alias Opel Combo oder Peugeot Rifter), Renault Kangoo (alias Mercedes Citan) oder Ford Tourneo Connect blicken lassen.

(fpi)