Skoda Octavia RS iV im Test: Plug-in-Hybrid mit einer Schwäche
Der Skoda Octavia ist nicht nur, vor allem aber als Firmenfahrzeug gefragt – und da besonders als Plug-in-Hybrid. Ein Test plus Kaufberatung.
Drei Octavia mit mindestens 150 kW hatte Skoda in der aktuellen Generation im Angebot, und alle haben gewissermaßen ihre Berechtigung. Der "kleine" Plug-in-Hybrid war die günstigste Möglichkeit, mit dem Octavia die derzeitigen Subventionen abzugreifen. Der RS mit dem 180 kW leistenden Zweiliter-Benziner ist als einziger konventionell motorisierter Octavia für jene im Sortiment, die derart viel Kraft in einem so pragmatischen Auto für nötig erachten. Das waren in der Vergangenheit erstaunlich viele, der RS mit seinem flotten Trainingsanzug ist immer noch gefragt.
Der Octavia RS iV ist so etwas wie eine Mischung aus diesen beiden. Aktuell gibt es die Plug-in-Hybride nicht mehr zu kaufen, doch auf dem Gebrauchtwagenmarkt sind beide gefragt. Mit einem Testwagen wollen wir deshalb nicht nur einen Fahreindruck liefern, sondern auch zeigen, worauf es bei einem gebrauchten Octavia mit Plug-in-Hybrid ankommt. Eine Baustelle zeichnet sich in dieser noch so jungen Baureihe ab und verdient besondere Beachtung.
Unterschiede zwischen PHEV und Verbrenner
Verdeutlichen sollte man sich zunächst, dass der Hybrid RS iV dem RS-Benziner zwar äußerlich gleicht, ihm beim Fahreindruck aber trotz identischer Maximalleistung keine Konkurrenz macht. Der Dress macht aus dem RS-PHEV nur optisch einen Sportler, beim Antrieb bleibt er dem konventionell eingekleideten Octavia iV sehr viel näher, als es 30 kW Unterschied in der Systemleistung vermuten ließen. Der 1,4-Liter-Benziner treibt im Verbund mit dem E-Motor den Kombi fraglos weit mehr als nur ausreichend flott voran, doch er erledigt brav seinen Job. Übermäßig ins Zeug legt er sich nicht. Richtig ist hier also vor allem, wer den RS-Look bevorzugt, auf Bestwerte bei der Beschleunigung aber verzichten kann.
Eingeschränkter Nutzen
Wer sich für den Plug-in-Hybridantrieb im Octavia-Combi interessiert, sollte ein paar Dinge bedenken: Mit 490 Litern ist der Kofferraum spürbar kleiner als in den Modellen mit alleinigem Verbrenner, die 640 Liter bieten. Zudem sind die Talente hinsichtlich der elektrischen Nutzung wie bei so vielen Plug-in-Hybriden nicht besonders ausgeprägt: Die Batterie ist nur 13 kWh groß, von denen sich etwa elf nutzen lassen. Je nach Wetterlage und Fahrstil kommt man damit zwischen 30 und 50 km weit, im Test bei rund 20 Grad Außentemperatur waren es maximal 47 km.
Skoda Octavia RS iV Technik (5 Bilder)
(Bild: Florian Pillau)
Der reale Strombedarf inklusive Ladeverlusten, also das, was Sie letztlich bezahlen müssen, richtet sich danach, wie geladen wird. An einer öffentlichen Ladestation oder einer privaten Wallbox waren es im Test etwa 11,5 kWh, mit dem serienmäßigen Ladeziegel rund 1,2 kWh mehr. Daraus folgt: 24,5 bis 27 kWh/100 km sind es bei frühsommerlichen Temperaturen mindestens. Wie immer gilt: Andere Bedingungen wie Frost und/oder eine rabiate Fahrweise treiben den Verbrauch problemlos deutlich höher.
Lahm-Lader
Ebenfalls nur durchschnittlich ist mit maximal 3,7 kW die Ladeleistung. Wenigstens gegen Aufpreis sollte es die Chance geben, den Speicher zweiphasig mit bis zu 7,4 kW füllen zu können. So blockiert der Octavia-PHEV unter Umständen stundenlang einen öffentlichen Lader.
Skoda Octavia RS iV (5 Bilder)
(Bild: Franz-von Ahn)
Wer nicht nachlädt, muss unter den geschilderten Bedingungen mit wenigstens 5,5 Litern/100 km rechnen, maximal waren es bei uns 8,4. Dafür muss man den kleinen Vierzylinder allerdings schon ziemlich scheuchen, was dieser etwas brummig und ohne besonderes Engagement abarbeitet. Unter die Kategorie "sicher gut gemeint" fällt der künstliche V8-Klang im Sport-Modus. Der tönt derart aufdringlich, dass ich kaum glauben kann, dass sich das einer ständig anhört. Noch schräger wird es, wenn dieser Sound die elektrische Fahrt begleitet.
Straff, gut berechenbar
Einen tatsächlich gelungenen Kompromiss hat Skoda beim Fahrwerk gefunden. Sicher, der RS iV ist etwas strammer abgestimmt als die zivilen Modelle, doch Skoda hat darauf geachtet, es nicht zu übertreiben. Das Ansprechverhalten auf kleine Unebenheiten ist sogar besser als vermutet, wenngleich niemand von dieser Ausstattungslinie einen erlesenen Federungskomfort erwarten wird. Andererseits bleibt der Combi insgesamt ein berechenbarer Familientransporter, der, sollte es der Lenker einmal übertreiben, sich als ein braver Untersteuerer erweist. Eine solche Abstimmung gewinnt sicher nicht alle Herzen von Menschen, die Autos gern flott um Ecken werfen, wirkt hier aber durchaus klug.
Skoda Octavia RS iV (10 Bilder)
(Bild: Florian Pillau)
Massive Elektronik-Probleme
Der aktuelle Octavia ist seit 2020 auf dem Markt. Noch ist es also zu früh für eine umfassende Beurteilung dessen, was bei Hauptuntersuchungen auffällig sein könnte. In Foren zeichnet sich ohnehin eine andere Baustelle ab. Wie alle Modelle auf dieser Basis kämpft auch der Octavia mit zum Teil massiven Problemen in der Elektronik. Besonders betroffen sind Assistenzsysteme und Unterhaltungselektronik. Die Volkswagen-Gruppe hat mit zahlreichen Updates reagiert, die die Probleme zum Teil gemildert haben.