Elektroauto VW ID.3 Pro Performance: erster Straßentest

Nach einigen Verzögerungen kommt der VW ID.3 nun in den Handel. Die ersten ausführlichen Fahreindrücke auf öffentlicher Straße machen Hoffnung.

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Elektroauto-Fahrbericht VW ID.3 Pro Performance

Volkswagens elektrische Zukunft soll mit dem VW ID.3 beginnen.

(Bild: VW)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Die Erwartungen an den neuen VW ID.3 sind hoch, soll das Modell doch die Wende zum massenhaften elektrischen Fahren für den Volkswagen Konzern einläuten. Nach ein paar technischen Problemen und einer seuchenbedingten Verspätung kommt er nun in den Verkauf. Die ersten ausführlichen Fahreindrücke auf öffentlicher Straße geben Anlass zu Hoffnung.

Fahrbericht VW ID.3 Pro Performance (15 Bilder)

Der ID.3 Pure als Basismodell hat eine Batteriekapazität von 45 kWh, die eine Reichweite bis zu 330 km im WLTP möglich machen soll.

Auf mehr als 300 Kilometern über Landstraßen, Autobahnen, Innenstadt und Dörfern hat der ID.3 im realen Alltag überzeugt. Er bietet Spaß am Autofahren. Lässig Cruisen wird mit seinem kaum hörbaren Antrieb und der leisen Karosserie zum Genuss. Sein Schwerpunkt liegt durch das Akkupaket niedrig, die Gewichtsverteilung ist nahezu ideal. Dank Heckantrieb bringt Kurvenfahren, gern auch mit sportlichem Herausbeschleunigen, wirklich Laune im ID.3. "Sportlich"? Dochdoch, aus dem Stand beschleunigt der ID.3 Pro Performance in 7,3 Sekunden auf Tempo 100.

Dabei hat man die Wahl zwischen dem Fahrmodus D, bei dem das Elektromodell bei losgelassenem Fahrpedal lang ausrollt und erst spürbar verzögert, wenn man das Bremspedal benutzt. Das ist ähnlich wie von herkömmlichen Autos gewohnt. Im B-Modus hingegen bietet der Antrieb ab einem bestimmten Pedalweg eine mit dem Loslassen ansteigende Rekuperation. Dann bremst die Stromrückgewinnung durch den E-Motor. Daran gewöhnt man sich sehr schnell und schaltet wohl kaum mehr um in "D".

Der Normverbrauch liegt zwischen 14,5 und 15,4 kWh. Nur wer längere Autobahnstrecken schnell zurücklegt, lässt die Normreichweite von bis zu 426 Kilometern mit dem mittleren Akkupaket spürbar schrumpfen. Wem die Reichweite zu klein ist, der kann das Akkupaket mit 77 kWh nehmen, das die Reichweite ohne Nachtanken an der Elektrozapfsäule auf stattliche 550 Kilometer verlängert. Die Topversion lädt mit bis zu 125 kW in einer halben Stunde für die nächsten 350 Kilometer Strecke. Gelegentliche weite Reisen verlieren damit etwas von ihrem Schrecken. Normalerweise lädt der ID.3 aber langsamer, wenn er am Wechselstrom hängt. Das Basismodell kommt serienmäßig mit einem zweiphasigen Ladegerät, mit dem in Deutschland 7,4 kW an Wechselstrom möglich sind.

Der Innenraum ist puristisch, im Vergleich zu einem VW Golf (Test) fast karg. Das Dreispeichenlenkrad ist modern und griffig, doch die Bedienung mit Touchmodulen ist nicht so einfach wie erhofft. Man muss sich darauf einstellen, dass für einige Funktionen gedrückt, für andere geschoben werden muss. Gewöhnungsbedürftig klein ist das Digitaldisplay hinter dem Lenkrad, Bedieninseln auf der Mittelkonsole sucht man vergeblich. Die Fahrstufen werden mit einem Drehschalter an der Instrumenteneinheit gewählt. Das Display hinter dem Lenkrad wird von einem Head-Up-Display ergänzt, dessen unterer Informationsteil etwas altbacken wirkt. Besser sieht es im oberen Teil aus, wo die Pfeile der Augmented Reality direkt auf der Straße zu liegen scheinen.

Der VW ID.3 bietet auf Golf-Fläche jede Menge Platz. Der zwischen 385 und 1267 Liter fassende Laderaum ist dabei nicht eigentlich vermeldenswert. Vorne wie hinten genießen die Passagiere jedoch sehr großzügige Platzverhältnisse für ein Auto der Kompaktklasse. Beine und der Kopf müssen dank des 2,77 Meter langen Radstandes kaum Einschränkungen auf sich nehmen. Spätestens die neuen Platzverhältnisse zeigen, wie sehr die E-Mobilität auch ein Gamechanger für die Struktur sein kann, wenn man wie Volkswagen eine eigene Elektroauto-Plattform entwickelt. Mit dem großen Akkupaket für 550 Kilometer Reichweite ist der ID.3 trotz des großzügigen Platzangebots allerdings nur noch ein Viersitzer.

Fahrbericht VW ID.3 Pro Performance (0 Bilder)

So modern und puristisch der Golf der Zukunft im Innenraum auch erscheint – es gibt die eine oder andere Detailschwäche. So sind die Sitze gut konturiert und wohlgeformt. Doch beheizen lassen sich diese nur vorn – im Fond kann man zwar auf eine getrennte Klimaregelung wohl verzichten, aber für die kalte Jahreszeit wäre eine Sitzheizung gerade in einem Elektroauto sehr angebracht. Die bietet bislang nur der größere VW ID.4, der ebenfalls noch in diesem Jahr offiziell vorgestellt werden soll. Die Heckklappe bleibt unmotorisiert, elektrisch öffnen und schließen lässt sich immerhin das Sonnenrollo des Panoramadachs – während das Dach selbst mit Hinweis auf ein allzu geringes Kundeninteresse leider geschlossen bleiben muss.

Der VW ID.3 wird zu Beginn in zwei Modellvarianten angeboten: „Pro Performance” mit einer Reichweite bis 426 Kilometer für 35.575 Euro und „Pro S” der – ebenfalls 150 kW / 204 PS stark – mit seiner 77-kWh-Batterie bis zu 550 Kilometer weit kommt. Er kostet mindestens 40.936 Euro. Anfang 2021 folgt eine leistungsschwächere Variante mit 107 kW / 146 PS. Serienmäßig sind zahlreiche Fahrerassistenzsysteme, LED-Scheinwerfer, Navigation, 10-Zoll-Zentraldisplay und 19-Zoll-Räder.

(fpi)