Emil und das Induktive

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Der elektrochemische Speicher ist mit 90 Kilowattstunden (kWh) großzügig auf der sicheren Seite. Das heißt: Auch bei voller Beladung, wenn der Innenraum geheizt oder gekühlt werden muss und selbst dann, wenn die Batterie über kalendarischen und zyklischen Verschleiß ihre Kapazität teilweise einbüßt.

Ein 18-Meter-Bus verbraucht 50 bis 55 Liter Dieselkraftstoff pro 100 Kilometer. Vier Millionen Liter nimmt die Braunschweiger Verkehrs-GmbH pro Jahr ab. Genaue Zahlen für den Batterie-elektrischen Bus liegen noch nicht vor. Im Probebetrieb lag der Stromkonsum bei gut 150 Kilowattstunden pro 100 Kilometer; weil die Tests ohne Gäste gefahren werden, rechnet man im Alltag eher mit 200 Kilowattstunden. Die Kapazität der Batterie und damit die Reichweite sind also konservativ und vorsichtig ausgelegt – tendenziell lassen sich die Größe und damit die Kosten reduzieren.

Einfachheit in Aufbau, Betrieb und Bedienung

Der eigentliche Clou aber ist die Schnellladung am Hauptbahnhof. Die Leistung des berührungslosen Systems „Primove“ von Bombardier beträgt 200 Kilowatt (kW). Die Standzeit von elf Minuten ist also mehr als ausreichend, um Strom für die nächste Runde in den Bus zu schaffen. Dazu hält der Fahrer über einer kaum sichtbar im Boden eingelassen Ladeplatte. Über einen Touchscreen im Cockpit gibt er den Befehl ein, die Sekundärspule an der Unterseite des Busses einige Zentimeter abzusenken, um den Abstand zur Ladespule zu verringern. Weil hier mit hohen Frequenzen gearbeitet wird, sind die Verluste niedrig: Eine kabelgebundene Lösung kommt auf 92 bis 94 Prozent Wirkungsgrad, beim induktiven Laden sind es gut 90 Prozent.

Für einen Verkehrsbetrieb hat die unauffällige Ladeplatte viele Vorteile: „Wir haben sehr wenig Schwierigkeiten bei der Genehmigung, müssen keinen Vandalismus fürchten, und die Lösung ist für die Busfahrer komfortabel und sauber“, sagt Projektleiter Brandt. Alternative Schnellladesysteme, zum Beispiel mit einem Pantografen als Stromabnehmer an einer Haltestelle, haben neben der Problematik der Stadtgestaltung einen höheren Verwaltungs- und Wartungsaufwand. Die Induktion überzeugt dagegen durch die Einfachheit in Aufbau, Betrieb und Bedienung.