Navi-App Calimoto für Motorradfahrer im Dauertest: Auf der Suche nach Kurven

Seite 2: Flexibel – in gewissen Grenzen

Inhaltsverzeichnis

Beim Einfügen werden neue Zwischenziele automatisch in eine logische, sinnvolle Reihenfolge gebracht. Ein langer Tipp auf eine Stelle der Karte öffnet ein Menü, um für den ausgewählten Punkt ein neues Zwischenziel zu erstellen oder Start oder Ziel durch den neuen Punkt zu ersetzen. Dabei rastet der Pin beim Tippen auch clever auf der nächstgelegenen Straße ein, sodass dabei keine Zwischenziele entstehen, die außerhalb der Straße liegen.

Genau dieser Umstand hat uns bei einer Vergleichsausfahrt zu dritt in den Alpen viel Zeit gekostet, als ein Mitfahrer regelmäßig mit seinem Garmin zu kämpfen hatte: Die über Basecamp gesetzten Zwischenziele lagen nicht exakt auf der Straße, konnten dadurch nicht genau angefahren werden und wurden vom System somit auch nicht abgehakt. Das erforderte ständig das Anpassen der Route auf dem Gerät. Kann oder soll in Calimoto hingegen ein Zwischenziel mal nicht angefahren werden, reichen zwei Tipper auf den Bildschirm, um das nächste Zwischenziel zu überspringen.

Auch Routenänderungen sind unterwegs kein Problem: Wird die Navigation pausiert, öffnet sich die verbleibende Route in der Kartenansicht und Zwischenziele können ohne weiteres mit dem Finger verschoben, gelöscht oder eingefügt werden. Für jedes Routensegment, also mit jedem Zwischenziel, lässt sich jeweils ein anderes der vier Routenprofile auswählen.

Calimoto kennt auch jegliche POIs, Sonderziele für Motorradfahrer stehen direkt zur Auswahl.

Am Rechner geht die Routenplanung mittels Routenplaner im Browser noch einfacher von der Hand. Routen werden auf den Servern von Calimoto gespeichert und sind damit automatisch (Internetverbindung vorausgesetzt) am Smartphone verfügbar. Auch der Export (und Import) von GPX-Dateien ist möglich, um Routen für Mitfahrende mit klassischen Navis zu teilen. Calimoto-User können sich gespeicherte Routen einfach innerhalb der Plattform gegenseitig teilen. Eine Planung von mehreren tausend Kilometer langen Routen, erlaubt Calimoto hingegen nicht. Sie müssten auf Tagesetappen heruntergebrochen werden.

Mittels Offline-Karten kann auch ohne Internetverbindung navigiert werden. Neuberechnungen und Änderungen der Route klappen ohne Netz problemlos. Umfangreiche Routen bringen ältere Smartphones allerdings durchaus schon an ihre Belastungsgrenzen, wenn die Route bearbeitet und nicht online durch die Server berechnet wird. Reine Neuberechnungen während der Fahrt gehen meist noch problemlos.

So sehr sich Calimoto der Motorradgemeinde verschreibt, so schmerzlich vermisst man Funktionen, die sich mit gesperrten Strecken beschäftigen. Saisonale oder vorübergehende Sperrungen fehlen oft, für Motorräder (zeitlich) gesperrte Strecken kennt das System grundsätzlich nicht. Das kann also gerade an Wochenenden dazu führen, dass man vor einem Streckenverbotsschild Kehrt machen muss. Immerhin rechnet sich Calimoto meist recht zügig eine andere Route zurecht und akzeptiert in der Regel die spontan angefahrene Ausweichroute.

Mit einem Tipp erreicht man dieses Menü, das eine schnelle Integration dieser Zielkategorien erlaubt – mit den genannten Risiken in Bergregionen.

Nur in den seltensten Fällen, wenn daraus ein wirklich großer Umweg notwendig wurde, versuchte mich die App wieder auf die ursprünglich vorgesehene Strecke zurückzulotsen. Auch in diesem Fall ist die Route schnell pausiert und ein neuer Wegpunkt für eine Ausweichroute gesetzt. Die Stärke der App ist also ein Vorteil im Umgang mit ihren Schwächen. Doch selbst beim Klicken einer Ausweichroute ist nicht garantiert, dass man nicht doch wieder in eine andere für Motorräder gesperrte Strecke fährt, die über die Karte nicht ersichtlich ist. So erging es mir während einer Ausfahrt im Pfälzerwald, die mich von Sperrung zu Sperrung führte.

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Der Hersteller beruft sich dabei auf die von OpenStreetMaps zur Verfügung gestellten Daten, die solche Informationen nicht hergeben. Andere Datenquellen hierfür wären zumindest vorhanden oder ließen sich auch selbst aufbauen, da die Menge betroffener Strecken glücklicherweise überschaubar ist. Eine Datenbank mit 80  Prozent Trefferquote wäre immer noch besser, als der völlige Blindflug. Insofern muss man leider vor seiner Routenplanung in kritischen Regionen unbedingt selbst nach möglichen Streckensperrungen recherchieren. Die Kollegen vom Tourenfahrer etwa bieten hierfür eine Google Maps Karte an.

Auch bei der Suche nach Tankstellen kann ein solcher Blindflug entstehen. Über die Funktion "Nächste Tankstelle integrieren" wird genau das gemacht, was der Name verspricht: Die per Luftlinie nächste Tankstelle wird automatisch und ohne weitere Nachfrage in die Route integriert. In Gegenden mit hohen Bergen und dünnem Tankstellen- und Straßennetz kann das durchaus problematisch sein. Während einer Vogesentour strandete ich fast mit leerem Tank, als ich nach 20 Kilometern feststellte, dass die in die Route integrierte Tankstelle auf der anderen Seite des Vogesenhauptkammes lag. Den daraus resultierenden Weg hätte ich aufgrund der Streckenlänge und Topographie keineswegs mehr geschafft. Eine andere Tankstelle lag (Luftlinie) zwar weiter entfernt, war aber über eine deutlich kürzere Strecke zu erreichen.

Problem “Tankstellensuche”: Die Angabe der Entfernung als Luftlinie kann im Gebirge unzureichend sein.

Während einer laufenden Navigation bietet Calimoto sonst nur die Möglichkeit, nach Tankstellen entlang der Route zu suchen. Auch das hilft nur bedingt weiter, wenn möglicherweise erst 100 Routenkilometer später eine Tankstelle gefunden wurde, die das System als nah genug an der Route bewertet. Während einer Bergtour sollte für die Tankstellensuche also immer ein kurzer Stopp eingelegt, die Navigation pausiert und über die Kartenansicht händisch nach Tankstellen gesucht werden.