Praxistest: Reisezooms für Canon-SLRs

Seite 2: Wie viel Zoom braucht der Mensch?

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Puristen schwören auf Festbrennweiten, also Objektive, die nur eine einzige Brennweite besitzen (z.B. 50 mm für ein "Normal" an Vollbild, an einer APS-C-Kamera bräuchte man für die selbe Bildwirkung etwa 31 mm). Solche Objektive lassen sich optimal genau für diese Brennweite berechnen und sind unerreicht scharf, lichtstark, verzeichnungsfrei und teilweise auch preiswert. Aber man muss sich mehrere davon anschaffen und diese während der Aufnahmen häufig wechseln, und die Gesamtkosten liegen höher. Amateure kann man damit kaum hinter dem Ofen hervorlocken – die wollen auf jeden Fall ein Immerdrauf-Zoom, und dieses soll auch noch möglichst billig sein.



Tatsächlich zahlt man bei den billigen und kompakten Superzooms am anderen Ende drauf, durch geringere Bildqualität. Soll man deshalb solche Objektive grundsätzlich meiden? Oder kann man sie – bei beschränktem Budget oder für Urlaubsreisen – als praktische Alternative guten Gewissens anschaffen? Bildschirmfüllend, also auf die viel kleinere Bildschirmauflösung heruntergerechnet, sehen die Aufnahmen meist recht passabel aus, krasse Qualitätsunterschiede machen sich erst bemerkbar, wenn man die Bilder in Originalgröße aufzieht. Dabei sieht man aus einem im Original 4752 × 3168 Pixel großen Bild (EOS 50D oder 500D) nur einen (je nach Monitor) beispielsweise 1280 × 1024 Pixel großen Ausschnitt: Dieser offenbart alle Fehler von Objektiv und Kamera. Wenn Sie auf die unten gezeigten Bilder klicken, erhalten Sie eine Wiedergabe mit einer Breite von 1000 bis 2000 Pixeln mit Ausschnitten im Maßstab 1:1 (also entsprechend 100%).

Was nutzt eine katastrophal hoch auflösende Kamera mit 15 Megapixeln, wenn das Objektiv, das man daran verwendet, kaum für 8 Megapixel genug Schärfe liefert? Dann reicht auch eine Kamera mit weniger Auflösung – 8 oder10 MP zum Beispiel – oder man betrachtet das Reisezoom tatsächlich als Kompromiss und hat noch einige bessere Objektive in petto, die man einsetzt, wenn es nicht in erster Linie auf die Gepäckreduktion, sondern auf hohe Qualität ankommt. Wer Bilder im Internet publiziert, als Papierfotos ins Album klebt, und selbst wer mal im Format A4 (Schreibmaschinenpapier) oder auch A3 für eine Ausstellung vergrößert, ist mit den bis vor kurzem üblichen 10 oder 12 Megapixeln ausreichend bedient. Mehr Pixel kosten mehr Speicher, bringen aber keinen Schärfegewinn, wenn das Objektiv diese gar nicht liefern kann.

Würde man einen Sensor für das volle Kleinbild-Filmformat von 24 × 36 mm mit derselben Pixeldichte bauen, den die gegenwärtigen 15-MP-APS-C-Sensoren bei ca. 14,8 x 22,2 mm haben, ergäbe das über 38 Megapixel! Das ist weit jenseits dessen, was mit Film in diesem Format jemals möglich gewesen wäre. Daher kann man auch nicht erwarten, dass für das Vollformat gerechnete Objektive diese hohe Auflösung überhaupt schaffen. Umgekehrt würden aus 15 Megapixeln im Vollformat bei APS-C weniger als 6 MP. Der Faktor ist also 1,6² (oder 1,5² bei Nikons DX-Format). Hier sind speziell für die kleineren Aufnahmeformate gerechnete EFS- (Canon) oder DX-Objektive (Nikon) gefordert.

Ein Objektiv hat seine beste Schärfe in einem bestimmten Blendenbereich, der von der Konstruktion des Objektivs abhängt und in der Regel ein bis drei volle Blendenstufen unter Offenblende liegt (siehe Wechselspiel Zeit und Blende). Zur Vereinheitlichung und Übersichtlichkeit der Ergebnisse haben wir die Objektive außer bei Offenblende noch bei Blende 8 verglichen (ein gängiger Wert, um bei ausreichend Licht und mittlerer Schärfentiefe noch verwacklungsfrei zu fotografieren). Nun kann es sein, dass die Schärfe – vor allem am Rand – bei Offenblende gegenüber dieser Referenzblende drastisch abnimmt. Bei manchen Objektiven bleibt sie dagegen fast gleich. Dabei bedeutet Offenblende, also die größtmögliche Blendenöffnung, bei hochwertigen Zoomobjektiven meist Blende 2,8, bei Reisezooms üblicherweise 3,5, bei Teleobjektiven manchmal nur Blende 4. Auch muss man professionelle Objektive mit konstanter Lichtstärke, beispielsweise das EF-S 17-55/2,8, von solchen unterscheiden, die im Weitwinkelbereich eine größere Lichtstärke (mit kleinerer Blendenzahl, etwa 3,5) als im Telebereich aufweisen, wo diese auf schwache 5,6 oder gar 6,3 absinkt. Bei den lichtschwachen Zooms tritt im Sucher vor allem im Telebereich die Struktur der Mattscheibe körnig hervor, eine Folge der kleinen Blendenöffnung.